DIGITAL FERNSEHEN sprach mit dem ARD-Vorsitzenden Professor Dr. Gruber über die mögliche Verschlüsselung der öffentlich-rechtlichen Programme.
DF: Die Option, das Angebot der öffentlich-rechtlichen Anstalten komplett zu verschlüsseln, liegt durch die Pläne von Astra in greifbarer Nähe.
Bei aller Diskussion wäre damit doch eine Kosteneinsparung in Sachen Ausstrahlungsrechte verbunden. Ist die Verschlüsselung nicht auch für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ein Weg, deutlich zu sparen?
Gruber: Eine Verschlüsselung ihrer Fernsehprogramme kommt für die ARD grundsätzlich nicht in Frage. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist Rundfunk für alle. Zur Sicherung der Grundversorgung müssen unsere Programme frei empfangbar bleiben. Dies gilt für die Verbreitung über Kabel, bei der terrestrischen digitalen Versorgung über DVB-T, DVB-H oder auch DMB und selbstverständlich auch für die Versorgung über Satellit. Unsere Verträge mit Astra, die auf den digitalen Transpondern weder eine Verschlüsselung, noch Zusatzkosten vorsehen, sind bis 2018 und zum Teil noch länger gültig. Wir können zudem nicht nachvollziehen, dass eine Verschlüsselung Einsparmöglichkeiten bietet. Unserer Ansicht nach findet in Europa aktuell sogar eine Renaissance des Free-TV statt, wie beispielsweise bei der britischen BBC.
DF: Gibt es in den Lizenzverträgen mit den Filmstudios eigentlich einen Unterschied zwischen Deutschland und den Regionen, die per Satellitenausstrahlung durch Sie erreichbar sind?
Gruber: Bisher gibt esnur eine Einschränkung bei der grenzüberschreitenden Ausstrahlung über Satellit: es darf in der Regel kein so genannter Zwei-Kanal-Ton gesendet werden, sprich die Originalsprache über der Spielfilme.
DF: Wenn Sie entscheiden müssten, verschlüsselt oder gar nicht auszustrahlen, würden Sie lieber auf die Übertragung verzichten, wie etwa im Falle der Fußball –WM 2002 ?
Gruber: Die Rechte beispielsweise für die Fußball-WM 2006 haben wir unverschlüsselt über Satellit, wie auch bei den Olympischen Spielen in Turin, weil es den Veranstaltern eben nicht nur um Lizenzerlöse geht, sondern auch beispielsweise um Sponsorengelder, die nur mit größtmöglicher Öffentlichkeit zu erzielen sind. Es ist richtig, dass wir grundsätzlich keine Rechte erwerben, die eine Verschlüsselung beinhalten. Die Rechteinhaber müssen sich allerdings darüber im Klaren sein, dass wir dann als wichtiger Marktteilnehmer ausfallen.
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