Nachdem die neue TV-Show „Utopia“ Sat.1 schon Monate vorm Start erste Termine bei Gericht eingebracht hat, will der Sender nun weiterem Ärger offenbar aus dem Weg gehen und gibt seinen großen Hoffnungs-Träger für 2015 einen neuen Namen.
Für Sat.1 soll „Utopia“ DIE TV-Show im kommenden Jahr werden. Entsprechend viel Elan investiert der Privatsender darin, die Zuschauer schon früh mit dem auf ein Jahr angelegten Sozial-Experiment vertraut zu machen und die Werbetrommel zu rühren. Doch der noch jungfräulich glänzende Lack der Show hat bereits die erste Delle: Erst vor wenigen Wochen wurde eine einstweilige Verfügung gegen das Format erwirkt – und das bereits Monate, bevor die Show überhaupt an den Start gehen wird.
Das gleichnamige Unternehmen Utopia war im September gegen die TV-Sendung vorgegangen, da man befürchtete, dass der eigene Ruf unter der Namensgleichheit geschädigt werden könnte. Als Ergebnis erteilte das Gericht eine einstweilige Verfügung, dass das zur TV-Show geplante Internetportal nicht unter dem Namen „Utopia“ vermarktet werden darf. Als die Entscheidung Ende Oktober noch einmal gerichtlich bestätigt wurde, zeigte sich Sat.1 noch selbstsicher. Da sich das Verbot nur auf die Plattform, nicht aber auf den Titel der TV-Sendung bezieht, schien der Sender ganz gut damit Leben zu können.
Doch nun rudert Sat.1 selbst zurück und verpasst seiner großen TV-Hoffnung einen neuen Namen: Das für kommendes Frühjahr angekündigte Langzeit-Experiment soll nun unter dem Titel „Newtopia“ auf Sendung gehen, wie Sat.1 am Freitag mitteilte. „John de Mols Erfolgsshow ist einzigartig, ihr Originaltitel ist es in Deutschland nicht“, führte Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow als Begründung an und verwies damit auf das Problem, dass der Begriff Utopia hierzulande von vielen Firmen verwendet wird. Man wolle das Experiment aber von Anfang an zu einem unvergleichbaren TV-Erlebnis machen und habe sich daher auch dafür entschieden, diesem einen unverwechselbaren Titel zu geben.
Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte er zudem: „Wir finden das besser, als auf ein Buch aus dem 16. Jahrhundert zu rekurrieren“, so Paalzow zum Namenswechsel. Doch damit führt er die Idee des TV-Formats quasi ad absurdum, denn genau auf diesem Buch basiert „Utopia“. In dem gleichnamigen Roman beschreibt Autor Thomas Morus, wie eine ideale Gesellschaft aussehen könnte. In Fernsehen soll letztlich nichts anderes passieren: Die 15 Teilnehmer sollen in dem Jahr, die sie an dem Sozial-Experiment teilnehmen, eine Gesellschaftsordnung nach ihren Vorstellungen entwerfen und leben.
Mit dem Wechsel zu „Newtopia“ versucht der Sender nun zweifellos, weiteren Auseinandersetzungen vor Gericht aus dem Weg zu gehen, immerhin werfen diese auch ein schlechtes Licht auf das Format, von dem sich Sat.1 im kommenden Jahr so viel Erfolg verspricht. Weitere Negativschlagzeilen kann der Privatsender derzeit sicherlich auch nicht gebrauchen, denn neben dem Internet-Verbot sind auch die aktuellen Nachrichten aus den USA nicht sonderlich erbaulich. Dort startet das Format Anfang September, holte aber so schlechte Quoten, dass Fox die Show nach nur zwei Monaten auf dem Programm warf. Hoffnung gibt dagegen der Blick in die Niederlande, wo „Utopia“ seinen Ursprung hat. Dort läuft das „Big Brother“-ähnliche Format derzeit sehr erfolgreich. [fm]
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