Die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Monika Piel hat sich erneut gegen die Einführung eines Spartenkanals für junge Zuschauer ausgesprochen. Zwar gehöre eine Programmverjüngung zu den Zielen der Medienanstalt, das strategische Konzept lasse aber kein Platz für einen Jugendkanal.
Diesen Einblick in die Politik der Rundfunkanstalten gab Piel im Rahmen eines Interviews mit der Tageszeitung „taz“ (Dienstagsausgabe). Demnach wäre die Realisierung eines ARD-Jugendkanals finanziell nicht möglich. Vielmehr gebe es einen Drei-Punkte-Plan um das Programm jugendlicher zu gestalten.
Zunächst sei eine Verjüngung innerhalb der bestehenden Formate in der gesamten ARD geplant. Darüber hinaus seien Tests von Konzepten für eine jüngere Zielgruppe in den Dritten Programmen vorgesehen. Diese könnten dann bei positiver Resonanz einen Platz in der ARD oder zu Spartenkanälen wie EinsFestival finden.
Wie Piel im Gespräch weiter ausführte, spielten auch die jungen Radiowellen der ARD-Rundfunkanstalten eine wichtige Rolle in der Umsetzung der Strategie. Sie böten einen enormen Vorteil in dem Bemühen, den kompletten Sender zu verjüngern. Eines der zentralen Ziele sei daher auch, Radio, Internet und Fernsehen noch stärker als bisher miteinander zu verknüpfen.
Dass diese Meinung in der ARD nicht auf einen breiten Konsens trifft, war bei der Wiederwahl von Peter Boudgoust als SWR-Intendant offenkundig geworden. Als eines der zentralen Ziele für seine zweite Amtszeit hatte der Leiter der süddeutschen Regionalanstalt erneut einen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal in Zusammenarbeit mit dem ZDF genannt (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Die 60-jährige Piel sieht sich in ihrer Position jedoch durch die im April abgehaltene Intendantenkonferenz bestätigte, auf der sich die anwesenden Vertreter geschlossen für die von ihr verfolgte Drei-Stufen-Strategie ausgesprochen hätten. Bereits damals hatte die WDR-Intendantin erklärt, dass ein lineares TV-Programm für die Altersgruppe zwischen Kika und EinsFestival in der ARD wenig Erfolg verspreche.
Auch der noch amtierende MDR-Intendant Udo Reiter hält einen Jugendkanal für illusorisch, obwohl er diesen als beste Lösung für eine Verjüngung des ARD-Publikums sieht. Allerdings sei das medienpolitisch nicht gewollt, da man den Privatsendern ins Gehege komme, die auch auf eine junge Zielgruppe setzten, sagte Reiter. Außerdem wäre der Aufbau eines neuen Senders vermutlich zu teuer. „Alles in allem eine tolle Möglichkeit – es bleibt aber eine Illusion“ (DF berichtete). [frt]
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