Der Sommer ist traditionell eine schwierigere Zeit fürs Apple-Geschäft: Viele Kunden warten schon auf das nächste iPhone. In diesem Jahr kommt Apple gut durch diese Zeit – auch weil es beim Sorgenkind iPad wieder aufwärts geht.
Apples optimistische Prognose für das laufende Quartal deutet darauf hin, dass ein neues iPhone wie zuletzt gewohnt bis Ende September auf den Markt kommen wird. Die Erwartung und die jüngsten Quartalszahlen ließen die Apple-Aktie nach US-Börsenschluss am Dienstag um mehr als sechs Prozent steigen. Zuletzt war spekuliert worden, das nächste iPhone könne wegen technischer Komplexität später kommen.
Im vergangenen Quartal konnte Apple Umsatz und Gewinn deutlich steigern, weil auch andere Geschäftsbereiche neben dem iPhone zu dem Wachstum beitrugen. Apple verkaufte im vergangenen Quartal gut 41 Millionen seiner Smartphones – zwei Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Damit kann der Konzern die Verkäufe nach einer Schwächephase im vergangenen Jahr wieder steigern – auch wenn viele Kunden bereits auf das nächste Modell warten.
Apple verdiente in dem Ende Juni abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal 8,72 Milliarden Dollar (7,4 Mrd Euro). Das war ein Plus von rund zwölf Prozent im Jahresvergleich. Die Geldreserven von Apple wuchsen nun auf 261,5 Milliarden Dollar an. Über 90 Prozent davon befinden sich außerhalb der USA.
Eine positive Überraschung war der Absatzsprung beim iPad-Tablet, das seit Jahren schwächelte. Nach einer Auffrischung der Modellpalette mit neuen teuren Pro-Modellen wuchsen die Verkäufe binnen drei Monaten um 28 Prozent. Im Jahresvergleich gab es ein Plus von 15 Prozent bei den Stückzahlen und von zwei Prozent beim Umsatz.
Das Service-Geschäft, in das Erlöse aus Diensten wie iCloud-Speicher oder dem Streaming-Service Apple Music einfließen, wuchs im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 7,27 Milliarden Dollar. Die Kategorie „Andere Produkte“, in der Geräte wie die Computer-Uhr Apple Watch, die Streaming-Box Apple TV oder die Kopfhörer zusammengefasst sind, legte um 23 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar zu. Die Verkäufe der Apple Watch seien um mehr als 50 Prozent gestiegen, sagte Konzernchef Tim Cook, ohne eine konkrete Absatzzahl zu nennen.
Das iPhone blieb einem Umsatz von 24,8 Milliarden Dollar zwar das wichtigste Produkt des Konzerns, sein Anteil am Apple-Umsatz sank aber auf knapp 55 Prozent von fast 57 Prozent vor einem Jahr. Der durchschnittliche Preis eines verkauften iPhones stieg auf 606 Dollar von 595 Dollar vor einem Jahr – weil das Interesse am größeren iPhone Plus höher gewesen sei, sagte Finanzchef Luca Maestri.
Der Konzernumsatz legte um sieben Prozent auf 45,4 Milliarden Dollar zu. Die Quartalszahlen und auch die Prognose für das laufende Vierteljahr fielen besser als von Analysten erwartet aus.
Apple rechnet für das laufende Quartal mit einem Umsatz zwischen 49 und 52 Milliarden Dollar – vor einem Jahr waren es knapp 47 Milliarden Dollar gewesen. Beim nächsten iPhone wird von Apple ein Gerät erwartet, bei dem das Display praktisch die gesamte Frontseite ausfüllt. Marktbeobachter schließen auch nicht aus, dass es mehr als aktuelle Modelle kosten könnte.
Die Frage eines Analysten nach Apples Tests von Software für selbstfahrende Autos beantwortete Cook auf eine Weise, die größere Pläne vermuten lässt. Autonomie sei so etwas wie die Krönung von Projekten künstlicher Intelligenz und Fahrzeuge seien nur ein Weg sie zu nutzen, sagte der Apple-Chef ohne weitere Details.
Dafür verteidigte er ausführlich die Entscheidung von Apple, unter dem Druck chinesischer Behörden Apps zu entfernen, mit denen die strikten Internet-Sperren des Landes umgangen werden konnten. Der Grund sei eine Verschärfung der Regeln für VPN-Apps im Jahr 2015, die nun umgesetzt werde, betonte Cook nach Vorlage der Quartalszahlen am späten Dienstag. „Wir wurden von der chinesischen Regierung aufgefordert, aus dem App Store einige diese Anwendungen zu entfernen, die nicht den neuen Regelungen entsprechen“, sagte Cook.
VPN-Tunnel schaffen eine geschützte Verbindung ins Ausland und können so chinesische Zensurmaßnahmen aushebeln. Kern der neuen Regeln ist, dass sich Anbieter eine Lizenz von den chinesischen Behörden besorgen müssen. Auch andere App Stores hätten eine ähnliche Löschaufforderung erhalten, sagte Cook. Im chinesischen App Store von Apple gebe es aber weiterhin noch „hunderte“ VPN-Anwendungen.
„Es wäre uns ganz offensichtlich lieber gewesen, die Apps nicht zu entfernen – aber wie in jedem anderen Land, in dem wir Geschäfte machen, befolgen wir die Gesetze“, sagte der Apple-Chef. Der Konzern sei überzeugt, dass es im besten Interesse der Menschen dort sei, in dem Markt zu bleiben, erklärte er mit Blick auf eine mögliche Verbannung aus China bei Regelverstößen. Er sei zuversichtlich, dass die Einschränkungen mit der Zeit gelockert würden.
Apple war nach der Löschung der Apps kritisiert worden, weil VPN-Apps wertvoll unter anderem für Aktivisten und Andersdenkende sind.
China ist ein wichtiger Markt für Apple und brachte im vergangenen Quartal rund 18 Prozent der gesamten Erlöse ein. Zugleich war es die einzige Region, in der die Apple-Umsätze zuletzt gesunken waren, und zwar um zehn Prozent. Cook führte das unter anderem auf ungünstige Wechselkurse zurück. [dpa]
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