Der seitens des WDR-Verwaltungsrates abgelehnte Vertrag mit dem Boxstall Sauerland hat das Verhältnis zwischen WDR-Chefin Monika Piel und der Vorsitzenden der GVK, Ruth Hieronymi, ins Wanken gebracht. Immer mehr entwickelt sich daraus ein ARD-interner Machtkampf.
Im Poker um den 54-Millionen-Euro Boxvertrag hatte Hieronymi der ARD-Intendantin Piel vorgeworfen, dass der Senderverbund gegen die verschiedenen Landesgesetze und Satzungsrichtlinien verstoßen habe, weil der Drei-Jahres-Vertrag mit dem Boxveranstalter ohne Zustimmung der Gremien abgeschlossen wurde. Piel hatte wie die anderen Intendanten der ARD dem Kontrakt bereits zugestimmt und dürfte sich über die Entscheidung des WDR-Rundfunkrates und die Aussagen von Hieronymi geärgert haben (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Darüber hinaus hatte sich die Gremienvorsitzende kritisch über die hoch vergütete Botschaftertätigkeit von Monica Lierhaus geäußert und die Notwendigkeit hoch dotierter Honorarverträge für die ARD-Fernsehlotterie in Frage gestellt. Schließlich sei auch eine ehrenamtliche Tätigkeit für die Lotterie denkbar (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Man hätte statt Lierhaus eine ebenso bekannte Persönlichkeit nehmen können, die ohne Gage für die Fernsehlotterie geworben hätte. Nach einem Bericht der WAZ-Mediengruppe vom Mittwoch wolle die GVK den ARD-Aufsichtsrat damit unter Druck setzen.
Auch die voreilige und von Hieronymi schnell dementierte Aussage zu Jörg Kachelmanns eventueller Rückkehr zur ARD dürfte Piel sauer aufgestoßen sein. Hieronymi habe kurz nach Kachelmanns Freispruch gesagt, dass dieser bei der ARD nicht mehr moderieren werde und diese Aussage später revidiert. Dies sei Sache der ARD, nicht des Rundfunkrates.
Im Moment scheint die Beziehung der beiden ARD-Persönlichkeiten belastet zu sein. Zwischen Piel und dem Rundfunkrat als bürgervertretendem Gremium zeichnet sich zunehmend ein medienpolitisches Kräftemessen ab. In der Vergangenheit war senderintern wiederholt appelliert worden, die Rolle und den Einfluss der ARD-Intendanten sowie der einzelnen Gremien zu überdenken. [rh]
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