
Der Streamer Disney+ nimmt sich Amazon zum Vorbild und startet nun in der Türkei für alle 1,5 Millionen Abonnenten mit Werbung auf der Plattform.
Gleichzeitig führte das Unternehmen dort ein werbefreies Angebot ein, das für die Verbraucher mehr als das Doppelte des bisherigen Standardangebots kostet, berichten die Marktforscher von Ampere Analysis.
Damit ist die Türkei der erste mittel- und osteuropäische Markt (CEE) von Disney+, der Werbung einführt, und der dreizehnte in Europa. Bei früheren europäischen Markteinführungen der Werbestufe erhielten bestehende Abonnenten der Standardstufe jedoch werbefinanzierte Abonnements mit 33 Prozent Rabatt. Disney+ setzt nun erstmals auf den von Amazon Prime Video eingeführten Opt-out-Ansatz, der aktuell in Deutschland für eine Musterklage von Verbraucherschützern sorgt.
Prime Video führte 2024 Werbung in zehn Märkten ein und wurde damit zur Standard-Wiedergabemethode für Abonnenten in den USA, Kanada und den fünf großen EU-Märkten sowie in Österreich, Australien und Mexiko. Mit diesem aggressiven Ansatz wurde das Unternehmen über Nacht zu einem wichtigen Akteur in der Online-Videowerbung und hat seitdem über 100 Millionen Abonnenten auf Werbeebene gewonnen und erreicht weltweit über 200 Millionen Nutzer in Paketen mit Werbung.
Türkische Kunden haben kein Problem mit Werbung
Türkische Kunden dürften für diesen Ansatz empfänglich sein: Laut den Daten von Ampere Consumer weisen türkische Verbraucher die höchste Werbetoleranz in Europa auf. Sechs von zehn Internethaushalten stimmen zu, dass sie bereit wären, sich für ein günstigeres Abonnement Werbung anzusehen. Damit liegt die Werbetoleranz auf dem Niveau der USA.
Jüngste Preisänderungen in den verbleibenden CEE-Märkten von Disney+ deuten darauf hin, dass dies der Beginn einer neuen Welle aggressiver Werbeabonnements sein könnte. Sollte Disney+ seine türkische Strategie im Rest von Mittel- und Osteuropa umsetzen, könnte das Unternehmen theoretisch über Nacht weitere drei Millionen Abonnenten für Werbeabonnements gewinnen.
Nicht auf alle Märkte anwendbar
In einigen Ländern dürfte dieser Schritt jedoch weniger positiv auffallen, da die Werbetoleranz innerhalb der Region stark variiert. In Polen und Rumänien beispielsweise sind weniger als die Hälfte der Internethaushalte bereit, im Gegenzug für ein günstigeres Abonnement Werbung zu sehen, in Tschechien sind es sogar nur 29 Prozent.
Mit Blick auf die Zukunft ist die flächendeckende Einführung einer Opt-out-Anzeigenebene im Rest der Region aufgrund der unterschiedlichen Einstellungen der Verbraucher möglicherweise nicht der beste Schritt, wie der Fall Amazon in Deutschland zeigt. Ein durchdachter Ansatz für jeden einzelnen Markt kann jedoch dazu beitragen, eine mögliche Abwanderung zu verringern.
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Bildquelle:
- disneyplus-gutschein: Disney