Die 2002er Serie „Firefly“ kombinierte ihrerzeit Science Fiction mit einer guten Portion Western-Flair. Viel zu früh abgesetzt, mauserte sich der sympathische Abenteuer-Spaß schließlich zum kultigen Sci-Fi-Kleinod.
„Firefly“ startete in den USA 2002 auf dem US-Sender Fox und wurde nach gerade einmal elf ausgestrahlten Episoden schon wieder abgesetzt – damit war noch nicht einmal die erste Staffel abgeschlossen. Viel zu niedrig waren die Einschaltquoten. Zu skeptisch waren die Verantwortlichen bei Fox bereits im Vorfeld gewesen. Dieser verspielte Genre-Mix ließ sich scheinbar in kein klar definierbares Muster einordnen und wurde als zu nischig für die Masse eingestuft.
Dass es überhaupt zur Produktion und Ausstrahlung der Serie kam, ist wohl hauptsächlich Joss Whedon selbst zu verdanken, dem kreativen Kopf hinter „Firefly“. Als Erfinder und Realisator von Serien wie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ (1997-2003) oder auch „Angel – Jäger der Finsternis“ (1999-2004) konnte Whedon bereits Anfang der 2000er einen beachtlichen Ruf vorweisen.
„Firefly“ brachte es auch auf die Kinoleinwand
Der anfänglich deprimierende Misserfolg hat „Firefly“ aber keineswegs den Todesstoß versetzt. Whedons Sci-Fi-Western entpuppte sich quasi als Schläfer. Ähnlich wie „Donnie Darko“ (2001), der seinerzeit im Kino floppte, aber später auf dem DVD-Markt durch die Decke ging und zum Kult wurde, gelang dieses Kunststück auch „Firefly“.
Dadurch konnte Whedon 2005 sogar nochmal einen Kinofilm namens „Serenity – Flucht in neue Welten“ umsetzen, der die unvollendete Serie zumindest in einigen Punkten zum Abschluss brachte. Doch warum hat sich „Firefly“ darüber hinaus bis heute so stabil gehalten? Was ist es, das die Serie sowohl für die Fans der ersten Stunde als auch für Neueinsteiger nach wie vor attraktiv macht?
In „Firefly“ musste die Menschheit die Erde verlassen
In „Firefly“ zeichnet Joss Whedon eine Zukunft zu Beginn des 26. Jahrhunderts, in der die Menschen die Erde durch Industrialisierung und Raubtierkapitalismus ausgebeutet und letztlich zu Grunde gerichtet haben. Mittels Generationenschiffen wurden infolgedessen fremde Planetensysteme besiedelt, in deren hoch technisierten Kernwelten sich die sogenannte Allianz als Regierungsmacht etabliert hat. Dem gegenüber stehen die ferneren Randwelten, die zu großen Teilen noch unerforscht und im Aufbaustadium sind.
Gleich zu Beginn der Serie steht ein Krieg zwischen der Allianz und den Randwelten. Die technisch und zahlenmäßig überlegene Allianz kann diesen Vereinigungskrieg für sich entscheiden, trotzdem bleibt ihr Einfluss auf die Randwelten begrenzt. Zu weit entfernt und verstreut sind all diese kleinen Monde und Planeten.
Captain Reynolds und seine Crew
In diesem Szenario versucht der ausgebuffte Captain Malcolm Reynolds (Nathan Fillion) mit seinem bescheidenen Raumfrachter Serenity über die Runden zu kommen, indem er kleine Transportaufträge annimmt und hier und da auch mal das Allianz-Gesetz für ein paar illegale Bonusgeschäfte übertritt. Dabei folgt er seinem eigenen moralischen Kompass und hat stets ein Herz für die Unterdrückten und Mittellosen. Auf die Allianz ist Reynolds grundsätzlich nicht gut zu sprechen, da er als Soldat für die Unabhängigkeit der Randwelten kämpfte.
Reynolds kann auf eine bunt zusammen gewürfelte Crew zählen. Da wäre Zoë (Gina Torres), die im vegangenen Krieg an Reynolds Seite stand und nun auf der Serenity sein loyaler erster Offizier ist. Der Pilot Hoban alias „Wash“ (Alan Tudyk) vollführt regelmäßig rettende Zauberkunststücke am Steuer und ist mit der toughen Zoë liiert. Waffennarr Jayne Cobb (Adam Baldwin) ist der Mann für’s Grobe und stellt Profit gerne vor Gewissensfragen.
Sonnenschein Kaylee (Jewel Staite) mimt als kreative Ingeneurin den weiblichen Scotty der Serenity. Inara (Morena Baccarin) dagegen bringt Glanz und Glamour mit an Bord – als Edelkurtisane hat sie Zugang zu den wohlhabendsten Kreisen, nutzt die Serenity aber als Garant für ihre Unabhängigkeit. Zu guter Letzt sind da noch Shepherd Book (Ron Glass), ein Pfarrer mit dubioser Vergangenheit, sowie der ehemalige Allianz-Arzt Simon (Sean Maher) und seine Schwester River (Summer Glau).
Geheimorganisationen und Weltraumpiraten
Von größerer Wichtigkeit für die übergreifende Story sind dabei zwei Handlungselemente, die von der ersten Episode an aufgebaut werden.
Da wäre zum einen die hochbegabte River, die von der Allianz für obskure Wissenschaftsexperimente verschleppt und im Zuge dessen brutal misshandelt wurde. Ihr Bruder Simon musste sie aus den Hochsicherheitslaboren unter großer Gefahr heraus schmuggeln und kam anschließend mit ihr auf die Serenity, um in den Randwelten Schutz vor der Allianz zu suchen. Was mit River gemacht wurde und wer genau dahinter steckt, ist eine der großen Fragen der Serie.
Und dann gibt es da noch die Reaver: eine brutale Schlächterbande von Weltraumpiraten und Kannibalen, die niemals Lebende zurücklassen und bei deren Erscheinen es nur die Option auf schnellstmögliche Flucht gibt. Wo die Reaver her kommen, was sie antreibt und wie sie zu dem wurden, was sie sind, ist das zweite große Mysterium von „Firefly“.
„Firefly“ bietet ein grundsympathisches Darsteller-Ensemble
Möchte man nun den Grund für die anhaltende Beliebtheit von „Firefly“ auf den Punkt bringen, so ist es schlicht und einfach der Charme. Obwohl immer wieder finstere und auch gesellschaftskritische Themen verhandelt werden, bleibt der Nimbus stets locker und leichtfüßig. Das Zusammenspiel innerhalb der Serenity-Crew ist einer der entscheidenen Grundpfeiler.
Der unverbesserlich sympathische Grinsemann Nathan Fillion, bekannt aus Serien wie „Castle“ (2009-2016) und jüngst „The Rookie“ (seit 2018), gibt einen grandiosen Captain ab. Natürlich dürfen zwischen ihm und der verführerischen Inara regelmäßig knisterende Funken hin und her fliegen. Auch Haudrauf Jayne bekommt beispielsweise von Schauspieler Adam Baldwin (Sergeant „Animal Mother“ aus Stanley Kubricks „Full Metal Jacket“) eine herrlich dümmliche Note verpasst, ohne dass der Charakter dabei zur reinen Witzfigur verkommt.
Letztlich hat jedes Crew-Mitglied in „Firefly“ einen interessanten Hintergrund und trägt mit seiner Persönlichkeit zur grundauf liebenswerten Dynamik zwischen den verschiedenen Charakteren bei.
Science Fiction und der wilde Westen
Ein Alleinstellungsmerkmal von „Firefly“ ist zudem der zuvor schon angerissene Genre-Mix aus Science Fiction und Western. Hier fallen diverse Parallelen zur Historie der USA auf. Sei es zum Beispiel der Vereinigungskrieg zwischen der Allianz und den Randwelten, der sich eindeutig am amerikanischen Bürgerkrieg orientiert. Die gesetzlosen Randwelten können dabei generell analog zum wilden Westen des 19. Jahrhunderts gesehen werden.
Gleichsam altmodisch, wie zur amerikanischen Gründerzeit, wirkt die Oberschicht der Allianz mit ihrer pompösen, auf Status bedachten Selbstdarstellung, wo scheinbar harmlose Beleidigungen noch Satisfaktion in einem Ehrenduell auf Leben und Tod verlangen.
Allein optisch springen einem diese Western-Bezüge überall ins Auge, von den Kostümen bis zu den Set-Designs, nur dass die endlosen Weiten der Prärie nun per Raumschiff im All durchkreuzt werden. Es mag an eben diesem Stilmix liegen, dass die Serie zu ihrem Erscheinen vor circa 20 Jahren auf kein breites Publikumsinteresse stieß. Dabei ist die Science Fiction in der amerikanischen Film- und Serienindustrie nur die logische Weiterführung des Western-Genres.
Feierten in den 1940ern und 1950ern vor allem noch Revolverhelden und furchtlose Wildwest-Pioniere á la John Wayne die großen Leinwanderfolge, übernahmen ab Mitte der 1960er (nachdem der US-Western schon längst vom Italo-Western abgelöst wurde) Captain Kirk und seine Enterprise-Crew in „Star Trek“ die Erforschung endloser Weiten. Die unbekannten Grenzlande hatten sich nun endgültig auf den Weltraum verlagert. Der wilde Westen als Sehnsuchtsort hatte zunehmend ausgedient.
Wo gibt es „Firefly“ heute zu sehen?
„Firefly“ kann auch heute noch als nahezu uneingeschränkte Empfehlung gelten. Für Menschen, die sowohl der Science Fiction als auch dem Western nahe stehen, gilt das umso mehr. Eine breite Palette an sympathischen Charakteren sowie das unbeschwerte Abenteuer-Flair, kombiniert mit einer reichhaltig angefüllten Sci-Fi-Welt, die viele spannende und auch düstere Hintergründe bietet, schnüren ein erstaunlich rundes Paket zusammen. Da hätte es gerne noch wenigsten zwei bis drei 3 Staffeln mehr geben dürfen.
Wer sich „Firefly“ heute noch einmal anschauen möchte, kann dies auf verschiedene Wege tun. Die komplette erste Staffel mit insgesamt 14 Episoden gibt es auf DVD und Blu-ray und im Stream aktuell als Teil des Portfolios von Disney+. Aber auch Prime Video und Apple TV bieten „Firefly“ zum digitalen Kauf oder als Leihgabe an.
Die 2005er Kinofortsetzung „Serenity – Flucht in neue Welten“ kann separat erworben werden, ebenfalls als DVD, HD- sowie 4K-UHD-Blu-ray. Bei Prime Video und Apple TV gibt es neben der HD- auch die 4K-Variante im Stream als Kauf- und Leihgabe. Aber auch Google Play, freenet oder Magenta TV stellen zumindest die HD-Variante von „Serenity – Flucht in neue Welten“ gegen Extrabezahlung zur Verfügung.
Bildquelle:
- Serenity (4): RTL
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