Als am 11. September 2001 das World Trade Center brannte, lief bei der ARD ein Tierfilm. Konkurrent RTL war zu diesem Zeitpunkt bereits auf Sendung. Ulrich Wickert, damaliger „Tagesthemen“-Sprecher bei der ARD, hat die Berichterstatung rückblickend als „dilettantisch“ bezeichnet.
Erst eine Stunde nach dem Terroranschlag begann die ARD mit der Live-Berichterstattung. In einem Interview mit dem Branchenmagazin „Meedia“ vom Freitag beschrieb Wickert die damalige Live-Sendung als „chaotisch“. Er habe nie genau gewusst, welche Gesprächspartner er über welche Fakten befragen konnte.
Live-Reports von dramatischen Ereignissen ohne „journalistischen Filter“ hält Wickert nach wie vor für problematisch. Zu groß sei die Gefahr, dass Bilder gezeigt werden, die nicht ins Fernsehen gehören. Ebenfalls kritisch sieht er emotionale Kommentare zu Live-Bildern, da diese den Zuschauer noch mehr aufwühlen würden.
Nachdem die ARD viel Kritik für die verspätete Berichterstatungeinstecken musste, wurden die Entscheidungsstrukturen überdacht. „ARD-Aktuell“ könne nun selbst entscheiden, wann das laufende Programm für eine Sonderberichterstattung unterbrochen wird.
Mit RTL-Nachrichtenchef Peter Kloeppel, der für seine Berichterstattung den Grimme-Preis gewann, habe er nie über die Sondersendungen gesprochen. Auf die Frage, was Nachrichtensendungen der Privaten anders machen, betonte Wickert, dass bei RTL und Co. häufig Buntes und Privates im Vordergrund stünden. Dennoch müssten die Öffentlich-Rechtlichen keine Angst haben, die jüngeren Zuschauer mit ihren Nachrichtenformaten nicht anzusprechen. Die „Tagesschau“ würde immer noch mehr Zuschauer zwischen 14- bis 49 Jahren anziehen, als Nachrichtensendungen der Privaten.
Am 11. September wird Wickert beim Radiosender NDR Kultur Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder interviewen, der sich 2001 gegen einen Kriegseinsatz im Irak ausgesprochen hatte – die damals „wichtigste Entscheidung“. [rh]
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