London – In Bagdad ist die Redaktion des arabischen Nachrichtensenders Al-Jazeera am Wochenende von Polizisten geschlossen und mit einem 30tägigen Sendeverbot belegt worden.
Der irakische Innenminister Falah al-Naqib wirft dem Sender vor, „zu viel Kriminalität und Kriminelle zu zeigen“. Weiters werde ein schlechtes Bild des Iraks gezeichnet und die Berichterstattung würde noch mehr Kriminalität hervorrufen. Durch die Schließung habe Al-Jazeera auch die Chance, die eigene Sender-Politik gegenüber dem Irak zu überdenken, so al-Naqib. Stein des Anstoßes war das Senden eines Tapes mit der vorgetäuschten Enthauptung eines US-amerikanischen Staatsbürgers.
Al-Jazeera bezeichnet die Entscheidung seitens der irakischen Behörden als großen Eingriff in die Pressefreiheit. Ein Unternehmenssprecher teilte mit, dass seitens des Senders keine Änderung in der Berichterstattung und Sender-Politik vorgenommen werde. Die irakischen Behörden gaben jedoch an, dass diese Entscheidung auf Beobachtungen einer Kommission basiert, die von der Regierung eingerichtet wurde, um die tägliche Berichterstattung evaluieren zu können.
Im November letzten Jahres erging es dem Saudi-arabischen Sender Al-Arabiya ähnlich, als ein unbegrenztes Dreh- und Sendeverbot für Bagdad erlassen wurde. Der Vorwurf damals war ein ähnlicher: Terroristen würden durch die Inhalte zu ihren Taten ermutigt. Gemeinsam mit Al-Jazeera ist der arabische Sender auch den amerikanischen Behörden ein Dorn im Auge.
Al Jazeera hat sich erst kürzlich zur Einhaltung eines ethischen Kodes verpflichtet. Diese Regelung soll künftig „ausgeglichene und sensible“ Berichterstattung garantieren. Dem Sender wurde in der Vergangenheit oft vorgeworfen, anti-amerikanische Berichterstattung in Zusammenhang mit dem Irak-Krieg zu betreiben. Washington beschuldigte Al-Jazeera konkret der geschmackslosen und aufrührerischen Gesinnung durch die Übertragung von verwundeten Irakern, zerstörten Häusern und getöteten amerikanischen Soldaten. (pte)[lf]
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