Nachhaltigkeit hat in den meisten Industrien inzwischen einen hohen Stellenwert eingenommen. Auch in der Film- und Fernsehindustrie gibt es ein immenses CO2-Einsparpotential. Zudem können neue Technologien und Tools dabei helfen Kosten einzusparen. So entwickelt sich das Green Producing in der Film- und Fernsehbranche immer mehr zum Pflichtbaustein.
Was ist Green Producing?
Durch Green Producing soll die Umweltbelastung, die eine Film- oder Fernsehproduktion verursacht, massiv reduziert werden. Die Produktion eines solchen Formats verbraucht große Mengen an Energie und ist zudem mit umfangreichen Transporten verbunden. Zusätzlich teils extrem viel Material verbraucht, sei es an Requisiten oder Technik. Einer Studie der University of California zufolge ist die Filmindustrie die Nummer zwei der umweltschädlichsten Industrien im Großraum Los Angeles.
Green Producing: Relevanz in Deutschland
Auch in Deutschland hat das Thema eine hohe Relevanz. Hierzulande werden jährlich immerhin über 200 Spielfilme und eine stetig steigende Anzahl an Serien produziert. Das externe TV-Auftragsvolumen liegt allein beim ZDF bei 100.000 Minuten pro Jahr und kommt in Summe mit den anderen Sendern auf ca. 600.000 Minuten jährlich. Diese Produktionen emittieren extrem viel CO2. Bei einer durchschnittlichen „Tatort“ Produktion werden beispielsweise rund 100 Tonnen Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, was selbst Branchenkenner schockiert.
Ansatzpunkte beim Green Producing
Green Producing soll die Kreativität und Qualität des Endproduktes natürlich nicht herabsetzen. Daher sollte sich die ausführende Produktionsfirma im Vorfeld die Frage stellen, wo die meisten Treibhausgase während des Drehplans emittiert werden. Weiterhin steht im Fokus, ob und mit welchen umweltschädlichen Substanzen gedreht wird und ob diese substituiert werden können. Auch die Müllproduktion spielt hierbei eine zentrale Rolle. Insbesondere, wie der angefallene Unrat nachhaltig entsorgt werden kann. Genauso, wie im Vorfeld einer Produktion der Personalbedarf ermittelt werden muss und eine Materialdisposition erstellt wird, kann anhand dieser drei zentralen Punkte deutlich nachhaltiger geplant und produziert werden.
Konkrete Maßnahmen zur nachhaltigen Filmproduktion
In den meisten Bereichen der Film- und TV-Produktion kann mittlerweile auf grüne Alternativen zurückgegriffen werden. Angefangen bei Reflektorsystemen, die auch die schwächeren aber energiesparenden LED-Scheinwerfer effizienter machen, über Solar-Kocher beim Catering: Die Möglichkeiten wachsen stetig. So kann bei Außendrehs neuerdings auch auf Gas- statt Dieselgeneratoren sowie Solarstrom-Speichersysteme für Lichtmasten zurückgegriffen werden.
Filmförderung trägt Green Producing mit
In Deutschland wird seit einiger Zeit an einem einheitlichen Grünen Drehpass gearbeitet. Bis es soweit ist, kann aber noch einige Zeit verstreichen. Daher herrschte lange Zeit Unklarheit, ob Filmförderungen etwaige Mehrkosten für das nachhaltige Produzieren mittragen. Nach einer internen Runde der Filmförderungen auf Bundes- und Länderebene, wurde aber schließlich eine bemerkenswerte Stellungnahme verfasst. Darin heißt es, die Filmförderungen würden die in der Kalkulation angesetzten Mehrkosten für nachhaltiges Produzieren anerkennen und förderrechtlich mittragen.
Initiative Green Shooting – Deutschland noch im Hintertreffen
Was Green Producing betrifft gelten die Medien- und Filmgesellschaft (MFG) Baden-Württemberg und die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein als federführend in Deutschland. Mit der Initiative Green Shooting wurde in Stuttgart kürzlich ein Tool entwickelt, das ressourcenschonende Produktionsmethoden zum Standard machen soll. Die vor allem bei aufwändigen Filmproduktionen verursachte Menge an Treibhausgasen solle so deutlich reduziert werden. Im internationalen Vergleich zeigt Deutschland nämlich noch deutliche Defizite. Frankreich, Großbritannien, Belgien sowie Italien nehmen hier eine Vorreiterrolle ein und bezuschussen die grün produzierten Werke schon länger.
Bildquelle:
- KameraFilmdrehen: © gnepphoto - stock.adobe.com