ARD: Olympia-Live-Streams waren Sondersituation geschuldet

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Das Konzept, die Olympischen Spiele von den Digitalkanälen ins Internet auszulagern, hat sich für die ARD zwar rentiert, dennoch hält die Rundfunkanstalt trotz aller Vorteile des Internets eisern an ihren Digitalkanälen fest. Die Live-Stream-Entscheidung sei vielmehr den besonderen Umständen von Olympia geschuldet gewesen, wie ARD-Sprecher Stefan Wirtz im Interview mit DIGITALFERNSEHEN.de erklärte.

Die Übertragung der Olympischen Spiele wurde dieses Jahr erstmals zum Großteil ins Internet ausgelagert. Wird die ARD bei großen Live-Berichten auch zukünftig auf Live-Streams zurückgreifen?
 
Stefan Wirtz: Die weitreichende Übertragung der Olympischen Spiele im Internet war eine Sondersituation, denn Olympia hat ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: die Zuschauerinnen und Zuschauer sollten bei der großen Anzahl der Sportarten in jedem Fall die Möglichkeit haben, „ihre“ Favoriten live zu verfolgen. Diese Entscheidung haben im Vorfeld die Intendantinnen und Intendanten gefällt – und auch künftig wird für solch großräumige Übertragungen im Internet ein ARD-Beschluss nötig sein.
 
Für London 2012 kann man sagen: Die Entscheidung, von den Digitalkanälen auf Live-Streams im Internet zu setzen, hat nicht nur Geld gespart, sie kam auch beim sportinteressierten Publikum gut an. Zudem haben insbesonders jüngere Menschen unsere Streaming-Angebote häufig genutzt.

Das Live-Streamangebot zu Olympia hat sich für die ARD rentiert, Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Haben die Digitalkanäle angesichts der wachsenden Konkurrenz durch das Internet eine langfristige Zukunft?
 
Wirtz: Was die Digitalkanäle betrifft, so hat sich an der Position der ARD nichts geändert: „Einsfestival“ hat per Staatsvertrag den ausdrücklichen Auftrag, sich an ein junges Publikum zu wenden, und „EinsPlus“ ist zuletzt ebenfalls Schritte in diese Richtung gegangen. Auf dieser Basis führen der für „Einsfestival“ verantwortliche WDR und der für „EinsPlus“ verantwortliche SWR Gespräche mit den zuständigen Medienpolitikern.
 
Zudem beschäftigt sich die sogenannte AG Beitragsstabilität, die von den Ministerpräsidenten der Länder im Rahmen der Umsetzung des Rundfunkänderungsstaatsvertrags eingesetzt worden ist, mit der Anzahl und der Beauftragung der Digitalkanäle.
 
Die Digitalkanäle wurden genehmigt, um den unterschiedlichen Interessen und Nutzungsgewohnheiten aller Gebührenzahler gerecht zu werden, eine Erweiterung der Angebote für bestimmte Zielgruppen zu bieten. Die laufenden Kosten der Digitalkanäle der ARD werden durch interne Umschichtungen, also ohne zusätzliche Gebührengelder, finanziert.
 
 
Die ARD möchte mit ihren drei Digitalkanälen vor allem jüngere Zuschauer erreichen. Wäre es Ihrer Meinung nach nicht sinnvoll, sich künftig auf einen Digitalkanal zu beschränken und die frei werdenden Ressourcen darauf zu verwenden, das Hauptprogramm der ARD für jüngere Zuschauer attraktiver zu gestalten?

Wirtz: Fest steht, dass die Erreichbarkeit jüngererZuschauerinnen und Zuschauer  eine Querschnittsaufgabe darstellt, beider es keinen Königsweg gibt, um alle Alters- und Nutzergruppen in derfragmentierten digitalen Welt zu erreichen. Diesen unterschiedlichenInteressen aller Gebührenzahler trägt die ARD mit einer Diversifizierungder Angebote über eine Programmfamilie Rechnung.
 
Die ARD setzt zur Erreichbarkeit Jüngerer auf trimediale Angebote, also auf Hörfunk, Fernsehen und Internet. Junge Menschen sehen nach wie vor fern, allerdings deutlich weniger als ältere Menschen und nutzen zudem intensiv Online-Angebote. Die ARD sieht daher auch in attraktiven Online-Angeboten eine wichtige Möglichkeit, um Jüngere zu erreichen. Hier geht der Trend zur zeitsouveränen Programmnutzung. Dazu bietet die ARD vielfältige Möglichkeiten, etwa über die ARD-Mediathek.
 
 
Erst kürzlich hat Sachsens Medienminister und Staatskanzleichef Johannes Beermann (CDU) ARD und ZDF wegen ihrer doppelten Olympia-Bestattung und dem sich darin zum Ausdruck bringenden Konkurrenzdenken gerügt.
 
Wirtz: Was die Kritik von Herrn Beermann an der vermeintlich „doppelten Olympia-Berichterstattung“ betrifft, so ist Fakt: ARD und ZDF haben bis hin zum Olympia-Studio auf eine gemeinsame Infrastruktur zurückgegriffen. Die Kooperation war intensiv wie nie zuvor bei Olympischen Spielen. Der Produktions- und Technikaufwand, der nach den Rechtekosten den größten Anteil ausmacht, wäre  bei nur einem übertragenden System deshalb nicht nennenswert niedriger.
 
Manches lässt sich nur deshalb so gut und erfolgreich für die Zuschauer auf den Sender bringen, weil beide öffentlich-rechtlichen Sender ihre Ressourcen bündeln. Die Behauptung vom „doppelten finanziellen Aufwand“, der vermieden werden kann, ist eindeutig falsch.
 
 
Mit der Umbenennung von EinsExtra in Tagesschau24 hat einer Ihrer Digitalkanäle ein neues Profil bekommen. Hat sich diese Veränderung positiv auf die Zuschauerzahlen ausgewirkt?
 
Wirtz: Die Umbenennung von EinsExtra zu tagesschau24 erfolgte nicht aus Quotengesichtspunkten. Vielmehr wollen wir den Zuschauern bereits durch den Namen des Kanals deutlich machen, was sie erwartet: Nachrichten pur in Tagesschau-Qualität. Da Nachrichten im Viertelstundentakt auf eine Kurzzeit-Nutzung angelegt sind, wird die Quote allenfalls langsam steigen.
 
 
Vielen Dank für das Gespräch![fm]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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5 Kommentare im Forum
  1. AW: ARD: Olympia-Live-Streams waren Sondersituation geschuldet Ein paar kritische Fragen wären auch nicht schlecht gewesen. Wir haben hier auf dem Land nur Murks-DSL und somit war eine ordentliche Nutzung der Streams gar nicht möglich. Mir wurden als Gebührenzahler jede Menge sportliche Highlights und vor allem jede Menge Vielfalt vorenthalten....siehe BBC! Wenn das die Zukunft ist, na Danke!
  2. AW: ARD: Olympia-Live-Streams waren Sondersituation geschuldet Eher interessant finde ich die ausweichende Antwort auf die Frage nach einer Umstrukturierung des ARD-Hauptprogramms hin zu einem Angebot für jüngere Zuschauer. Provokant ausgelegt steckt doch in der Antwort Wirtz' folgender Gedanke: "Das Erste bleibt für die Generation 60+ reserviert. Alle anderen interessieren uns nur bedingt, die sollen doch bitteschön das Internet nutzen". Nicht unbedingt im Sinne der demographischen Ausgewogenheit...
  3. AW: ARD: Olympia-Live-Streams waren Sondersituation geschuldet Wenn Du erlaubst... Ich vervollständige Deinen Satz: "... und im Interesse der Gebührenzahler, denn die gehören mehrheitlich nicht der Generation 60+ an."
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