„ARD exklusiv“ packt in 30-Minuten-Reportagen heiße Eisen an

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Es geht auch länger: Die politischen Magazine der ARD zeigen von diesem Mittwoch an gleich fünfmal, dass sie neben ihren Vier- bis Fünf-Minutenfilmen auch das breitere 30-Minuten-Format füllen können – und setzen dabei bewusst auf kontroverse Aufregerthemen.

„Nicht dass wir nun ein Thema auf dem Nudelbrett auswalzen, sondern es muss schon 30-Minuten-Qualität haben“, sagt ARD-Chefredakteur Thomas Baumann, der die fünf Termine im Programm freischaufelte: „Ich hätte lieber sieben Sendeplätze gehabt“.

Damit wird es vielleicht im nächsten Jahr bei einer möglichen zweiten „ARD exclusiv“-Sommerstaffel klappen. Dann sollen auch die „Kontraste“ vom RBB und „Fakt“ (MDR) dabei sein, die diesmal mangels Platz noch ausgespart bleiben mussten, „obwohl sie“, so Baumann, „ausgesprochen interessante Angebote gemacht haben.“ Interessant und auch unbequem. Das sollen die Kriterien aller bei „ARD exclusiv“ gezeigten Filme sein. Baumann rechnet sehr wohl mit Protesten der Betroffenen.

Wenn es etwa am Mittwoch um „Das Hermes-Prinzip“ geht, jenen Paketversand, der zigtausend Paketboten als quasi selbstständige Fahrer steuert, ohne juristische Verantwortung für die Beschäftigten. Oder am 7. August, ausnahmsweise schon um 13.15 Uhr, während alle anderen Filme um 21.45 Uhr laufen, um den „Angriff aus dem Netz“, wo organisierte Kriminalität mit Online-Attacken zum Angriff auf die Netzwerke von Firmen zwecks Erpressung im großen Stil ansetzen.

Hübsch prekär auch am 17. August „Rot-Grün macht Kasse“: Wie gut haben sich rot-grüne Ex-Politiker bis hinauf zum Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Ex-Außenminister Joschka Fischer mit lukrativen Angeboten aus der Wirtschaft selbst versorgt, um einem Alter ohne echte Not und bittere Armut entgegensehen zu dürfen? Für sie gilt sicher nicht das Thema des Films am 24. August: „Alt, arm und arbeitslos – immer mehr Ältere rutschen ab.“

Das sei so eine Sache, meint Thomas Baumann, „bei dem wir in 30 Minuten eine Tiefenbohrung betreiben können und aufzeigen dürfen, wie wenig der unbestreitbare wirtschaftliche Aufschwung bei vielen ankommt. Denn es stimmt schlicht nicht, dass für ältere Menschen die Chancen am Arbeitsmarkt größer geworden sind.“ Es stimmt laut Baumann ebenso wenig, dass der Geflügelkonzern Wiesenhof sich mit Recht als nahezu vorbildlich in Sachen Tierhaltung bezeichnen dürfe.

Der Film „Das System Wiesenhof. Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und Umwelt ausbeutet“ demonstriert zum Abschluss von „ARD exclusiv“ am 31. August eher das Gegenteil und blättert die Folgen maximaler Rationalisierung der industriellen Massenfleischproduktion auf. Danach mag manchem sein Hähnchen nicht mehr recht schmecken und anderen ihr Frühstücksei verleidet sein. [dpa/ar]

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4 Kommentare im Forum
  1. AW: "ARD exklusiv" packt in 30-Minuten-Reportagen heiße Eisen an Gute Themen. ARD-Exclusiv find ich immer recht interessant. Viel besser wäre allerdings noch, wenn ZAPP wieder in der ARD kommt. Leider ist dieses, auch ÖR-kritische-Magazin, weiterhin auf einem späten 23 Uhr-Termin im NDR verschoben. Schade, aber den ARD-Oberen ist das wohl schon zuviel eigene Kritik.
  2. AW: "ARD exklusiv" packt in 30-Minuten-Reportagen heiße Eisen an Finde ich grundsätzlich auch, dass man solche Sendungen wie ARD exklusiv oder ZAPP auf andere Sendeplätze heben sollte. Wenn ich mir besipielsweise überlege, was nachmittags im ÖR für ein seichter Schrott läuft... Mein Gott, da kann man doch wenigstens auf EINEM Kanal mal was ordentliches senden, um damit den pürierten Gehirnen ein bisschen mehr Energie zu verpassen...
  3. AW: "ARD exklusiv" packt in 30-Minuten-Reportagen heiße Eisen an Es ist nun mal eine NDR Produktion.
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