Bei der Nachrichten- und Informationsbeschaffung vertraut die digital aktive Bevölkerung Deutschlands am meisten Zeitungsartikeln. Auf Platz zwei folgen Hörfunkangebote. Verlierer sind die sozialen Medien.
Unter allen Medienangeboten genießen Zeitungsartikel das größte Vertrauen der digital aktiven Verbraucher in Deutschland. Diesen Vertrauensvorsprung haben Print- und Onlineausgaben der Zeitungstitel über alle befragten Altersgruppen hinweg. Auf Platz zwei liegen Hörfunkangebote. Zu diesen Ergebnissen kommt die globale Studie „Dimension 2020 – Media & Me“ der Analysefirma Kantar. Die Studie wurde zum vierten Mal durchgeführt, erstmals auch in Deutschland. In acht Ländern wurden dazu je 1.000 digital aktive Menschen zwischen 18 und 80 Jahren befragt. Der Studienzeitraum lag zwischen November 2019 und Februar 2020 und damit vor der globalen Corona-Pandemie. Kantar-Experten schätzen aber, dass die Pandemie viele der in der Studie nachgewiesenen Trends noch verstärkt haben dürfte.
Zeitungen und Hörfunk liegen vorn
Der Vertrauensvorsprung von Zeitungstiteln ist laut Studie kein deutsches Phänomen, er entspricht auch dem Gesamtergebnis der Befragungen in den Ländern USA, China, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Brasilien und Argentinien. Abweichend von den Ergebnissen in den anderen Ländern besteht der deutliche Vertrauensvorsprung von Zeitungstiteln in Deutschland aber auch in der jüngsten befragten Altersgruppe der 18- bis 34-jährigen digital Aktiven. Die Studie weist Vertrauenswerte als positive oder negative Vertrauenslücke (Englisch: Trust Gap) aus. Für den Indikator werden die Prozentpunkte negativer Antworten auf die Vertrauensfrage von den Prozentpunkten der positiven Antworten abgezogen. Der Trust Gap von Zeitungstiteln erreicht in Deutschland über alle Altersgruppen hinweg einen Wert von +27, der Wert der 18- bis 34-Jährigen liegt mit +25 auf dem gleichen Niveau wie das internationale Gesamtergebnis für Zeitungstitel.
Auf ähnlich positive Vertrauenswerte wie Zeitungstitel kommen in Deutschland Hörfunkangebote (+26) und – mit leichtem Rückstand – von Fernsehsendern verbreitete Informationen (+21). Beide Mediengattungen liegen auch international im positiven Bereich. Kritischer wird hierzulande hingegen die Vertrauenswürdigkeit von Firmen-Websites gesehen, für die ein Trust Gap von -8 ausgewiesen wird, im Vergleich zu +11 im Gesamtergebnis aus allen befragten Ländern.
Schlusslicht Social Media
Hingegen erreicht Social Media mit einem Trust Gap von -38 in Deutschland den mit Abstand schlechtesten Wert aller Mediengattungen. Auch bei den 18- bis 34-jährigen liegt der Wert der sozialen Medien mit -22 deutlich im negativen Bereich und ist damit schlechter als die Werte aller anderen Mediengattungen. International schneidet Social Media mit -16 bei allen Befragten und +6 bei den 18- bis 34-Jährigen besser ab. Eine relative Mehrheit der weltweit 8.000 Befragten wünscht sich, dass in Social-Media-Angeboten gesponsorte Posts als Werbung gekennzeichnet werden. Werbefinanzierte Berichterstattung, die nicht entsprechend gekennzeichnet wurde, lehnen die Befragten in Deutschland grundsätzlich für alle Mediengattungen ab.
Nachrichtenquelle ist entscheidend
Den Studienergebnissen zufolge sind hohe Vertrauenswerte für Nachrichten und Informationen eng mit der Nachrichtenquelle verbunden. 34 Prozent der Befragten in Deutschland gaben an, dass die Glaubwürdigkeit von Informationen in erster Linie mit der Medienmarke verknüpft ist, die sie verbreitet hat. Weitere 23 Prozent machen die Glaubwürdigkeit gleichermaßen an Medienmarke und den für die Information verantwortlichen Journalisten fest, 13 Prozent halten allein den jeweiligen Journalisten für ausschlaggebend. Diese Werte befinden sich in fast allen Ländern der Studie auf ähnlichem Niveau. Eine Ausnahme ist hier Spanien, wo der jeweilige berichterstattende Journalist eine deutlich höhere Rolle für die Glaubwürdigkeit von Informationen spielt.
Personalisierte Werbung unerwünscht
Eine durchaus kritische Haltung nehmen die Befragten beim Thema individualisierte Informationen ein. Zwar wird die Möglichkeit, in digitalen Medienangeboten maßgeschneiderte Informationen und Angebote zu erhalten, geschätzt. Zugleich befürchten 48 Prozent aber auch, dass ihnen hierdurch Inhalte, Themen und Perspektiven entgehen könnten. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Teilnehmer in den acht Ländern empfinden es als störend, Werbeangebote basierend auf ihren Online-Aktivitäten zu erhalten. 56 Prozent gaben an, nach dem Kauf eines Produktes weiter Werbung für genau dieses erhalten zu haben.
Quelle: Kantar
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