ARD: Kräftemessen zwischen WDR-Intendantin und Rundfunkrat

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der seitens des WDR-Verwaltungsrates abgelehnte Vertrag mit dem Boxstall Sauerland hat das Verhältnis zwischen WDR-Chefin Monika Piel und der Vorsitzenden der GVK, Ruth Hieronymi, ins Wanken gebracht. Immer mehr entwickelt sich daraus ein ARD-interner Machtkampf.

Im Poker um den 54-Millionen-Euro Boxvertrag hatte Hieronymi der ARD-Intendantin Piel vorgeworfen, dass der Senderverbund gegen die verschiedenen Landesgesetze und Satzungsrichtlinien verstoßen habe, weil der Drei-Jahres-Vertrag mit dem Boxveranstalter ohne Zustimmung der Gremien abgeschlossen wurde. Piel hatte wie die anderen Intendanten der ARD dem Kontrakt bereits zugestimmt und dürfte sich über die Entscheidung des WDR-Rundfunkrates und die Aussagen von Hieronymi geärgert haben (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).

Darüber hinaus hatte sich die Gremienvorsitzende kritisch über die hoch vergütete Botschaftertätigkeit von Monica Lierhaus geäußert und die Notwendigkeit hoch dotierter Honorarverträge für die ARD-Fernsehlotterie in Frage gestellt. Schließlich sei auch eine ehrenamtliche Tätigkeit für die Lotterie denkbar (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Man hätte statt Lierhaus eine ebenso bekannte Persönlichkeit nehmen können, die ohne Gage für die Fernsehlotterie geworben hätte. Nach einem Bericht der WAZ-Mediengruppe vom Mittwoch wolle die GVK den ARD-Aufsichtsrat damit unter Druck setzen.
 
Auch die voreilige und von Hieronymi schnell dementierte Aussage zu Jörg Kachelmanns eventueller Rückkehr zur ARD dürfte Piel sauer aufgestoßen sein. Hieronymi habe kurz nach Kachelmanns Freispruch gesagt, dass dieser bei der ARD nicht mehr moderieren werde und diese Aussage später revidiert. Dies sei Sache der ARD, nicht des Rundfunkrates.
 
Im Moment scheint die Beziehung der beiden ARD-Persönlichkeiten belastet zu sein. Zwischen Piel und dem Rundfunkrat als bürgervertretendem Gremium zeichnet sich zunehmend ein medienpolitisches Kräftemessen ab. In der Vergangenheit war senderintern wiederholt appelliert worden, die Rolle und den Einfluss der ARD-Intendanten sowie der einzelnen Gremien zu überdenken. [rh]

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4 Kommentare im Forum
  1. AW: ARD: Kräftemessen zwischen WDR-Intendantin und Rundfunkrat "...ARD-interner Machtkampf." Wohl eher ein Kampf um politischen Einfluss von außen - Hieronymi (CDU) hat sich schon früher gern durch sehr konservative Kritik an Programminhalten hervorgetan...
  2. AW: ARD: Kräftemessen zwischen WDR-Intendantin und Rundfunkrat Egal, mir ist wichtig, dass gegen die Allmachtsphantasien der ÖRR-Intendanten konsequent vorgegangen wird. Mir ist schon klar, dass man als Intendant gegen den renitenten Haufen an Abteilungsleitern und Pseudo-Programmchefs eine starke Hand braucht, allerdings hat das sich dies in letzten 50 Jahren doch sehr verselbständigt und ist heute das Gegenteil eines kooperativen und transparenten Führungsstils. Fazit: Gebt den Intendanten Zunder, jeden Tag, jede Minute. Erst wennn Transparenz im ÖRR-GEZ-PayTV-Staat herrscht, sollen sie ihren Frieden finden. Das der Vertrag mit Sauerland bisher nicht zustande gekommen ist, ist eher Zufall und kein Ergebnis von zielgerichteter Arbeit.
  3. AW: ARD: Kräftemessen zwischen WDR-Intendantin und Rundfunkrat Klaus K - oh weh! In welchem Jahrhundert sind Sie denn steckengeblieben? Dieses Lagerdenken ist doch von vorgestern! Jetzt geht es darum, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Zukunft zu sichern. Kluge Köpfe wie Frau Hieronymi haben erkannt und wissen, dass ein "weiter so" in die Sackgasse führt. Die ARD verbläst gigantische Summen für den Kauf überteuerter Sportrechte und für den täglichen Overkill an Quasselshows, während andere Programmbereiche (wie zum Beispiel der Dokumentarfilm) seit Jahren an den Rand gedrängt und finanziell ausgetrocknet werden. Wenn die Sender da nicht bald die Kurve kriegen, laufen sie Gefahr, ihre Gebühren-Legitimation zu verspielen. Auch Ulrich Wilhelm, der neue BR-Intendant, hat das erkannt. Mit gutem Grund hat er kürzlich in der "Süddeutschen Zeitung" die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks so beschrieben: "Im Mittelpunkt steht das, was die kommerziellen Anbieter auf dem Radio- und Fernsehmarkt so nicht leisten können: Information, Bildung, Wissen, Erklärung dessen, was in unserer Gesellschaft passiert.“
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