Neue Sky-Serie „The Rising“: Begegnung mit einer Toten

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"The Rising", ein Sky Original
Bild: Sky Deutschland

Der Mystery-Krimi „The Rising“ feierte in dieser Woche seine Weltpremiere auf der Berlinale. DIGITAL FERNSEHEN hat den Auftakt der neuen Sky-Serie gesehen.

Eine erdrückende Schwere liegt über den ersten beiden Folgen dieser Miniserie. Gräulich und trüb sind die Bilder, dunkle Vögelschwärme fliegen am Himmel. In einem See erwacht eine Leiche. Die junge Neve (Clara Rugaard) erinnert sich noch an eine Party, jetzt befindet sie sich mitten in rauer Natur. Von ihrer Familie wird sie bereits vermisst, ein Suchtrupp zieht später los, um sie zu finden. Als sich Neve zurück in die Zivilisation wagt, wird sie jedoch von allen ignoriert. Sie scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Unheilvolle Verletzungen und Spuren findet sie an ihrem Körper, die nur einen Schluss zulassen: Neve wurde ermordet, jetzt befindet sie sich zwischen den Lebenden und den Toten.

Dem eigenen Tod ins Auge blicken

„The Rising“ ist das Remake einer belgischen Serie namens „Zimmer 108„, nach „The Third Day“ handelt es sich um die zweite Eigenproduktion von Sky. Ihr Stoff erinnert zudem etwa an das Drama „In meinem Himmel„. Auch dort griff ein totes Mädchen aus dem Jenseits ein, um ihren Tod aufzuklären. Wo Peter Jackson in seinem Film noch das Surreale, Fantastische, Grelle als Alternative zur harten Realität suchte, ist von derartigen Aufbrüchen in den ersten beiden Folgen von „The Rising“ allerdings nichts zu spüren. Die Sky-Serie beginnt als harter Tobak, der kaum Lichtblicke zulässt. Vielleicht kann er das auch gar nicht, ein kollektiver Schockzustand hält diesen Auftakt am Leben.

Die Serie von Ed Lilly („Industry“) und Thora Hilmarsdottir („Stella Blomkvist“) kreist damit im Kern um das große, schwere Thema des Daseins, die Vergänglichkeit, den Umgang mit dem Schicksal. Erst in den vergangenen Jahren hat der Pandemie-Alltag die Wahrnehmung dessen vor neue Fragen gestellt. Vielleicht kommt dieses Serien-Remake also zu einer passenden Zeit. Dass inzwischen auch das Fernsehen eine beliebte Plattform für solche schweren Gemütszustände geworden ist, lässt sich bekanntlich nicht zuletzt an aktuellen Serienerfolgen wie „Euphoria“ erkennen. „The Rising“ gelingen jedenfalls in den ersten düsteren anderthalb Stunden äußerst dichte Momente der Trauer. Die verstörende Begegnung mit der eigenen Leiche ist nur einer davon.

Krimi und Geistergeschichte gleichermaßen

„The Rising“ eröffnet mit einem ganzen Schwall an bedrückenden Stimmungen. Zum Mix aus Krimi und Familiendrama scheinen sich die übrigen Folgen zu wandeln, zumindest legt das der Serienauftakt nahe, der sich ansonsten nur spärlich in die Karten schauen lässt, in welche Richtung die Handlung vorstoßen will. Neve versucht gemeinsam mit ihrem Vater, den Mord an ihr aufzuklären.

Und doch ist das nicht nur ein Whodunit-Krimi, sondern auch eine Geistergeschichte mit Erscheinungen, Kontaktaufnahmen, flackernden Lichtern. Figuren sollen plötzlich von der Anwesenheit der Toten überzeugt werden. Das Jenseits durchwirkt das Diesseits bereits unbewusst. In ihrem Absprung muss die britische Serie allerhand Regeln und Funktionsweisen ihrer Welt ausloten. „The Rising“ packt damit große Fragen unseres postsäkularen Zeitalters an, indem er sich zu diesem wundersamen Zwischenreich durcharbeitet. Nur eine neue Form müsste für eine solche Weltbetrachtung eigentlich her, die bleiben die etwas austauschbaren Bilder der ersten beiden Folgen noch schuldig.

Potential ist allemal vorhanden: Vielleicht ist dieser Beginn rund um die Erkenntnis des Sterbens ja nur ein metaphorischer Vorwand? Vielleicht ist da der eigentliche Knackpunkt schon längst durchgeblitzt, wenn sich zwei Generationen einander neu annähern, die in verschiedenen Welten agieren oder längst für das Gegenüber unsichtbar geworden sind? Antworten darauf folgen im März.

„The Rising“ läuft ab dem 11. März immer freitags ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen auf Sky Atlantic. Am selben Tag erscheint die ganze Staffel zudem auf Sky Ticket und Sky Q zum Streamen auf Abruf. Die Weltpremiere fand im Rahmen der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin statt.

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