Fox-Gründer Barry Diller will das Fernsehen revolutionieren: Der derzeitige CEO des Internet-Unternehmens IAC startet im März ein IPTV-Projekt mit Namen Aereo, das sich möglicherweise als Konkurrent zum klassischen Kabel- und Satellitenfernsehen erweisen könnte.
Der von Dillers IAC finanzierte Internet-TV-Anbieter werde testweise ab 14. März das TV-Angebot der großen Netzwerke ABC, CBS, Fox und NBC für 12 Dollar monatlich zu Fernsehern, Smartphones und Tablets streamen, hieß es nach Informationen der „New York Times“ auf der Unternehmensvorstellung am Dienstag. Dazu wird ein Online-Videorekorder angeboten.
Der in Brooklyn ansässige Rundfunkanbieter habe dafür mehrere Tausend kleine Antennen aufgestellt, die das Signal abfangen und dann per Internetzugang an den Kunden streamen. Dies sei rechtskonform, denn technisch biete das Unternehmen seinen Nutzern einen individuellen Zugang zu einer PVR-Cloud, so Chet Kanojia, Gründer und CEO von Aereo.
Dennoch wappne sich das Unternehmen gegen eventuelle rechtliche Schritte anderer Broadcaster. Im vergangenen Jahr habe Ivi TV einen ähnlichen Dienst anbieten wollen und war von einem Bundesgericht gestoppt worden. Das Gericht hatte entschieden, dass Ivi TV die Signale und Arbeit der Rundfunkanbieter illegal entwenden würde. Diese Rechtsprechung treffe auf Aereo nicht zu, hieß es optimistisch. Denn ein Netz von kleinen Antennen aufzustellen und zu nutzen, sei etwas vollkommen anderes.
Der neue Dienstleister ist jedoch nichts für TV-Junkies, denn dem Angebot fehlt bisher die komplette Bandbreite des Kabelnetzbetreiber. In Verbindung mit der Nutzung von Online-Videoanbietern wie Netflix oder Hulu könnte es für Gelegenheits-TV-Zuschauer jedoch eine Alternative zum Kabel- oder Satellitenanschluss werden, so Kanojia. Der Dienst richte sich vor allem an jene Zielgruppe, die große Live-Events und lokale Nachrichten sehen wolle – und das sowohl zu Hause als auch unterwegs.
New York sei für IAC der erste Schritt und man wolle danach Schritt für Schritt in weitere Märkte expandieren. Dabei setze das Unternehmen als Adressatenkreis auch gezielt auf Kabel-TV-Nutzer, die auf die Möglichkeit des ortsunabhängigen Fernsehens Wert legten. Denn obwohl die großen Kabelnetzbetreiber wie beispielsweise Time Warner versuchen, ihr Angebot auch auf portable Geräte zu erweitern, stoßen sie dabei immer wieder auf rechtlichen Widerstand seitens der TV- und Filmbranche.
Das 100 Milliarden Dollar schwere US-Kabel-Fernsehgeschäft wird bisher von Branchengrößen wie Comcast und DirecTV sowie von Unterhaltungskonzernen wie Walt Disney und Time Warner dominiert. Mehrere Unternehmen wie der Internetkonzern Google, das Online-Kaufhaus Amazon oder die Online-Videotheken Hulu und Netflix versuchen derzeit, den Kabel-TV-Betreibern mit flexiblen Online-Angeboten ernsthafte Konkurrenz zu machen.
Das 1995 gegründete Internet-Unternehmen IAC InterActiveCorp betreibt über 50 Internetplattformen in mehr als 40 Ländern. Dazu gehören unter anderem Seiten wie das Beratungsportal Ask.com, Dictionary.com oder das Dating-Angebot LoveandSeek.com. [js]
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