Heute startet auf Paramount+ mit der finalen Episode der 5. Staffel auch das endgültige Serienfinale von „Star Trek: Lower Decks“. Es ist also die richtige Zeit für eine Rückschau auf die gesamte Serie.
Als im Jahr 2020 die erste Staffel von „Lower Decks“ startete, war das für so einige „Star Trek“-Fans eine wirkliche Überraschung. Hochwertig animierte Comedy von den erfahrenen „Rick and Morty“-Autoren und -Animatoren? Etwas Vergleichbares hatte es zuvor im „Star Trek“-Universum noch nie gegeben. Noch schöner: „Lower Decks“ richtete sich von Anfang an gezielt an Liebhaber des klassischen Kanons, die vor allem „Die nächste Generation“, „Deep Space Nine“ und „Voyager“ sowie die Originalserie aus den 1960ern in ihren Herzen tragen.
Das ist besonders für alle jene erfreulich, die mit der zwiespältig aufgenommenen Paramount-Produktion „Discovery“, die ab 2017 ein „Star Trek“-Serien-Revival einläutete, nie richtig warm wurden, drängten hier doch stets zu viel Action und Pathos die alten „Star Trek“-Tugenden in den Hintergrund. Natürlich ist „Lower Decks“ selbst ein ziemlich eigenständiger Fall, aber an der Liebe zu den klassischen Wurzeln des Franchise lassen die Schöpfer keinen Zweifel aufkommen.
Mehr als nur Fan-Service?
Wer in seinem Leben bisher von „Star Trek“ nur am Rande Notiz genommen hat, ist bei „Lower Decks“ definitiv an der falschen Adresse. Hier wird elementares bis ziemlich spezielles Fan-Wissen vorausgesetzt. Die Animationsserie ist von Kennern für Kenner gemacht. Die sehr temporeiche und moderne Inszenierung kann zwar auch ein jüngeres Publikum ansprechen, ohne umfangreiches Wissen um die Crews und Abenteuer von Kirk, Picard, Sisko und Janeway lässt sich mit dem hochfrequenten Dauerfeuer an Referenzen allerdings kaum Schritt halten. Für einen Neueinstieg in das „Star Trek“-Universum eignen sich die Originalserien fraglos viel besser.
Tatsächlich ist der Fan-Service ein integraler Bestandteil des Serienkonzeptes und das lässt sich „Lower Decks“ kaum zum Vorwurf machen. Der Mehrwert der Animations-Comedy entfaltet sich auf Basis dieses Fan-Service. Wer schon in „Die nächste Generation“ regelmäßig darüber schmunzeln musste, wie William Riker betont lässig sein Bein über die Stuhllehne schwingt anstatt sich wie ein „normaler Mensch“ hinzusetzen; wie übertrieben oft die nutzlosen Sicherheitsprotokolle des Holodecks ausfallen und zur todbringenden Falle werden; oder welche kuriosen Auswüchse das Wissenschafts- und Technik-Gelaber mit all den Quantensingularitäts-Subprozessoren, Hydroschraubenschlüsseln und transkosmischen Energieblasen annimmt, wird sich in „Lower Decks“ sofort zu Hause fühlen.
Das Autoren-Team punktet mit einem wunderbar entlarvenden Blick auf all diese sympathischen Absurditäten und Unsinnigkeiten des „Star Trek“-Universums sowie auch auf die charmanten Marotten der Captains, der Crew-Mitglieder und der verschiedenen Alien-Spezies bzw. der Schauspielerinnen und Schauspieler, die diesen Figuren einst Leben einhauchten. Der extrem geschwätzige Humor der Serie mag manchen vielleicht etwas zu hektisch sein, aber die spitzfindigen Pointen treffen in ihrer überdrehten Art meist genau den richtigen Nerv, ohne die Originale der Lächerlichkeit preiszugeben. Man merkt einfach, dass mit Showrunner Mike McMahan und seinem Team echte „Star Trek“-Enthusiasten bei „Lower Decks“ am Werk waren.
Starkes Design
Ebenso muss gewürdigt werden, dass „Lower Decks“ immer wieder mit grafisch hochwertigen sowie kreativen Hintergründen und Panoramen glänzt. Ob das nun kuriose bis idyllische Planetenlandschaften sind, die riesigen Sternenbasen, das detailverliebte Raumschiff-Interieur oder die vielen, teils durchaus majestischen Weltall-Szenerien. Auch die Animationsqualität trägt viel zum Charme der Serie bei. Die Bewegungen, die Gestik und vor allem die überspitzte Mimik der Figuren sind wunderbar facettenreich und für ein Comedy-Abenteuer im genau richtigen Grad auf Anschlag gedreht. Die Sprecherinnen und Sprecher machen dabei ebenso einen Top-Job, ob nun im englischen Original oder auf deutscher Seite.
Dass auch in Fragen des Designs den Vorlagen alle Ehre gemacht wurde, zeigen die Bilder selbst. Von den bekannten Sternenflotten-Uniformen, die sich über die Generationen hinweg immer wieder verändert haben, über die spezifischen Raumschiff-Modelle der Sternenflotte, der Ferengi, Vulkianer oder Klingonen, bis zu den ikonischen Interface- und Armaturen-Designs: „Lower Decks“ geht mit einer peniblen Detailversessenheit ans Werk, die für „Star Trek“-Fans fast schon die halbe Miete ist.
Ist wirklich alles Gold bei „Lower Decks“?
Es gibt tatsächlich nicht allzu viel, was bei „Lower Decks“ gravierend den Spaß stören würde, außer man kommt mit dem „Rick and Morty“-artigen Humor nicht klar, aber das ist in erster Linie eine Geschmacksfrage. Sicher zündet nicht jeder einzelne Gag auf dem gleichen Niveau und manche Episoden sind schlicht weniger lustig und ideenloser als andere, aber in welcher Comedy-Serie ist das nicht so? Das größte Manko von „Lower Decks“ besteht wie gehabt darin, dass sich ohne umfangreiches „Star Trek“-Vorwissen ein Blick in die Serie deutlich weniger lohnt, weil einem als Zuschauer einfach zu viele witzige Momente und Anspielungen durch die Lappen gehen.
Wie steht es um Staffel 5?
Insgesamt erscheint es tatsächlich passend, dass die fünfte Staffel auch die letzte von „Star Trek: Lower Decks“ sein wird. Bei der schieren Masse an Gags und Ideen, die die Serie seit ihren Anfängen gebracht hat, bliebe künftig wohl ein immer geringerer Spielraum für ungeahnte Überraschungen. Zudem stiege die Gefahr, sich zu oft zu wiederholen, würde die Serie zu sehr in die Länge gezogen. Nach fünf Staffeln verfestigt sich eher der Eindruck, dass „Lower Decks“ sich selbst gut auserzählt und ausgeschöpft hat und das ist im besten Sinne gemeint. Wie heißt es so treffend: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
Staffel 5 reiht sich dabei in das hohe Qualitätsniveau der Vorgängerstaffeln ein, schert aber auch nicht spürbar nach oben aus (was auch nicht unbedingt vonnöten ist). Die ersten Episoden legen trotz unterhaltsamer Ideen und Präsentation insgesamt ein wenig mager los, aber im weiteren Staffelverlauf lässt sich eine kreative Steigerung feststellen bis zur vorletzten neunten Folge, die gewohnt Comedy-mäßig abliefert sowie auch ein phantasiereiches „Star Trek“-Multiversumsabenteuer inszeniert, das letzte Woche mit einem dramatischen Cliffhanger aufs Finale eingestimmt hat. Es darf also mit einem würdigen Abschluss gerechnet werden, denn heute, am 19. Dezember, erscheint auf Paramount+ die allerletzte Episode der fünften Staffel, womit nun eine Serie zu Ende geht, die vielen „Star Trek“-Liebhabern bestimmt noch lange in wohliger Erinnerung bleiben wird.
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