Im scharfen Wettbewerb mit Rivalen wie Google und Samsung legt Apple bei der Software seiner Geräte nach. Neben vielen neuen Funktionen gibt es aber auch ein Hardware-Highlight: einen teuren Mac Pro für Profi-Nutzer.
Apple will seine Geräte mit zahlreichen neuen Funktionen attraktiver für die Nutzer machen. Unter anderem wird man auf dem iPhone künftig Videos umdrehen und mit Farbfiltern bearbeiten können. Die Computer-Uhr Apple Watch wird unabhängiger vom iPhone und damit auch interessanter für Nutzer von Android-Smartphones. Die iPad-Tablets bekommen erstmals ein eigenes Betriebssystem, das sie stärker wie einen vollwertigen PC-Ersatz nutzen lässt. Außerdem stellte Apple am Montag nach Jahren wieder einen neuen Hochleistungscomputer der Mac-Pro-Reihe vor, der für professionelle Nutzer mit sehr hohen technischen Anforderungen gedacht ist.
Fast zeitgleich zur Präsentation bei der Eröffnung der hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC wurden Pläne von US-Behörden und Kongressabgeordneten bekannt, die Macht der großen amerikanischen Tech-Konzerne stärker unter die Lupe zu nehmen.
Einen Fokus setzte Apple zum Start seiner Entwicklerkonferenz WWDC in San Jose auf den Datenschutz. So bekommen Nutzer die Möglichkeit, ihren Aufenthaltsort auch nur einmal mit einer App zu teilen – bisher kann man nur der permanenten Nutzung von Ortsdaten bei aktiver Anwendung zustimmen. Wenn eine App versucht, zu schummeln und trotzdem den Aufenthaltsort abzurufen, bekommt der Nutzer eine Warnmeldung.
Besseren Datenschutz verspricht der Konzern auch durch die Möglichkeit, sich bei anderen Apps und Diensten mit den Login-Daten ihrer Apple-Accounts anzumelden. Entwickler müssen die Funktion einbauen, wenn sie grundsätzlich die Anmeldung über Konten bei anderen Anbietern erlauben. Solche Login-Angebote gibt es unter anderem von Google und Facebook, aber auch von den deutschen Anbietern Verimi und NetID.
Bei vernetzter Haustechnik im Smarthome soll die Apple-Plattform HomeKit mit Hilfe der Installation in Internet-Routern künftig Geräte besser voneinander abschirmen, damit einzelne Anbieter Nutzer nicht ausspähen können. Dafür ausgestattete Router kommen zunächst unter anderem von Linksys.
Auf dem iPhone, dem wichtigsten Apple-Produkt, wird unter anderem auch die Karten-App verbessert. Zunächst in den USA bekommen Nutzer die Möglichkeit, sich dreidimensionale Straßen-Ansichten anzusehen. Es ist so etwas wie Googles Street View in 3D.
Das neue iPad-Betriebssystem vereinfacht unter anderem die Arbeit mit mehreren Apps gleichzeitig sowie die Textverarbeitung. Erstmals kann man auch USB-Sticks und Kameras an die Apple-Tablets anschließen. Entwickler fanden in Vorab-Versionen von iPadOS zudem die erstmalige Unterstützung einer Computermaus.
Auf Mac-Computern wird die betagte Multimedia-App iTunes in einzelne Apps für Musik, Podcasts und Videoinhalte aufgeteilt. Außerdem macht es Apple für Entwickler insgesamt deutlich einfacher, iPhone-Apps in Programme für den Mac umzuwandeln. Das könnte die Programm-Auswahl auf den Apple-Computern stark verbessern.
Wenn die Apple Watch attraktiver für Android-Nutzer wird, könnte das die Erfolgschancen anderer Smartwatch-Anbieter verschlechtern. Bisher brauchte man ein iPhone zum Beispiel, um Apps auf die Apple Watch zu laden. Künftig bekommt die Computer-Uhr einen eigenen App Store und auf ihr laufende Anwendungen brauchen keinen Gegenpart auf dem iPhone mehr. Die Apple-Uhr ist bereits die mit Abstand populärste Smartwatch, wurde aber zugleich durch die Verbreitung des iPhones zurückgehalten: Android-Smartphones haben einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent.
Mit dem neuen Mac Pro will Apple verlorenen Boden im Geschäft mit Profi-Nutzern gutmachen. Er soll ausreichend Kapazität zum Beispiel für professionelle Videoaufbereitung oder Musik-Komposition bieten. Unter anderem kann man damit mit mehreren Videos in extrem hoher 8K-Auflösung gleichzeitig arbeiten. Zusammen mit dem Mac Pro stellte Apple auch einen neuen Monitor mit sehr präziser Farbwiedergabe und hoher Auflösung vor. Der Computer hat einen US-Preis ab 5999 Dollar, für den Monitor werden 4999 Dollar fällig – plus 999 Dollar für den passenden Standfuß.
Apple hatte den Mac Pro zuletzt 2013 aktualisiert – und sich damals mit einem innovativen Design in eine technische Sackgasse manövriert. Der Konzern war davon ausgegangen, dass in leistungsstarken Computern mehrere Grafikkarten zusammenarbeiten werden und entwarf ein kompaktes zylindrisches Gehäuse, in dem sie von durchströmender Luft gekühlt wurden. Doch in der Industrie setzte sich der Trend durch, den Arbeitsaufwand einer einzelnen hochgerüsteten Grafikkarte zu überlassen. Diese Modelle bekommt der Zylinder-Mac nicht gekühlt.
Der neue Mac Pro erinnert nun äußerlich an den Vorgänger des Zylinder-Modells, der wegen der markanten Löcher im Metall-Gehäuse den Spitznamen „Käsereibe“ bekam.
[dpa]
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