Netflix: Einschaltquoten werden messbar

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Streaming Bild: © Creativa Images - Fotolia.com
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Netflix macht um die Zuschauerzahlen einzelner Serien ein großes Geheimnis, das aber im kommenden Monat gelüftet wird. Nielsen will die Einschaltquoten von Netflix und Amazon Prime Instant Video messen – ohne deren Zustimmung.

Netflix funktioniert, weil es ein (jedenfalls in den USA) herausragendes Angebot an Serien und Filmen hat. Neben den Eigenproduktionen wie „House of Cards“ sind es vor allem Blockbusterserien wie „Breaking Bad“ oder „Mad Men“, die die Zuschauer angespült haben. Mit seinen Abonnentenzahlen geht Netflix gern hausieren, doch wie viele Zuschauer einzelne Serien und Episoden haben, blieb bislang im Dunkeln.Quotenmessung per Audio-Identifikation

Dies wird sich im Dezember ändern, auch wenn dem VoD-Anbieter das wohl nicht gefallen wird. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, hat das Medienunternehmen The Nielsen Company ein Verfahren entwickelt, um die tatsächlichen Zuschauerzahlen einzelner Sendungen zu messen. Dies soll mit einer Art Audio-Identifikation funktionieren, bei der die Inhalte über die Tonspur identifiziert werden. Das Verfahren will Nielsen für Netflix und auch für Amazons VoD-Dienst Prime Instant Video anwenden.
 
Die Zustimmung der Unternehmen brauchen die Quotenmesser dafür nicht. Zunächst sollen die Zahlen auch nur den Rechteinhabern zugänglich gemacht werden, die Serien an Netflix und Amazon lizensieren. Doch es dürfte nicht lange dauern, bis erste Zahlen auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Nun kann man sagen: „Was soll’s?“ Doch Netflix macht seine Zahlen aus gutem Grund eben nicht öffentlich.Neue Kräfteverhältnisse

Je mehr Abonnenten der Dienst hat, desto leichter hat er es, hochwertige Lizenzen zu erwerben. Und da nur Netflix weiß, welche Serien wie gut geklickt werden, sitzt der VoD-Riese bei Verhandlungen am deutlichen längeren Hebel. Wenn nun AMC oder Fox aber die Einschaltquoten kennen, ändert sich das Kräfteverhältnis, denn sie haben bei Verlängerungsverhandlungen valide Informationen in der Hand.
 
Sie können so auch besser einschätzen, wie viele Zuschauer ihnen durch Netflix verloren gehen. Streaming drückt die Zuschauerzahlen im klassischen Fernsehen zunehmend nach unten. In den USA ist der Effekt aber schon viel weiter fortgeschritten. Streaming-Anbieter erreichen mittlerweile 40 Prozent der amerikanischen Haushalte, Nielsen hat ermittelt, dass Zuschauer, die einen Streamingdienst nutzen, erheblich weniger lineares TV schauen.
 
Überspitzt formuliert: Je mehr hochkarätige Serien AMC an Netflix lizensiert, desto mehr verscheucht man seine eigenen Zuschauer. Das beeinträchtigt am Ende die Werbeeinnahmen und wird langfristig nicht mehr durch die Lizenzgebühren von Netflix und Co. ausgeglichen, so die Befürchtung. Streaming-Anbieter, Netflix allen voran, sind in den USA längst gefährliche Konkurrenten für klassisches Fernsehen, auf dieses aber noch angewiesen, um den eigenen Katalog möglichst wertvoll zu halten. Eine interessante Gemengelage, die durch die Quotenmessung nun eine neue Portion Brisanz erhält. [chp]

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