Spanische Netflix-Kunden erhalten ab 2021 ihre Rechnung direkt aus Spanien. Dadurch muss das Unternehmen in dem Land deutlich mehr Steuern zahlen. Auch in Deutschland könnte diese Entwicklung folgen.
Bisher zahlen Netflix-Kunden in Spanien ihr Abo an Netflix International BV mit Sitz in Amsterdam. Auch in anderen Ländern zahlt man an das Unternehmen in den Niederlanden, so auch in Deutschland. In Spanien ändert sich das jedoch demnächst, wie die Zeitung „Cinco Dias“ berichtet.
Demnach ändert Netflix zum 1. Januar sein Vertriebsmodell und verbucht künftig seine in Spanien erzielten Einnahmen direkt im Land – mit steuerlichen Konsequenzen für den US-Konzern. Denn die Niederlande bieten deutlich günstigere steuerliche Bedingungen.
2018 habe Netflix in Spanien knapp 540.000 Euro eingenommen und einen Nettogewinn von fast 9.500 Euro erzielt. Und wie viel Steuern zahlte der Streaminganbieter dort? Gerade mal gut 3.000 Euro, so „Cinco Dias“. Im gleichen Zeitraum habe Netflix International in den Niederlanden Einnahmen von 6,5 Milliarden Euro aus ganz Europa vermeldet, mit einem Gewinn von 185 Millionen Euro. Die Steuern beliefen sich auf 104 Millionen Euro.
Die spanische Regierung hatte zuletzt ein neue Steuer auf digitale Dienstleistungen beschlossen. Durch die sogenannte „Google-Steuer“ müssen etwa Streamingdienste Steuern auf ihre tatsächlichen Verkäufe zahlen. Auch andere europäische Länder diskutieren die Einführung einer Digitalsteuer.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass Netflix laut „Cinco Dias“ auch in weiteren EU-Ländern zu einer lokalen Rechnungsstellung wechseln will. Womöglich auch in Deutschland. Nähere Details wollte Netflix dazu jedoch nicht nennen. Das Beispiel von Netflix könnte in jedem Fall den Druck auf andere Digital-Giganten wie Amazon und Sky erhöhen. Denn auch sie haben ihren Sitz in steuerlich vorteilhaften Ländern.
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