Seit heute steht der neue Streifen „Star Trek: Section 31“ mit Michelle Yeoh auf Paramount+ zur Verfügung. Was taugt das „Discovery“-Spin-off?
Der neue Streaming-exklusive Film „Star Trek: Section 31“ ist ab heute auf Paramount+ abrufbar. Es handelt sich um ein Spin-off zur 2017 gestarteten Serie „Star Trek: Discovery“, die im Frühjahr 2024 mit der fünften Staffel zum Abschluss kam. Für „Section 31“ übernimmt Michelle Yeoh, die von Anfang an bei „Discovery“ als Philippa Georgiou dabei war, die tragende Hauptrolle. Der fertige Film scheint sich nicht nur an „Discovery“-Fans richten zu wollen, sondern sucht auch eine kuschelige Nähe zu Steven Soderberghs „Ocean’s Eleven“ (2001) oder auch Warners „Suicide Squad“ (2016) aus dem DC-Universum. Wie gelingt dieser neue Mix?
Der Werdegang von Philippa Georgiou (mit Spoilern zu „Discovery“)
Zur Erinnerung: Michelle Yeoh trat bereits in der ersten Episode der ersten „Discovery“-Staffel als Captain Philippa Georgiou auf, die bereits in der darauffolgenden zweiten Episode ihren Tod im Kampf gegen die Klingonen fand. Als ehrenwerte Mentorin der Serienprotagonistin Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) hatte Georgiou ihre erste Offizierin maßgeblich beeinflusst. Später, in der elften Episode, kehrte Michelle Yeoh dann als Philippa Georgiou zurück, allerdings nicht als die zuvor verstorbene Sternenflottenkapitänin, sondern als ihre Doppelgängerin aus einem Spiegeluniversum.
Diese zweite Philippa Georgiou war quasi in allen Belangen das Gegenteil von Burnhams ehemaliger, von hehren Zielen und Idealen beseelten Mentorin. Im Spiegeluniversum war Georgiou die despotische Herrscherin des terranischen Imperiums gewesen, das einen Großteil dieser Parallel-Michstraße unterjocht und mit Terror regiert hatte und auch vor Genozid nicht zurückschreckte. Nach heldenhaften Taten Burnhams wurde die Imperatorin Georgiou aus ihrer Welt gerissen und strandetete im Universum der rechtschaffenen Sternenflotte. Dort unterstützte sie meist widerwillig die Crew der Discovery.
Nachdem sich die USS Discovery mehr oder weniger unbeabsichtigt am Ende der zweiten Staffel ein schlappes Jahrtausend in die Zukunft (ins 32. Jahrhundert) katapultierte, nahm sie auch Philippa Georgiou mit, die jedoch im Laufe von Staffel 3 über ein Portal ins 24. Jahrhundert zurückkehrte, allerdings nicht in ihr eigenes Spiegeluniversum, sondern sie blieb in der Welt der uns bekannten Sternenflotte (die Details sind verwirrend und sollen hier ausgespart werden). An dieser Stelle wären wir nun beim Ausgangspunkt von „Section 31“ angelangt.
Wie kommt jetzt die Sektion 31 ins Spiel?
Zurück im 24. Jahrhundert und zum Beginn des neuen Films „Section 31“ unterhält die einstige terranische Imperatorin nun eine eigene Raumstation mit einem edlen, aber auch zwielichtigen Nachtclub, der sich für allerlei illegale Geschäft anbietet. Dort begegnet sie einem Agententrupp des Sternenflotten-Geheimdienstes Sektion 31, der erstmals in „Star Trek: Deep Space Nine“ die Bühne betrat. Dieser bunte, aus extravaganten Außenseitern zusammengewürfelte Trupp rekrutiert Philippa Georgiou, um eine gefährliche Waffe zu finden, die mal wieder fast das gesamte Leben in der Galaxie vernichten könnte („Discovery“-Zuschauer kennen dieses Muster einer galaxisweiten Bedrohung nur allzu gut). Der Clou bei der Sache: Als terranische Imperatorin hatte Georgiou diese Waffe sogar selbst konstruieren und bauen lassen. Jetzt aber will sie diese Gefahr zum Wohle der Galaxie vernichten.
Eher eine gehobene „Discovery“-Doppelfolge
„Star Trek: Section 31“ versprüht von Anfang an die „Discovery“-DNA. Wer sich mit der Serie gut auskennt, wird hier im Kern also viel Vertrautes wiederfinden, aber weniger an bekannten Charakteren und Orten, sondern vielmehr in Bezug auf die Ästhetik, die generelle Atmosphäre, den Humor, die Dialoge usw. – es gibt auch verschiedene Story-relevante Rückblicke in die Vergangenheit der terranischen Imperatorin Georgiou.
Wer „Discovery“ schon nicht mochte, wird daher höchstwahrscheinlich auch mit „Star Trek: Section 31“ nicht warm werden. Der Versuch, mit einer Reihe exzentrischer Charaktere und Spezialisten – nach den oben erwähnten Vorbildern „Ocean’s Eleven“ oder „Suicide Squad“ – kuriose Vielfalt zu schaffen, wirkt zudem etwas aufgesetzt und der Humor stellt sich oft eher als bemüht denn witzig heraus. Des Weiteren setzt „Section 31“ auf diverse Action-Prügel-Szenen, in denen Michelle Yeoh auch selbst zum Einsatz kommt. Doch auch hier fehlt es an Biss und wirkungsvoller Dramatik.
Neben zuweilen phrasenhaften Dialogen ist das Hauptproblem des Films, dass es an Sympathieträgern mangelt. Die Philippa Georgiou aus dem Spielgeluniversum selbst war auch schon in „Discovery“ zu keinem Zeitpunkt eine solche Sympathieträgerin. Dafür war sie stets zu skrupellos, zu selbstbezogen und die wenigen Anflüge an Reue und Empathie, die sie dann doch zeigte, wirkten wie aus dem Nichts heraufbeschworen. Die Neuzugänge im Spezialisten-Team der Sektion 31 sind zwar durchaus vielseitig, aber der vorliegende Film ist zu kurz, um all ihren Schablonen mehr Profil zu geben. Zumindest anfangs sorgt das alles aber für ein paar Überraschungen.
Am meisten Spaß machen noch die ganz ansehnlichen Schauwerte, wenn es um das teils kreative Kostüm- und Masken-Design geht sowie um manche interessante CGI-Gestaltungen wie die kurven- und bogenreich verschlungene Raumstation. Insgesamt gibt es aber zu wenig abwechslungsreiche Schauplätze. Am Ende wirkt „Section 31“ wie eine übliche Doppelfolge aus der „Discovery“-Serie mit einem gehobenen Budget, aber ohne die bekannten Charaktere (abgesehen von Philippa Georgiou, versteht sich).
Enttäuschend für „Star Trek“-Fans aus älteren Tagen ist außerdem, dass dieser neue Film in keiner einzigen Weise Bezug nimmt zu der Sektion 31, die ursprünglich aus der „Deep Space Nine“-Serie bekannt ist. Generell ist der titelgebende und eigentlich doch so spannende, weil so zwielichtige Sternenflotten-Geheimdienst hier nicht mehr als ein Stichwortgeber. Das ist definitiv ein Versäumnis.
Für wen eignet sich „Star Trek: Section 31“?
All jene, die an der „Discovery“-Serie im Großen und Ganzen ihre Freude hatten, können sich auch mal „Section 31“ zu Gemüte führen, sollten aber nicht zu viel erwarten, denn auch wenn der Film versucht, ein sehr dramatisches Bedrohungsszenario aufzubauen, bleiben die ca. 90 Minuten insgesamt zu dünn, um wirkliche Anteilnahme zu erzeugen. Wer in erster Linie auf die neue Staffel von „Strange New Worlds“ wartet und/oder vorwiegend an den Klassikern wie „Die nächste Generation“, „Deep Space Nine“ und „Voyager“ hängt, hat wohl ohnehin nur wenig Bezugspunkte zu diesem „Discovery“-Spin-off und verpasst auch nichts Entscheidendes, wenn er sich dieses Abenteuer ausspart.
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