In den IPTV-Netzen von Vodafone bahnen sich große Änderungen an: Die eigenen Pay-TV-Angebote sind aus der Vermarktung geflogen und sollen angeblich zum Ende des Jahres abgeschaltet werden. Sind dies Vorbereitungen zur Übernahme des Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland oder will man keine Dopplungen mit Sky?
Seit Mitte Juni ist es offiziell, dass der Mobilfunkgigant Vodafone den größten deutschen Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland mit seinen mehr als sieben Millionen angeschlossenen Haushalten für satte 10 Milliarden Euro übernimmt. So erreicht der Anbieter sein Triple von Festnetz, Mobilfunk und Kabel TV. Doch ein solcher Schritt ruft die Kartellbehörden auf den Plan, die den Wettbewerb lieber gestärkt als geschwächt sehen. Eine Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter steht noch aus und die derzeitigen Aktivitäten im IPTV-Bereich von Vodafone lassen auf erste Besänftigungsversuche schließen.
Seit Anfang August bietet Vodafone den 150 000 Kunden seiner IPTV-Plattform „Vodafone TV“ auch die Programme des Pay-TV-Anbieters Sky an. Die eigenen Pay-TV-Pakete vermarktet der Anbieter jedoch seit kurzem nicht mehr über seine Homepage. Kunden, die in diesen Tagen die Homepage des Anbieters besuchen, um sich dort über das TV-Angebot von Vodafone zu erkundigen, finden neben dem Basispaket lediglich verschiedene Pakete des Pay-TV-Anbieters Sky sowie Fremdsprachen-Pakete, die neu gebucht werden können.
Gegenüber DIGITAL FERNSEHEN erklärte Unternehmenssprecher Dirk Ellenbeck, dass die Pay-TV-Pakete von Vodafone noch zu buchen, derzeit jedoch wegen einer Überarbeitung des Angebots nicht mehr über die Website bestellbar seien. Dem widersprechen jedoch Aussagen mehrerer Vodafone-Kunden, welche die Redaktion in den vergangenen Tagen erreicht haben sowie Aussagen aus dem offiziellen Vodafone-Kundenforum. Demnach wird die Vermarktung der Pay-TV-Pakete gänzlich eingestellt. Lediglich Bestandskunden können die bereits gebuchten Pakete noch bis zum 31. Dezember 2013 sehen.
Ab Januar 2014 sollen dann die Pay-TV-Pakete von Vodafone komplett durch alle Sky-Pakete abgelöst werden, die auch über Satellit zu empfangen sind – dies entspräche dem kompletten Programmangebot von Sky. Offizielle Aussagen der Pressestelle zur Zukunft des Pay-TV-Angebots über Vodafone TV gibt es hingegen bislang nicht. Von Seiten des Anbieters hieß es lediglich, dass man bezüglich möglicher zukünftiger Paketänderungen derzeit keine Informationen preisgeben könne. Kunden bleibt daher bis auf weiteres wohl nichts anderes übrig, als sich selbst über mögliche Änderungen in der Angebotsstruktur bei der Kundenhotline schlau zu machen.
Eine Einstellung der eigenen Pay-TV-Pakete könnte für Vodafone zumindest insofern Sinn machen, als dass dafür der benötigte „virtuelle“ Platz für die Einspeisung aller Sky-Sender geschaffen werden könnte. Denn Dopplungen zwischen Sendern in den eigenen und den Sky-Angeboten führen eher zum Abo-Frust statt zur Lust aufs TV-Vergnügen.
Unklarheit besteht vor allem noch darüber, welche Konsequenzen sich aus der KDG-Übernahme für das IP-TV-Angebot von Vodafone ergeben. Statt die eigenen Pakete denen der KDG anzupassen, werden sie nun komplett eingestellt. Dies könnte man als einen Wink nach Brüssel interpretieren, der zeigen soll, dass Vodafone zu Eingeständnissen bereit ist, wenn die Übernahme genehmigt wird. Fraglich ist, wie sich die deutschsprachigen Pay-TV-Pakete der KDG dann entwickeln werden. Denn eine zweigleisige Angebotsstruktur über Kabel-TV und Internet-TV scheint auf den ersten Blick nicht sinnvoll, wenn man Kunden eine einheitliche Angebotspalette bieten möchte.
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