„Reacher“ liefert mit Staffel 3 den Höhepunkt der Serie … bislang

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"Reacher", Staffel 3
©Amazon Content Services LLC

Mit Staffel 3 hat die „Reacher“-Serie ihr zuvor schon hohes Unterhaltungsniveau nochmal toppen können. Fragt sich nun, wie lange sich die bewährte Formel in den kommenden Staffeln frisch halten lässt.

Am vergangenen Donnerstag startete auf Amazon Prime Video die finale Episode der dritten „Reacher“-Staffel und hat die ohnehin bis dahin mitreißende Undercover-Action-Sause zu einem herrlich brachialen Abschluss gebracht. Damit darf sich Staffel 3 getrost zum bisherigen Höhepunkt der gesamten Serie krönen lassen. Doch da soll ja noch mehr kommen. Dass es eine vierte Staffel geben wird, ist bereits bestätigt, aber sonst ist kaum mehr dazu bekannt. Könnte das stark formelhafte Serienkonzept künftig für Abnutzungserscheinungen sorgen oder ist die Spitze noch gar nicht erreicht?

Die „Reacher“-Formel

"Reacher", Alan Ritchson
©Amazon Content Services LLC – Gangster, die Kleinstädte terrorisieren, sollten besonders auf der Hut sein, denn Reacher (Alan Ritchson) könnte plötzlich bei ihnen vor der Tür stehen

Wie auch die Romane von Lee Child setzt die „Reacher“-Serie auf eine klar wiedererkennbare Formel. Jede Staffel adaptiert eines der vielen „Reacher“-Bücher und baut getreu den Vorlagen auf ein bewährtes Muster, das in abgewandelter Form eine unerschütterliche Basis bildet. Die nicht nur muskelbepackte, sondern auch außergewöhnlich smarte Kampfmaschine Reacher (Alan Ritchson) vagabundiert dementsprechend durch die USA in der Regel von Kleinstadt zu Kleinstadt. Überall, wo der Ex-Army-Offizier auftaucht, gilt es, das gemeine Volk von korrupten Unterdrückern, tyrannischen Gangstern oder von sonstigen Ungerechtigkeiten zu befreien. Dabei hat Reacher meist auch einen ganz persönlichen Grund, um blutige Rache zu nehmen.

Obwohl der Lonesome Wolf stets alleine reist, ist er auch ein fähiger Teamplayer und Anführer, wenn es die Situation erfordert (und das ist jedes Mal der Fall). Mit nur einer Handvoll Verbündeter muss Reacher sein Ermittlungsgenie beweisen, um sich in letzter Konsequenz durch eine ganze Armee an entbehrlichen Handlangern zu einem fiesen Chef-Despoten voran zu prügeln und zu ballern. Ein wenig knisternde Romantik darf dabei selbstverständlich auch nicht fehlen, denn dieser sympathische Adonis zieht immer wieder begierige Blicke auf sich. Eine wichtige personelle Konstante ist zudem Reachers ehemalige Army-Freundin Frances Neagley (Maria Sten), die jede Staffel irgendwann auf den Plan rückt, um dem großen Brummbär unter die Arme zu greifen. Am Ende gibt’s dann eine Menge Leichen und ein paar sadistische Psychopathen weniger auf der Welt.

Staffel 3 setzt einen neuen Maßstab innerhalb der Serie

"Reacher" Staffel 3
©Amazon Content Services LLC – Alleine schon, um diese beiden Muskelpakete auf Leben und Tod kämpfen zu sehen, lohnt sich das Finale von Staffel 3

Auf Basis dieser Formel konnten die ersten beiden Staffeln ein rasant wachsendes Publikum für sich gewinnen. Dass die dritte Staffel nun sowohl qualitativ als auch im Sinne des puren Unterhaltungsfaktors einen neuen Zenit erklommen hat, ist auf mehrere Gründe zurückzuführen. Musste Staffel 1 zunächst einmal den elementaren Unterbau der Serie etablieren, so ist auch Staffel 2 in jenem Sinne noch als Prolog einzustufen, da hier Reachers Militärvergangenheit erstmals ausführlich beleuchtet wurde, welche ja die entscheidende Grundlage für das Verständnis seines Handelns und seines charakterlichen Wesens ist.

Die dritte Staffel konnte sich nun erstmalig auf dieser Vorarbeit ausruhen und somit ohne größeres Drumherum vollends einer spannenden wie actionreichen Gegenwartsgeschichte widmen. Neben den Stammschauspielern hat sich offenbar auch das gesamte Produktionsteam, das von Anfang an sehr gute Arbeit geleistet hat, über die letzten Jahre immer tiefer in die Materie und die Abläufe einarbeiten können, was gleichsam nochmal einen qualitativen Gewinn bedeutet.

Pflichtprogramm für Action-Freunde

"Reacher", Staffel 3, Prime
©Amazon Content Services LLC – Reacher entdeckt in der dritten Staffel auch seine väterliche Seite

Die Folge daraus ist, dass Staffel 3 nicht nur in puncto Action nochmal ein paar Schippen drauf legen kann (besonders das Staffelfinale liefert hier bravourös ab), sondern auch die Antagonisten, die in den beiden Vorgängerstaffeln noch arg blass und austauschbar daher kamen, strahlen dieses Mal eine spürbar einnehmendere und damit auch bedrohlichere Präsenz aus. Das gilt sowohl für den absdurd hünenhaften Muskelberg Paulie (Olivier Richters), der den so kampferprobten Reacher erstmals in der Serie in wirklich ernsthafte Bedrängnis bringt, als auch für den sadistischen Oberschurken Quinn (Brian Tee), den man schnell hassen lernt.

Ebenso erfreulich ist es, dass das viel zu penetrante Product Placement der zweiten Staffel nun in der dritten Runde erkennbar wieder runter gefahren wurde. Natürlich hat auch Staffel 3 zwischen dem sehr starken Auftakt und dem bombigen Action-Finale ein paar Durchhänger. Nicht jede Episode jagt ein Feuerwerk hoch. Dank einiger neuer Figuren, die für Reacher einen nachvollziehbaren emotionalen Anker geben, bleibt man aber immer gut bei der Stange.

Was ist mit Staffel 4?

"Reacher" Staffel 3
©Amazon Content Services LLC – Reacher hat sein Werk getan, doch wohin zieht es ihn als nächstes?

Zum Schluss soll noch einmal kurz ein Blick in die Zukunft geworfen werden, auch wenn es derzeit nicht viel zu berichten gibt. Die vierte „Reacher“-Staffel ist, wie eingangs erwähnt, schon länger bestätigt, aber weder ist bekannt, welcher Roman konkret die nächste Vorlage liefern wird, noch wie der Cast abseits der Hauptcharaktere aussehen wird. Dementsprechend steht natürlich auch noch kein Release-Datum fest, womit ohenhin frühestens 2026 zu rechnen ist.

Auch wenn „Reacher“ auf Amazon Prime Video bisher einen stabilen Erfolgskurs fährt und die Vorfreude auf weitere Staffeln groß ist, darf nichtsdestotrotz die Frage gestellt werden, inwiefern die offenkundige Formelhaftigkeit der Serie vielleicht nicht doch noch zu einem Problem werden und Abnutzungserscheinungen verursachen könnte. Mit der umfangreichen Romanreihe gibt es zwar eine reichhaltige Vorlage, aber damit die Serie auch weiterhin so unterhaltsam bleibt wie bisher, kommt es darauf an, welche spannenden Varationen des bekannten Musters die Macher noch in petto haben oder ob gar ein radikaler Ausbruch aus dem bewährten Schema F eine Option ist.

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