Howard Ashman hat Song-Texte für „Arielle, die kleine Meerjungfrau“, „Die Schöne und das Biest“ und „Aladdin“ geschrieben. Disney+ würdigt das Talent des Mannes, der nur 40 Jahre alt wurde, mit einer Doku.
Der Disney-Konzern ist heute ein Unterhaltungsgigant mit nie gekannter Marken-Power: Ihm gehören die Rechte an „Star Wars“, Pixar („Toy Story“, „Findet Nemo“), dem Marvel-Universum („The Avengers“) und natürlich Klassikern wie „Der König der Löwen“ und „Das Dschungelbuch“. Ende der 1980er-Jahre aber stand das Schicksal der Zeichentrickfilm-Sparte des Unternehmens auf der Kippe – bis ein Mann mit seiner Musik drei Filmen die Magie verliehen hat, die eine ganze Generation von Animationsfans bis heute prägen sollte.
Howard Ashman hat Song-Texte für „Arielle, die kleine Meerjungfrau“, „Die Schöne und das Biest“ und „Aladdin“ geschrieben. Eine neue Dokumentation beim Streamingdienst Disney+ erzählt, wie Ashman nie den vollen Erfolg seines Werks erlebt hat. Der Mann, der laut einer Würdigung „einer Meerjungfrau ihre Stimme und einem Biest seine Seele gab“, wurde nur 40 Jahre alt. Ashman starb 1991 an Aids – ein halbes Jahr vor dem Start des zweiten dieser drei berühmten Filme.
Weggefährte Don Hahn führte Regie und produzierte den seit Freitag in Deutschland bei Disney+ gezeigten Film. Er glaubt, dass Ashman dem Konzern nahezu im Alleingang eine neue Richtung gegeben hat: „Ich denke, diese Beschreibung trifft zu“, sagt Hahn im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Jeder wird gerne zugeben, dass Howard der Katalysator war. Er war das Feuerzeug im Benzintank.“
Die 95-minütige Dokumentation zeigt das Leben Ashmans von der Geburt in Baltimore über den Umzug nach New York und dem ersten großen Erfolg mit „Der kleine Horrorladen“ bis zu den Oscars für „Unter dem Meer“ aus „Arielle“ und dem Titelsong „Die Schöne und das Biest“. Für letztere Auszeichnung konnte 1992 nur noch Ashmans früherer Partner Bill Lauch die Dankesrede halten. Privates und Berufliches wird zu teils nachgestellten Szenen verknüpft, ausgespart wird auch nicht, wie Ashman lange seinem Arbeitgeber die HIV-Erkrankung verheimlichte, aus Angst, dass der Familienkonzern keinen Schwulen in seinen Reihen dulden würde.
Zeichentrickfans erfahren anhand von Archiv-Entwürfen, wie verstaubt noch die ersten Skizzen dieser Filme daherkamen und wie dann schließlich in der vielleicht beeindruckendsten Szene durch Angela Lansbury und Jerry Orbach im Song „Be our Guest“ („Sei hier Gast“ in der deutschen Version) Ashmans Reime zum Leben erwachen – einer der Momente, in denen die häufig vom Marketing beschworene Disney-Magie entsteht.
Die Dokumentation zeigt auch, wie nötig jahrzehntelange Leidenschaft für Broadway-Musicals und Geschichtenerzählen für solche Momente waren – und dass Ashman und viele Kollegen hinter den Kulissen zwar talentiert und von einer präzisen Arbeit besessen waren, dabei aber kaum das Image der verrückten Genies pflegten. Stattdessen kommen sie in farblosen Klamotten und ohne erkennbaren Mode-Stil recht bürokratisch daher. Coolness sei dabei tatsächlich keine Einstellungsvoraussetzung gewesen, sagt Hahn lachend dazu. „Es ist ein Film, der ein Genie zeigt, aber auch die Notwendigkeit eines Teams.“
[Christian Fahrenbach]