Oscar-Anwärter jetzt streamen: Amazon veröffentlicht „Nickel Boys“

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Oscars; © oscars.org

Ohne größere Werbung hat Prime Video das Historiendrama „Die Nickel Boys“ veröffentlicht. Der Film darf am Wochenende auf den Oscar hoffen.

Mit dem Streaming-Start der „Nickel Boys“ sind nun fast alle Oscar-Anwärter in Deutschland erhältlich. Am Donnerstag (27. Februar) wurden hierzulande gleich zwei nominierte Titel herausgebracht. Neben „Nickel Boys“ im Heimkino startete auf den großen Leinwänden das Bob-Dylan-Biopic „Like A Complete Unknown“ mit Superstar Timothée Chalamet in der Hauptrolle. Insgesamt ist der Musikerfilm für acht Oscars nominiert. Lediglich das Drama „Für immer hier“, das vergangenes Jahr in Venedig seine Weltpremiere feierte, ist in Deutschland noch nicht erschienen. Erst ab dem 13. März, also nach der Oscar-Verleihung, kann man sich von dem Film in den Kinos überzeugen, für den Fernanda Torres überdies um die Trophäe für die beste Hauptdarstellerin konkurriert.

„Die Nickel Boys“ seit Donnerstag bei Prime Video abrufbar

Dass „Die Nickel Boys“ in dieser Woche mehr oder weniger stillschweigend im Streaming erschien, ist vielleicht schade für alle, die die Literaturverfilmung gern im Kino sehen wollten. Zugleich erstaunt diese Strategie wenig, denn man kann womöglich ganz wertungsfrei feststellen, dass es sich hierbei rein formal um den wohl außergewöhnlichsten Film der zehn Oscar-Anwärter handelt. Der Regisseur RaMell Ross hat hier einen Roman des Schriftstellers Colson Whitehead adaptiert. Whitehead entwirft in seinen Texten immer wieder Porträts und Ausschnitte amerikanischer Geschichte und rückt dabei nicht zuletzt die Lebensrealitäten der schwarzen Bevölkerung in den Mittelpunkt. Von ihm stammt unter anderem auch der Roman „Underground Railroad„, der ebenfalls für Prime Video als Serie verfilmt wurde.

„Nickel Boys“ spielt im Florida der 1960er-Jahre. Es ist die Zeit der Bürgerrechtsbewegung in den USA. Im Fernsehen sind wiederholt Auftritte von Martin Luther King zu sehen. Erzählt wird die Geschichte des jungen Elwood Curtis, der davon träumt, das College zu besuchen. Als er in eine Polizeikontrolle gerät, schickt man ihn jedoch in die sogenannte Nickel Academy, eine Besserungsanstalt, in der allerlei Gewalt auf die jungen Menschen ausgeübt wird. In der Anstalt freundet sich Elwood mit einem anderen Jungen namens Turner an. Beide versuchen, die Schikanen und den harten Alltag an der Academy zu überstehen.

Das ist das Besondere am Film

Was sich zunächst vielleicht nach einer nicht allzu ungewöhnlichen Prämisse anhört, ist umso besonderer in seiner ästhetischen Herangehensweise umgesetzt. Regisseur RaMell Ross und sein Kameramann Jomo Fray setzen bei diesem von realen Begebenheiten inspirierten Film nämlich auf ein Experiment mit der Perspektive. Manchmal ist die Kamera hinter dem Rücken von Figuren befestigt, sodass man deren Gesichter gar nicht sehen kann. Die meiste Zeit sind ganze Sequenzen aus der Egoperspektive heraus gefilmt. Die Kamera verschmilzt also mit der Sichtweise der Charaktere, die erst dann in Erscheinung treten, wenn sie etwa vor einer Fensterscheibe oder einem Spiegel stehen. „Die Nickel Boys“ spielt wiederholt mit einem Gefühl der Desorientierung und Verfremdung, mit dem er seine Welt erkundet.

In anderen Momenten arbeitet der Film wiederum mit extremen Nahaufnahmen, die das historische Inventar und einzelnen Objekte und Requisiten immersiv erkunden und bildhaft studieren. Dazu gesellen sich dokumentarisches Archivmaterial und Ausschnitte aus dem Spielfilm „Flucht in Ketten“ aus den 1950er-Jahren, die die fragmentarisch erzählte Handlung aufbrechen und ergänzen.

Bei den Oscars kann „Die Nickel Boys“ nun auf zwei Trophäen hoffen. Neben dem besten Film ist das Drama auch für das beste adaptierte Drehbuch nominiert. Um den Hauptpreis für den besten Film konkurrieren daneben „Like A Complete Unknown“, „Der Brutalist“, „Wicked“, „Dune: Part Two„, „Anora“, Für immer hier“, „Konklave„, „Emilia Pérez“ und „The Substance„. Die Verleihung findet nach deutscher Zeit in der Nacht vom zweiten zum dritten März 2025 statt. Im Fernsehen kann man die Oscars bei ProSieben sowie über Joyn und Disney+ im Streaming live verfolgen.

Den englischsprachigen Trailer zu „Die Nickel Boys“ kann man hier sehen:

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