Vor Beginn des diesjährigen ARD-Intendantentreffens am Montag rückt nach Medienberichten eine Einigung im Streit um die Online-Aktivitäten von ARD und ZDF im Internet näher. Im Mittelpunkt des seit Monaten schwelenden Disputs steht die Frage, inwieweit Smartphone-Anwendungen wie die umstrittene „Tagesschau“-App das Geschäft der Verleger behindern.
Zugleich aber berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vom Widerstand der Online-Verantwortlichen der ARD gegen einen Einigungsvorschlag mehrerer Intendanten. Darin machten die Intendanten den Verlegern weitgehende Zugeständnisse, heißt es in dem Bericht.
Eine ARD-Sprecherin bestätigte der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag, dass der Streit mit den Verlegern um die Internet-Angebote von ARD und ZDF beim zweitägigen Intendantentreffen der ARD in Erfurt besprochen wird. „Die Gespräche laufen – beide Seiten wollen eine Einigung, die für beide Seiten tragbar ist“, sagte sie. Der in dieser Woche von einigen Medien zitierte Entwurf sei jedoch „eine ältere Version“. Ob ein schneller Durchbruch erreicht werde, sei offen.
Die Redaktionskonferenz Online (RKO) sieht in dem Entwurf laut „Spiegel“ den weitgehenden Verzicht von ARD und ZDF auf eine eigenständige Text-Berichterstattung im Internet. Nach unbestätigten Berichten sollte die Berichterstattung in Textform bei ARD und ZDF im Internet künftig eher die Ausnahme sein. Verleger sollten dafür soweit wie möglich auf Video- und Audioberichterstattung verzichten.
In einem Interview der „Nürnberger Nachrichten“ (Samstag) mahnte der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, erneut zur Einigung. „Wir sollten unsere Kraft darauf verwenden, den Menschen Informationsangebote zu machen, die sich ergänzen.“ Ein aggressives Gegeneinander in Zeiten medialer Umbrüche sei falsch. Er stellte jedoch klar: „Selbstverständlich müssen die öffentlich-rechtlichen Sender ihre Stärken im Internet präsentieren.“
Zuvor hatte bereits die „taz“ über einen ihr vorliegenden Entwurf für eine „Gemeinsame Erklärung“ berichtet. Demnach seien ARD und ZDF bereit, ihre Online-Präsenz so zu gestalten, dass sie keine Konkurrenz zu den von Texten und Fotos geprägten Angeboten der Zeitungen darstellten. Auch nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) gibt es Hoffnung auf Einigung. Man sei zuversichtlich, bis Ende Februar einen Kompromiss zu erzielen. Beide Seiten hätten bis dahin Stillschweigen vereinbart.
Acht Zeitungsverlage hatten im vergangenen Jahr gegen die kostenlose „Tagesschau“-App für Smartphones und Tablet-Computer geklagt (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete
Beide Seiten haben dieselbe Sorge – den Anschluss an die rasante Entwicklung auf dem Medienmarkt zu verpassen. Verlage müssten auch mit digitalen Produkten Geld verdienen, argumentierte WAZ-Geschäftsführer Nienhaus. „Das kann nicht funktionieren, wenn die gebührenfinanzierten Sender dauerhaft kostenlose Volltextdienste anbieten“.
Ein genereller Rückzug kommt aber für ZDF-Intendant Markus Schächter nicht infrage: „Wer nicht ins Netz geht, geht ins Museum“. Und die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel ergänzt: „Wenn die ARD hier nicht am Ball bleibt, kann sie ihrem gesetzlichen Auftrag nicht mehr nachkommen“. [Jutta Steinhoff/ar]
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