Der Markt der IPTV-Anbieter in Deutschland lichtet sich. Laut Medienberichten wird Telefonica Deutschland sein interaktives Fernsehangebot Alice TV zum Ende des Monats aus der Vermarktung nehmen und danach nicht mehr zur Buchung für Neu- und Bestandskunden anbieten.
Begründet wird die Quasi-Einstellung vom Anbieter, zu dem auch der Mobilfunkbetreiber O2 gehört, mit „geänderten Bedürfnissen“ bei seinen DSL-Kunden. Der ursprünglich eigenständige DSL-Anbieter Hansenet mit seinem Breitbandienst Alice war bereits 2010 von Telefonica Deutschland übernommen und im Zuge einer strategischen Neuausrichtung mit dem hauseigenen O2 DSL verschmolzen worden.
Alice TV konnte bisher im Rahmen der O2-DSL-Pakete als Zusatzdienst gebucht werden und bot den Kunden über DSL oder VDSL neben einem IPTV-Angebot mit 7 HDTV-Programmen und 59 Sendern in Standardauflösung auch eine Online-Videothek zum Abruf kostenpflichtiger Zusatzinhalte. Außerdem konnten Kunden aus drei Pay-TV Paketen mit zusätzlichen Sendern wählen.
Zum Empfang der IPTV-Angebote stand entweder ein reiner Empfänger im Paket „Alice TV Basic“ für knapp 8 Euro im Monat oder ein PVR mit Aufnahmefunktionen im Paket „Alice TV Premium“ für knapp 12 Euro zur Auswahl. Nach Angaben von O2 ändert sich für Bestandskunden vorläufig nichts, diese können die gebuchten Pakete auch in Zukunft weiter nutzen. Aktuell ist die Buchung nach Recherchen von DIGITALFERNSEHEN noch möglich und wird beim Abschluss eines DSL-Vertrages als Option für Neukunden angeboten sowie aktiv beworben.
Alice TV war das erste echte IPTV-Angebot in Deutschland und startete bereits vor der Deutschen Telekom mit ihrem Konkurrenzprodukt Entertain, konnte sich aber im Gegensatz zum Rosa Riesen beim Kunden nie wirklich durchsetzen. Bis Ende 2011 nutzten laut Angaben des Branchenportals „Teltarif“ nur knapp 83 000 Kunden den Dienst – bei insgesamt 2,588 Millionen DSL-Kunden ein schwacher Wert. Damit betrug der Anteil der IPTV-Kunden beim Münchener Anbieter überschaubare drei Prozent.
Als Ersatz plant der Anbieter nach eigenen Angaben die Einführung von interaktiven Diensten, die sich flexibel über verschiedene mobile Endgeräte nutzen lassen. Möglicherweise orientiert sich O2 dabei auch am Pay-TV-Anbieter Sky, der mit „Sky Go“ bereits die Nutzung von ausgewählten Inhalten aus den Sport-, Film- und Dokusendern am PC sowie mobil auf dem iPhone und dem iPad ermöglicht. [mb/ar]
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