Beste Freundinnen jenseits der 70: Über sieben Staffeln hinweg haben zwei Schauspiel-Veteraninnen ein ungewöhnliches Freundschaftspaar verkörpert. Jetzt geht die am längsten laufende Netflix-Serie zu Ende.
Wirklich alt sind diese beiden Alten nicht: Grace Hanson und Frankie Bergstein sind zwar schon weit jenseits der 70 Jahre, aber als „Seniorinnen“ würden sie sich wohl kaum bezeichnen lassen. Dafür trinkt Hanson immer noch zu gern zum Mittagessen ihre Martinis und ist auch dann die taffe Managerin eines Kosmetik-Konzerns, wenn andere längst in die Rente dösen würden. Bergstein dagegen liebt es als quirlige Kunstlehrerin, in ihrem Atelier auch gerne mal nackt zu malen und ist auch im höchsten Alter noch für jeden Esoterik-Trend zu haben.
Welche engstirnigen Vorstellungen aber die Gesellschaft von Frauen in ihrem Alter hat und ob Richtung Lebensende wirklich noch einmal beste Freundinnen mehr zählen als Partnerschaften – davon handelt die Streaming-Serie „Grace und Frankie“.
Netflix rückt ältere Figuren in den Fokus
Die Hit-Produzenten Marta Kauffman („Friends“) und John E. Morris („Hör mal, wer da hämmert“) hatten 2015 den richtigen Riecher, endlich einmal Alte ins Zentrum einer Serie zu stellen. Aus der Idee wurde die am längsten laufende fiktionale Eigenproduktion des Streaming-Anbieters Netflix. Am Freitag gehen nach vier bereits veröffentlichten Folgen nun die abschließenden zwölf Episoden aus Staffel sieben online.
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Dabei wirkte der alberne Start der beiden mehr wie eine Sonntagnachmittags-Schnulze: Nach jahrzehntelanger Ehe erfahren zwei Frauen, dass ihre Männer heimlich ineinander verliebt sind und seit Jahren eine Affäre haben. Weil die Ehepartner zusammenziehen, entscheiden sich auch Grace und Frankie notgedrungen zu einer WG. Zu Beginn gab es für diese Ausgangslage durchwachsene Kritiken, in denen „schlampige“ Dialoge und „klischeebeladene“ Handlung bemängelt wurden.
Nach und nach rückten aber die beiden Frauen immer stärker ins Zentrum und mit ihnen die Frage, wie lange eigentlich die eigene Neuerfindung möglich ist. Die Anerkennung bei den Kritikern stieg, allein die heute 82-jährige Lily Tomlin als Frankie war vier mal in Folge als beste Hauptdarstellerin einer Comedy-Serie für den Fernsehpreis Emmy nominiert. Es liegt an ihrem Timing und der glaubwürdigen Freundschaft zu Co-Star Jane Fonda (84) im wahren Leben, dass das ungewöhnliche Konzept überhaupt aufgeht.
Große Reunion zum Schluss
Trotz jahrzehntelanger Arbeit als linke Aktivistin gegen den Vietnamkrieg und im Kampf gegen die Klimakrise nimmt man Fonda die stets adrette Businessfrau Grace immer ab. Und Tomlin hat in ihrer Karriere ohnehin bewiesen, dass eine Figur wie die absurd-überdrehte Frankie gut zu ihr passt, schließlich wurde sie bekannt mit Filmrollen in „Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K.“ und „Warum eigentlich… bringen wir den Chef nicht um?“, in den USA ein Hit als „9 to 5“.
Auf beide wartet am Ende der Serie noch ein Höhepunkt: Vier Jahrzehnte nach dem ersten gemeinsamen Auftritt des Trios in dieser Büro-Satire sind sie mit einer weiteren Ikone ihrer Generation vereint, die sich wohl auch gegen das Etikett „Seniorin“ wehren würde. Sängerin, Songwriterin und Schauspielerin Dolly Parton hat in der letzten Folge von „Grace and Frankie“ einen Gastauftritt.
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