Eigentlich wollte RTL mit „Henssler hinter Gittern“ den Insassen einer JVA nur das Kochen beibringen, doch nun hat sich der Sender Ärger mit der Polizei eingehandelt. Der Grund: Unter den Kandidaten ist ein Schwerverbrecher, dessen Tat sieben Menschen das Leben gekostet hat. Das LKA ist entsetzt.
Erst am Montag hat RTL seine neue Koch-Show „Henssler hinter Gittern“ an den Start geschickt, in der der Star-Koch einigen Insassen einer Bremer JVA im Fernsehen das Kochen beibringen sollte. Was sicher als simples Unterhaltungs-Format gedacht war, hält für den Privatsender nun allerdings jede Menge Ärger bereit. Denn einer der Kandidaten, der nun unter Steffen Hensslers Kommando den Kochlöffel schwingt, ist ein Schwerverbrecher, der 2007 als einer der Haupttäter für das Blutbad von Sittensen verantwortlich war. Sieben Menschen wurde dabei während eines Raubüberfalls auf grausame Weise ihr Leben genommen, lediglich die neunjährige Tochter des Betreibers überlebte. Das Landeskriminalamt Niedersachsen ist entsetzt über die neue RTL-Show.
„Resozialisierung ist bewiesenermaßen der richtige Weg für inhaftierte Straftäter. Aber Resozialisierung auf diesem Wege über Massenmedien?“, so Landeskriminalamts-Präsident Uwe Kolmey verärgert. Für die Polizisten war die Tat in Sittensen eines der schlimmsten Verbrechen seit dem zweiten Weltkrieg, wie es in einer Mitteilung am Dienstag hieß. Dass RTL diesem Verbrecher nun eine öffentliche Bühne im Fernsehen bietet, ist für das LKA völlig unverständlich. „Welche Signale wirken auf die Familienangehörigen der Opfer? Welche Botschaft kommt bei immer noch Trauernden, insbesondere bei der neunjährigen Tochter des Betreiberehepaares an?“, klagte Kolmey weiter.
RTL selbst weist die Vorwürfe des Landeskriminalamts Niedersachen zurück. „Die Darsteller dieser Dokumentation werden nicht glorifiziert“, sagte RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer gegenüber dem NDR. Man wolle den Kandidaten auch keinerlei Bühne geben, um sich in irgendeiner Form zu profilieren. Vielmehr gehe es in der Show darum, den Strafgefangenen eine Perspektive zu bieten, die ihnen nach ihrer Haftzeit den Wiedereinstieg in die Gesellschaft erleichtern solle.
Auch wenn der Kölner Sender hier keine Verfehlung seinerseits sieht, lässt sich doch kaum verneinen, dass RTL bei der Auswahl seiner Kandidaten wenig Taktgefühl bewiesen hat. Immerhin sorgte der Sittensen-Fall damals für viel Aufsehen und war auch in allen Medien präsent. Einen der Hauptäter nun zum „Stargast der ‚Koch-Show'“ zu machen, wie das LKA es ausdrückte, musste zwangsweise für Aufregung sorgen. Uwe Kolmey will es bei der bloßen Kritik aber nicht belassen. „Ich werde mich diesbezüglich auch mit einem Schreiben an RTL wenden“, kündigte er an. [fm]
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