
Wenn Ende April die Abschaltung des analogen Satellitensignals erfolgt, sehen sich viele Gehörlose in Deutschland benachteiligt. Denn am 29. April wird auch das MDR-Magazin „Länderzeit“ eingestellt, welches seit 1998 in Gebärdensprache sendet.
Das Nachrichtenmagazin sei ein speziell für das analoge via Satellit ausgestrahlte TV-Signal produziertes Format, erklärte MDR-Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi, wie die Nachrichtenagentur dapd am Sonntag berichtete. Mit der Abschaltung des analogen Fernsehsignals entfalle mit der „Länderzeit“ somit auch das Zusatzangebot für Gehörlose.
Alfons Rogge, Vorsitzender des Verbandes der katholischen Gehörlosen Deutschlands, betonte, dass allein in Thüringen rund 1600 Gehörlose von der Einstellung der übersetzten „Länderzeit“ betroffen wären. In den drei mitteldeutschen Bundesländern seien es sogar 6000 bis 8000. „Wir Gehörlose wollen doch auch wissen, was in unserer Region passiert“, sagte Rogge, der sich in den 90ern bei den Verantwortlichen für das Zusatzangebot einsetzte.
„Die Abschaltung der Gebärdensprach-Einblendung ist ein großer Verlust“, sagte auch Erika Beyer, Vorsitzende des Landesverbandes der Gehörlosen Thüringen. Zudem sei es ein Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung, wenn eine öffentlich-rechtliche TV-Anstalt Nachrichten in Gebärdensprache sendet.
Der MDR äußerte zu den Bedenken, dass die TV-Anstalt weiterhin an ihren Plänen für die barrierefreie Ausstrahlung ihres Programms festhalte. „Wir haben den Anspruch, die Empfangsmöglichkeiten für Gehörlose sogar zu verbessern“, sagte Wolf-Dieter Jacobi. Daher sei kurzfristig eine Untertitelung der Regionalmagazine „Thüringen-Journal“, „Sachsenspiegel“ und „Sachsen-Anhalt heute“ geplant. Für viele Gehörlose sei dies aber kein Ersatz für eine Übersetzung in Gebärdensprache. Daher fordern unter anderem Alfons Rogge und Erika Beyer vom MDR, auch weiterhin Regionalnachrichten zu übersetzen.
Als Grund führte Katrin Koschollek, die als taube Gebärdensprachdozentin in Erfurt arbeitet, an, dass die Gebärdensprache für Gehörlose die Muttersrpache sei. Das Deutsche sei hingegen eine Fremdsprache, wie beispielsweise Englisch. Untertitel könnten für Gehörlose niemals das übermitteln, was ihre eigene Sprache leiste, erklärte sie. Rogge werde daher erneut bei dem Sender für das Anliegen der Gehörlosen werben. [rh]
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