Countdown für UKW-Abschaltung

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Schweiz, Flagge, Kuh; © by-studio - stock.adobe.com
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Jahresende, das ist bereits in einer guten Woche. Und dann heißt es in der Schweiz: Aus mit UKW. Zumindest, was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrifft. Auch viele Private machen mit. Doch je näher der Abschalttermin heranrückt, umso intensiver werden offensichtlich die Emotionen, die damit einher gehen.

UKW-Abschaltung – Warum so plötzlich?

2014, also vor zehn Jahren, hatte der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Schweiz bekanntgegeben, Ende 2024 aus UKW auszusteigen. Von plötzlich kann also keine Rede sein. Abgesehen davon hat die schweizer Regierung bereits vor einiger Zeit das definitive UKW-Ende für alle Programmanbieter in der Schweiz mit Ende 2026 besiegelt.

Warum schaltet die SRG bereits jetzt ab?

Es ist weithin bekannt, dass die Schweiz über hervorragend ausgebaute DAB+-Sendernetze verfügt und per Digitalradio weithin eine bessere Empfangbarkeit als über UKW bietet. Nachdem nur noch ein kleiner einprozentiger Anteil der Schweizer ausschließlich über UKW empfängt und der Betrieb der UKW-Sendernetze um einiges teurer kommt als für DAB+, hat sich die SRG entschieden, UKW bereits zwei Jahre früher als gesetzlich vorgegeben, zu Grabe zu tragen. Laut eigenen Angaben spart sich die SRG so 15 Millionen Franken, rund 16 Millionen Euro, pro Jahr an Übertragungskosten.

Wann wird exakt abgestellt?

Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG betreibt im Lande 850 UKW-Sendeanlagen. Sie werden per 31. Dezember 2024 um Mitternacht abgeschaltet. Ab diesem zeitpunkt kann man dann SRF1, SRF2 Kultur und SRF3 nur noch via DAB+ oder über Internetradio hören. Für die Verbreitung von DAB+ nutzt die SRG 260 Sendeanlagen.

Was machen die Privaten?

Die schweizer Privatsender dürfen bis Ende 2026 weiter auf UKW senden. Doch auch sie ziehen teilweise ihren UKW-Ausstieg vor. Dabei warten viele nicht einmal bis zum Jahresende, sondern haben bereits während der letzten Wochen erste Sendeanlagen stillgelegt. Von den schweizerischen Privaten macht ein Teil der Anbieter beim vorzeitigen UKW-Ausstieg mit. Wobei diese in erster Linie kleinere Füllsender stilllegen und nur noch ihre Hauptfrequenzen behalten. Rund 12 Privatsender werden jedenfalls bis zum bitteren Ende auf UKW bleiben und vorzeitig keine Frequenzen abschalten.

DAB+ Autoradioadapter zählen aktuell in der Schweiz zur absoluten Mangelware

Die Wogen gehen hoch

Lange Zeit hatte es den Anschein, als kümmere die Schweizer die UKW-Abschaltung nicht besonders. Aber während der letzten Zeit hat es den Anschein, als scheint die Volksseele allmählich überzukochen. Es scheint, als würden sich DAB+- und UKW-Befürworter immer heftiger in die Haare kriegen. Unter anderem auch in TV-Diskussionen.

Der wohl größte Gegner der UKW-Abschaltung mit Ende 2026 dürfte der Medienunternehmer Roger Schawinski sein. Er gründete 1979 das erste schweizer Privatradio „Radio 24“, das von Italien aus über den Pizzo Groppera mit dem damals leistungsstärksten UKW-Sender der Welt in die Schweiz funkte. Damit gilt er als Wegbereiter des Privatradios in der Schweiz. Seit 1983 hält Schawinski eine schweizer Lizenz. Der Name des Senders: Radio 1. Dieses Radio 1 verkündet, über das Jahr 2026 hinaus auf UKW präsent zu bleiben.

Was sind die Argumente der UKW-Befürworter?

Die Angst der Privaten, Hörer zu verlieren, ist sehr groß. Durch die Abschaltung der eigenen UKW-Frequenzen wird der Empfang ausländischer Programme ungemein erleichtert. So kann man, zum Teil bereits heute, in weiten Teilen der Deutschschweiz Programme aus Baden-Württemberg und eingeschränkt Vorarlberg (Österreich) empfangen. In der Westschweiz erfreuen sich bereits heute französische Programme großer Beliebtheit. Man befürchtet, dass die bisherigen UKW-Hörer nicht ihren heimischen Programmen auf DAB+ folgen, wo sie ohnehin schon seit langem vertreten sind, sondern zu ausländischen Programmen wechseln.

Unter diesen Umständen gibt es einigen, die mitunter recht laut einen Ausstieg vom UKW-Ausstieg fordern. Dabei werden auch raue Worte genutzt. Auch solche, die man von den friedliebenden Schweizern nicht erwarten würde.

Das schweizer Radio 1 zählt zu den glühenden Gegnern der UKW-Abschaltung in der Schweiz

Wie schaut es mit dem Mobilempfang aus?

Die Verbreitung von Digitalradios in schweizer Haushalten bewegt sich auf hohem Niveau. Abgesehen davon hat der Verkauf von DAB+-Radios während der letzten Monate um 70 Prozent zugenommen.

Das ist aber noch gar nichts, was sich derzeit im Automobilsektor abspielt. Im August 2024 konnten erst 57 Prozent der Deutschschweizer in ihren Autos DAB+ empfangen. Das heißt, 43 Prozent der Autos sind noch zu alt für fest eingebautes DAB+. In der Westschweiz sind es sogar 55 Prozent. Sie alle können ab 1. Januar 2025 keine SRG-Programme mehr unterwegs hören.

Abhilfe Autoradioadapter?

Im Vergleich zum Vorjahr wurden heuer in der Schweiz bereits 22mal so viele DAB+-Autoradioadapter verkauft. Selig die, die bereits welche ihr Eigen nennen. Denn DAB+-Autoradioadapter gelten in der Schweiz inzwischen als ausverkauft.

Woran auch die Industrie mit schuld sein dürfte, da sich diese zu schnell von diesem Marktsegment verabschiedet hat. Dabei ist das Interesse an DAB+-Autoradioadaptern überaus groß. Nicht nur in der Schweiz!

Die nächsten Tage werden in der Schweiz jedenfalls ausgesprochen spannend werden.

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17 Kommentare im Forum
  1. Wird der Schawinsky dann ab 2027 wieder von einem italienischen Beggipfel senden? Oder als Piratensender?
  2. Mal sehen, wer zuletzt lacht. Ich habe von 2012-2019 immer Spätsommer oder Herbst in der Schweiz verbracht und damals schon eine recht rege Nutzung von DAB / DAB+ wahrgenommen.
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