Um den Suizid des US-Multimillionärs ranken sich Verschwörungstheorien, die Verflechtungen seiner finsteren Machenschaften um Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung Minderjähriger reichen bis in die Spitzen der internationalen High Society: „Jeffrey Epstein: Stinkreich“ gruselt das Publikum bei Netflix.
Als Jeffrey Epstein im Juli 2019 festgenommen und wegen des Missbrauchs minderjähriger Mädchen angeklagt wurde, überschlugen sich weltweit die Schlagzeilen. Der Multimillionär soll Mädchen zur Prostitution gezwungen und einen Sexhandelsring betrieben haben. Donald Trumps Arbeitsminister Alexander Acosta trat wegen seiner Rolle in dem Skandal zurück; auch gegen Prinz Andrew wurden Beschuldigungen publik. Im August brachte sich Epstein schließlich in seiner Gefängniszelle um. Nun rollt eine Netflix-Doku-Serie mit dem reißerischen Titel „Jeffrey Epstein: Stinkreich“ den Fall noch einmal auf.
Als erstes erscheint eine Warnung auf dem Bildschirm: Das, was folgt, könnte einige Zuschauer verstören. Die vierteilige Mini-Serie beginnt dann mit einzelnen Vorfällen Mitte der 90er Jahre, bis schließlich 2005 die Polizei in Florida misstrauisch wird. Die Dokumentation folgt ihren Ermittlungen rund um Epsteins Villa in Palm Beach, akribisch, Schritt für Schritt.
Das Bild, das sich in den verschiedenen Folgen zusammensetzt, ist erschütternd. Es werden immer mehr Frauen vorgestellt, die bei der Polizei aussagen, von Epstein missbraucht worden zu sein. Das Muster ist bei allen ähnlich, alle waren damals minderjährig, viele von ihnen sind bis heute traumatisiert. Im Kern sind diese Anschuldigungen nicht neu – trotzdem ist es wichtig, dass diese Frauen gehört werden.
Denn auch das wird in der Serie deutlich: Erste Anzeigen von Frauen gab es schon viel früher. Doch lange Zeit passierte nichts. Und auch als immer mehr Beweise gegen Epstein gesammelt wurden, blieb er jahrelang von der Justiz verschont. Eine der drängendsten Fragen ist daher: Wie kann es sein, dass dieser Mann so lange geschützt wurde? Welche Rolle spielt es dabei, dass er weiß und reich war und hochrangige Politiker und Unternehmer wie Donald Trump kannte?
Das allerdings ist eine der Schwächen dieser True-Crime-Serie: Sie bohrt nicht nach, sie sucht keine neue Perspektive. So streift sie auch nur am Rande die Frage, wie Epstein überhaupt so reich und einflussreich wurde. Und wie tickt so ein Mensch überhaupt? Spannend wäre außerdem ein stärkerer Blick auf andere Beteiligte gewesen, darunter Epsteins rechte Hand, die Unternehmerin Ghislaine Maxwell. All dies bleiben jedoch offene Fragen – und damit greift „Jeffrey Epstein: Stinkreich“ letztendlich etwas zu kurz.