Am Montagabend hat Apple auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz die neuen Generationen seiner Betriebssysteme vorgestellt. Neben dem iPhone und iPad mit iOS 7 bekommt auch der Mac mit OS X 10.9 Mavericks ein ordentliches Update. Der zuletzt oftmals gescholtene Apple-Konzern scheint wieder im Rennen zu sein.
Apple sagt seinen Rivalen im Smartphone-Markt mit einer radikal erneuerten iPhone-Software den Kampf an. Die neue Version iOS 7 sei die größte Veränderung seit dem Start des iPhone 2007, sagte Apple-Chef Tim Cook am Montag auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco. Mit iOS 7 kommen zahlreiche neue Funktionen und eine deutlich veränderte Optik. Es ist die erste grundlegende Umgestaltung eines Apple-Produkts seit dem Tod des Gründers Steve Jobs im Herbst 2011.
Unter den weiteren WWDC-Ankündigungen sind eine komplette Neuauflage des Profi-Computers Mac Pro, eine neue Version des Mac-Systems OS X und ein Internet-Radio zum Anhören von Musik übers Internet. Einige Neuerungen wirken wie ein betonter Gegenentwurf zur Google-Welt mit dem führenden Smartphone-System Android.
„iOS 7 zu installieren ist wie ein neues Telefon zu bekommen“, warb Manager Craig Federighi, der für die Technik hinter der Software zuständig ist. Eine neue Funktion ist das „Control Center“, bei dem man schnellen Zugriff zu wichtigen Einstellungen bekommt – und zusätzlich eine Taschenlampen-Funktion. Zudem erleichtert Apple den Wechsel zwischen Apps. Das im Vergleich zu anderen Plattformen umständlichere bisherige Verfahren war ein häufiger Kritikpunkt.
Das Internet-Radio war bereits lange erwartet worden. Das „iTunes Radio“ wird direkt in Apples Musik-App eingebaut. Es sucht die Songs selbst aus, der Nutzer kann auch eine Musikrichtung oder ein Thema vorgeben. Der Dienst wird zunächst nur in den USA verfügbar sein.
Wie erwartet wurde der Austausch von Dateien wie Fotos zwischen Apple-Geräten mit der neuen Funktion „AirDrop“ erleichtert. Apps aktualisieren sich jetzt automatisch. Die Anbindung ans Auto wird in Kooperation mit einem Dutzend Herstellern – darunter Mercedes, Opel, Honda und Nissan – verbessert. App-Entwickler bekommen Zugriff zu 1500 neuen Schnittstellen und können damit mehr Funktionen einbauen.
Optisch bekommt die iPhone-Software unter anderem ein klareres Design mit durchsichtigen Menüflächen sowie neue Farben und 3D-Effekte. Die Software trägt klar die Handschrift des Chefdesigners Jony Ive. Er ist seit Herbst nicht nur für das Aussehen der Geräte, sondern auch des Betriebssystems zuständig.
Das iPhone ist das wichtigste Produkt und der zentrale Gewinnbringer von Apple. Zuletzt hatte es immer mehr Kritik gegeben, iOS habe sich zu wenig verändert, während Konkurrenten wie Android oder Microsofts Windows Phone mutiger den Innovationsweg gingen.
Auch bei Hardware gab es Neuerungen. Die neue Generation des Mac Pro wird als erstes Apple-Gerät seit langer Zeit in den USA gefertigt. Der Computer, der für professionelle Anwendungen wie Grafik oder Video-Bearbeitung gedacht ist, wurde nach mehreren Jahren gründlich aktualisiert. Der Mac Pro bekommt ein ungewöhnliches Design in Form eines glänzenden schwarzen Zylinders, der viel kleiner ist als die bisherigen großen Kästen. Die Leistung wurde im Vergleich zur vorherigen Generation verdoppelt. Außerdem gibt es eine Neuauflage der dünnen MacBook-Air-Laptops, die nun bis zu zwölf Stunden ohne Aufladen laufen sollen.
Die nächste Version des Mac-Betriebssystems, OS X 10.9, wird erstmals seit Jahren nicht nach einer Wildkatze benannt und bekommt die Zusatz-Bezeichnung „Mavericks“. Eine Technologie mit dem Namen AppNap sorgt dafür, dass Programme, die gerade nicht zu sehen sind keinen Strom verbrauchen. Außerdem bekommt OS X einen eingebauten Passwort-Tresor, mit dem Kennwörter nicht jedes Mal neu eingetragen werden müssen. Sie können auch über mehrere Geräte synchronisiert werden – ein Schlag ins Kontor der Anbieter spezialisierter Apps.
Der App-Bestand bei Apple ist inzwischen auf 900 000 angewachsen, davon würden 90 Prozent jeden Monat heruntergeladen, sagte Cook. Die Zahl der Kunden mit Apple-Konten überschritt 575 Millionen. An Software-Entwickler seien inzwischen 10 Milliarden Dollar ausgezahlt worden. Das sei über drei Mal mehr als auf allen anderen Plattformen zusammen, betonte Cook als Seitenhieb gegen Android.
Auf Google und Android zielte auch eine für Apple eher ungewöhnliche Demonstration intelligenter Spielzeugautos, die mit iOS laufen. Die Spielzeuge des Start-ups Anki analysieren ihre Umgebung und reagieren darauf. Es ist das erste Mal, dass ein fremdes Gerät mit iOS läuft – ein Signal, dass Apple bei Computer-Technologien der Zukunft Google und der breit gefächerten Android-Plattform nicht das Feld überlassen will. Apples persönlicher Assistent Siri sucht jetzt im Internet standardmäßig mit der Microsoft-Suchmaschine Bing und nicht bei Google.
Neue Gerätekategorien wie etwa eine Apple-Uhr oder ein Fernsehgerät kamen nicht – wurden aber auch nicht wirklich erwartet. [dpa/hjv]
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