Das ist ein Film, der nachwirkt: Die Netflix-Produktion „Paradise“ fesselt mit ihrer realitätsnah erzählten Geschichte um zukünftige Geschäfte mit der Lebenszeit. Er lässt den Zuschauer mit dem Gefühl zurück, dass es so doch bitte nicht kommen möge. Sehenswert.
Lebenszeit-Spenden als Geschäftsmodell – ein Start-up hat es im Berlin der Zukunft mit seiner Biotech-Forschung zum Milliarden-Unternehmen gebracht. Der Science-Fiction-Thriller „Paradise“ zeigt, wie der Wunsch nach ewiger Jugend die Gesellschaft aus den Fugen geraten lässt. Regisseur Boris Kunz vereint eine spannende Near-Future-Story mit Top-Besetzung, düsteren Kulissen und sorgsam ausgewählter Musik. Das Drehbuch hat Kunz zusammen mit Peter Kocyla und Simon Amberger geschrieben. Start der aufwendigen Produktion ist diesen Donnerstag (27. Juli) bei Netflix.
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Unternehmerin Sophie Theissen (Iris Berben) ist der Star der Pharma- und Beauty-Branche. Sie gibt sich als Philantropin. Mit ihrer Firma Aeon hat sie ein Verfahren für Lebenszeitspenden entwickelt. Gegen Geld können Kunden Lebensjahre spenden beziehungsweise Lebensjahre kaufen – sofern die DNA übereinstimmt.
Iris Berben und Kostja Ullman in den Hauptrollen
Max (Kostja Ullmann) arbeitet bei Aeon als Donation-Manager. Er versucht Klienten für Spenden zu gewinnen – oder besser gesagt: zu überreden. Gegenüber einem 18-Jährigen mit Migrationshintergrund geriert er sich als Wohltäter: Für 15 Lebensjahre würde der junge Mann 700.000 Euro bekommen und könnte damit seiner Familie helfen.
Aeon nutzt die Notsituation vieler Menschen gnadenlos aus. Und Reiche lassen sich mit den gespendeten Jahren verjüngen. So sieht die Sicherheitschefin von Sophie Theissen aus wie Anfang 30, ist aber über 60. Die Aeon-Chefin selbst hat allerdings noch keine passende Spenderin gefunden.
Max lebt mit seiner Frau Elena (Marlene Tanczik), einer Ärztin, in einer sündhaft teuren Berliner Dachwohnung. Das Paar ist glücklich, plant Nachwuchs. Dann der Schock: Die Wohnung brennt ab, die Versicherung zahlt nicht. Elena hatte aber eine Sicherheit hinterlegt. 40 Lebensjahre. Nie hätte Elena gedacht, dass der Fall eintreten würde. Doch um die Schulden bezahlen zu können, kommt es zur Zwangsvollstreckung. Der jungen Frau werden 38 Lebensjahre abgenommen, über Nacht altert sie. Am nächsten Morgen ist sie quasi im Rentenalter. Ihr Traum vom Familienleben ist zerplatzt.
Elena (jetzt gespielt von Corinna Kirchhoff) will sich von Max trennen, doch der lässt nicht locker. Er kämpft um Elena und will ihre Jahre zurückbekommen. Die Situation eskaliert.
Netflix-Produktion „Paradise“ laut Ullmann „Science-Fiction, aber trotzdem sehr nah an der Realität“
Der Film, der in Deutschland und Litauen gedreht wurde, verdichtet und überspitzt aktuelle Entwicklungen – von Schönheitswahn, Missbrauch mit medizinischem Fortschritt, der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich, organisierter Kriminalität bis zu radikaler werdendem Aktivismus.
Hauptdarsteller Kostja Ullmann sagt: „Ich glaube zwar, dass es Science-Fiction ist, aber trotzdem auch sehr nah an unserer Realität.“ Er hält es für durchaus möglich, dass es derlei Entwicklungen geben könnte. „Wenn man überlegt, dass es heutzutage möglich ist, Organe zu spenden. Es gibt illegalen Organhandel, es gibt Menschenhandel. All sowas ist heute schon grausame Realität.“
[Ute Wessels]
Bildquelle:
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