
Die Blumhouse-Produktion „The Bondsman“ ist kürzlich auf Amazon Prime Video gestartet und fährt eine wilde Mischung aus Horror, Action, Comedy und Familiendrama auf. Wie gut geht das Konzept auf?
Die neue Dämonenjäger-Serie „The Bondsman“ mit Kevin Bacon („Footlose“) hat jetzt im April ihr Debüt auf Amazon Prime Video gegeben. Direkt zum Start ist die komplette erste Staffel verfügbar mit insgesamt acht Folgen, die jeweils auf knackige 30 Minuten angelegt sind. Neben den Amazon MGM Studios steht u. a. die bekannte Horror-Schmiede Blumhouse Television als Produzent im Hintergrund.
„The Bondsman“ bietet teils expliziten Gore (was die Ab-18-Einstufung erklärt), Kevin Bacon im Bad-Ass-Modus, einen lockeren Comedy-Vibe samt Patchwork-Familiendrama und versucht, das alles in die besagt straffen 30-Minuten-Folgen zu stopfen. Dass das Ganze einen kantigen Charme besitzt, der für lässigen Unterhaltungsspaß sorgt, kann schon mal festgehalten werden. Die wilde Genre-Mischung geht aber nicht in allen Punkten auf.
Was verspricht Blumhouse?

Dass bei „The Bondsman“ Blumhouse mit am Ruder sitzt, weckt schon mal eine gewisse Erwartungshaltung. Die US-Filmschmiede wurde im Jahr 2000 gegründet und konnte in ihren Anfangstagen vor allem mit recht günstig produzierten Horror-Streifen ihren Gewinn einfahren. Im Laufe der Zeit hat sich das Unternehmen aber so einige Schritte Richtung Professionalität und mehr Vielfalt bewegt. Bekannt ist Blumhouse zum Beispiel für die „Paranormal Activity“-, „The Purge“- oder „Insidious“-Reihe. Besonders in den jüngsten Jahren ist auch eine beachtliche Anzahl sehr sehenswerter bis hochklassiger Filme hinzu gekommen.
Zum Beispiel haben Spike Lees „BlackkKlansman“ (2018), Jordan Peeles „Wir“ (2019) oder ein „The Black Phone“ (2022) mit Ethan Hawke dem Blumhouse-Portfolio, welches auch an Serien nicht arm ist, deutlich mehr Qualität beschert. Bei „The Bondsman“ scheint vor allem eines im Vordergrund zu stehen: Unkompliziertes Vergnügen.
Dämonenjagd wider Willen
Die Vorraussetzungen sind schon mal eine gute Bank. Mit dem Mittsechziger Kevin Bacon hat die Serie einen verdienten Hauptdarsteller, der sowohl im Horror- und Thriller-Segment („Freitag, der 13.“, „Hollow Man“) als auch im Blockbuster-Bereich („Apollo 13“) Erfahrung hat. Ein paar Ensemble-Überraschungen hat „The Bondsman“ zum Beispiel noch mit Beth Grant („Donnie Darko“, „Little Miss Sunshine“) oder Damon Herriman („Once Upon A Time in Hollywood“) in petto. Generell kann sich die gesamte Besetzung sehen lassen.

Bacon spielt in „The Bondsman“ den US-amerikanischen Kopfgeldjäger Hub Halloran, der gleich in den allerersten Minuten von Auftragskillern die Kehle aufgeschlitzt bekommt, aber wie durch ein Wunder überlebt. Verantwortlich für diese übernatürliche Rettung ist kein anderer als der leibhaftige Satan, der Hub nur deswegen ins Leben zurückgeholt hat, damit dieser im Auftrag des Teufels Dämonen zur Strecke bringt, die unerlaubt aus der Hölle ausgebüxt sind. Hub hat demnach keine wirkliche Wahl und bekommt von seiner Mutter Kitty (Beth Grant) tatkräftige Unterstützung.
Natürlich will sich Hub auch an seinen Mördern rächen, was ihn zu deren Auftraggeber Lucky Callahan (Damon Herriman) führt, welcher ausgerechnet der neue Lover von Hubs Ex-Frau Maryanne (Jennifer Nettles) ist und sich zudem als Stiefvater von Hubs Teenager-Sohn Cade (Maxwell Jenkins) aufspielt. Dass hinter den aus der Hölle entflohenen Dämonen eine noch viel größere Bedrohung steckt, als anfangs gedacht, versteht sich ebenfalls. Es fragt sich außerdem, welche Schandtat Hub Halloran überhaupt erst in die Fänge des Satans getrieben hat.
„The Bondsman“ macht Spaß, eine zweite Staffel könnte es noch besser machen
Horror-Fans, die auf der Suche nach einer unkomplizierten, selbstironischen Abendunterhaltung sind, können zweifellos einen Blick auf „The Bondsman“ werfen. Dass die Episoden sich gerade mal auf eine Kürze von 30 Minuten belaufen, ist überraschend angenehem. Es gibt keine ausufernde Exposition, keine endlosen Nebenhandlungsstränge, keine aufgezwungenen Cliffhanger oder unnötige Twists nur um des Twists willen. Stattdessen geht es wunderbar zackig zur Sache. Die teils expliziten Gore-Effekte können sich ganz gut sehen lassen. Was dagegen etwas enttäuscht, sind Spezialeffekte wie zum Beispiel das digitale Feuer.

Die Darsteller fügen sich spielend lässig in ihre Rollen. Besonders das amüsant stümperhafte Mutter-Sohn-Gespann aus Kevin Bacon und Beth Grant versprüht einen herrlich trashigen Charme und trägt damit einen Großteil dieser ersten Staffel. Das größte Problem der Serie ist dagegen, dass die an sich so clever angelegte Reduzierung auf das Wesentliche dann doch nicht konsequent genug durchgezogen wird. Beispielsweise schwankt der Erzählton oft unbeholfen zwischen leichtfüßiger Selbstironie und befremdlich alltäglichem bis ernstem Familiendrama. Und ausgerechnet das Letztere erhält insgesamt zu viel Raum, dafür dass es weder sonderlich originell geschrieben ist noch emotional wirklich zu berühren vermag.
In der Konsequenz kommt der Gore-Action-Faktor oft auffällig kurz. In manchen Episoden wird die Dämonenjagd fast schon zur Nebensache von ein paar Minütchen, die zwischendurch schnell mal noch abgehandelt werden muss. Damit stellt sich „The Bondsman“ unnötig selbst ein Bein, auch wenn das im Gesamten betrachtet kein kompletter Beinbruch ist. Mehr Fokus auf deftige Horror-Kuriositäten und spleenige Comedy hätte das Ganze jedoch nochmal auf ein höheres Level gehoben. Trotzdem: Die Serie ist schmissig genug, um Laune zu machen und kündigt im Finale mit einem groß aufgemachten Cliffhanger schon mal den Fortgang in Staffel 2 an. Und eine Fortsetzung, die sich hoffentlich noch mehr auf die Stärken des im Kern sehr stimmigen Horror-Comedy-Konzepts konzentriert, wäre definitiv wünschenswert.