Dank der jüngsten HD-Offensive wächst die IPTV-Plattform Entertain der Deutschen Telekom zur führenden Plattform für HDTV in Deutschland. Der Siegeszug von IPTV wird bereits seit Jahren vorausgesagt, dabei hat er noch nicht einmal richtig an Fahrt aufgenommen.
Es wirkt beinahe ein wenig kurios: Von den vier Verbreitungswegen für klassisches Fernsehen bietet nun ausgerechnet derjenige die meisten HD-Sender, der (noch) am wenigsten genutzt wird (Zahlen des aktuellen Astra TV-Monitor). Mit der Ankündigung der großen HD-Offensive der Deutschen Telekom vom Donnerstag (5. September), nach der Entertain bis zum 1. Oktober um insgesamt 25 hochauflösende Programme erweitert werden soll, wächst IPTV in Deutschland zu dem TV-Verbreitungsweg mit den meisten HD-Sendern. Dabei wäre es sicherlich zu früh, von einer Wachablösung zu sprechen. Denn nach wie vor gelten Kabel und Satellit als beliebteste TV-Plattformen. Im HD-Bereich wurden beide nun jedoch zumindest vorrübergehend von der Telekom und dem Internet geschlagen.
Die Entwicklung, wonach IPTV als Verbreitungsweg an Bedeutung gewinnen wird, kommt dabei nicht völlig aus dem Nichts, sondern wurde von Branchenkennern bereits seit längerem prognostiziert. Untermauert wird dieser Umstand nicht zuletzt durch eine weitere aktuelle Ankündigung – nämlich die, dass Ericsson die Übernahme der Microsoft IPTV-Abteilung Mediaroom erfolgreich abgeschlossen hat. Die Schweden wollen in den kommenden Jahren gemeinsam mit dem Markt wachsen. Allein zwischen Ende 2013 und 2015 sagen Analysten dem weltweiten IPTV-Markt dabei ein Abonnentenwachstum von rund 25 Prozent voraus – von 76 Millionen auf bis zu 105 Millionen.
Etwas überraschend ist jedoch durchaus, mit welcher Geschwindigkeit die Deutsche Telekom ihre IPTV-Plattform Entertain hier in Deutschland voranzutreiben scheint. Erst im Juni hatten die Bonner im Rahmen der Anga Com die Einspeisung aller Sky-Programme verkündet und damit den Kabelnetzbetreibern die lange Nase gezeigt. Mit der erneuten Programmoffensive im Zuge der IFA ist Entertain nun zumindest in Punkto HDTV auch an den Satellitenbetreibern vorbeigezogen. Auch wenn der Zuschauerstamm über IPTV im Verhältnis dabei noch klein ist, demonstriert der Verbreitungsweg damit sein riesiges Potential.
Das Ende der Fahnenstange ist dabei längst noch nicht erreicht, denn eine Innovation, die für IPTV in Zukunft sehr wichtig werden dürfte, wird gerade in diesen Tagen anlässlich der IFA über Satellit getestet. Die Rede ist dabei nicht von Ultra HD, sondern vom neuen Videokompressionsstandard H.265 (HEVC). Dieser stellt eine Weiterentwicklung des bisherigen Kompressionsstandards H.264 dar und erlaubt es, Videos der gleichen Qualität mit etwa der Hälfte des Datenverbrauchs zu übermitteln. Für kommende Ultra-HD-Ausstrahlungen wird HEVC dabei zweifellos unerlässlich werden.
Seine Stärke wird das Kompressionsverfahren jedoch auch im Bereich IPTV ausspielen können. Denn durch eine noch effizientere Komprimierung von Videosignalen werden auch Datenvolumen für Internetübertragungen zunehmend an Bedeutung verlieren. Wenn immer mehr Programme über immer geringere Bandbreiten übertragen werden können, wird das Internet seine Zukunftsfähigkeit als TV-Verbreitungsweg auch immer deutlicher untermauern können. Ob es sich beim IPTV der Zukunft dabei um geschlossene Plattformen wie Entertain handeln wird oder um offenere Wege, ist noch nicht klar. Als sicher gilt aber bereits jetzt: IPTV hat eine große Zukunft. [ps]
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