Belarus: Polizei nimmt deutsche Kamerateams fest

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Festnahmen © alphaspirit - Fotolia.com
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Kamerateams von ARD und ZDF sind bei der Berichterstattung über die Proteste in Belarus (Weißrussland) in Minsk vorübergehend festgenommen worden.

Die drei ARD-Mitarbeiter seien vor ihrem Hotel festgesetzt und über Nacht in einer Polizeistation festgehalten worden, teilte der WDR am Samstag in Köln mit. Sie kamen demnach am Vormittag wieder frei. Laut WDR wurde ihnen die Akkreditierung entzogen. Die autoritäre Staatsführung ging zuletzt massiv gegen Journalisten vor. Bereits am Vortag kamen etwa 50 Journalisten vorübergehend in Polizeigewahrsam, darunter eine Korrespondentin der Deutschen Welle und ein ZDF-Kamerateam.

WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn sagte zu der vorläufigen Festnahme des ARD-Teams: „Ich bin entsetzt über die aktuellen Geschehnisse und halte den Umgang mit unserem Team in Minsk für absolut inakzeptabel.“ Der Vorfall zeige, dass eine unabhängige Berichterstattung in Belarus immer weiter erschwert und beinahe unmöglich gemacht werde, sagte er. „Wir lassen uns als öffentlich-rechtlicher Rundfunk jedoch nicht einschüchtern und werden alles daran setzen, dass unsere Journalisten auch weiterhin über die Vorgänge, Proteste und Demonstrationen in Belarus kritisch und unabhängig berichten können“, betonte Schönenborn.

Laut WDR wurden der russische Kameramann und der russische Kamera-Assistent des Landes verwiesen. Der belarussische Producer komme am Montag vor Gericht. Das ZDF-Team wollte nach Angaben des Senders die neuerlichen Proteste auf dem Unabhängigkeitsplatz in Minsk am Donnerstag filmen, als ein Transporter ohne behördliche Markierungen vorfuhr und mehrere Menschen an einer Straßenecke festnahm. Der Kameramann konnte kurz vor der Festnahme noch schnell ein Handyvideo machen, das auf der ZDF-Homepage zu sehen isthttps://www.zdf.de/nachrichten/politik/belarus-zdf-kamerateam-festnahme-100.html.

Der belarussische Journalistenverband sprach von einem massiven Entzug von Akkreditierungen auch für Medienvertreter aus Belarus, die für ausländische Fernseh- oder Rundfunksender, Zeitungen oder Nachrichtenagenturen arbeiteten. Allein am Samstag seien zunächst 17 Arbeitserlaubnisse widerrufen worden. Die Behörden wollen damit offenbar eine Berichterstattung über die Proteste verhindern.

Seit der umstrittenen Wahl vor rund drei Wochen gibt es landesweit Demonstrationen gegen Staatschef Alexander Lukaschenko, der den Wahlsieg mit 80,1 Prozent der Stimmen für sich beansprucht.[dpa/bey]

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23 Kommentare im Forum
  1. Alexander Lukaschenko kann tun und lassen was er will. Die Büchse der Pandora ist geöffnet, aus der Nummer kommt er nicht mehr raus. Er soll sich sein Exil in Russland oder anderswo suchen und von der Bildfläche verschwinden. Die Frage ist nur, wie lange klammert er an der Macht, und wie viele Weißrussen müssen noch mit ihrem Leben für ihre vermeintliche Freiheit bezahlen. Nur eines scheint klar, ein "Weiterso" wie die letzten Jahrzehnte wird es nicht geben.
  2. Das hat man in Syrien über Assad auch gedacht, bis die Russen dem Regime wieder in den Sattel geholfen haben. Wer in Belarus das Sagen hat das entscheiden die Russen und kein anderer. Dafür wird Putin schon sorgen. Egal ob das irgendeinem gefällt oder nicht.
  3. Wie lange sich das mit seinem Weggang hinziehen kann, sieht man ja an Venezuela! Dessen Präsident hält sich seit 2016 weiterhin vom Volk ungewollt an die Macht.
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