
In der jetzt auf Paramount+ gestarteten Crime-Serie „Happy Face“ nimmt Hollywood-Star Dennis Quaid die für ihn ungewöhnliche Rolle eines psychopathischen und manipulativen Serienkillers ein.
Auf dem Streaming-Portal Paramount+ gibt es ab sofort eine neue Crime-Serie, die sich an einer wahren Geschichte orientiert: In „Happy Face“ rankt sich das Geschehen um einen psychopathischen Serienkiller, der von der Presse zum „Happy Face“-Killer getauft wurde. Der unter dem bürglichen Namen Keith Hunter Jesperson bekannte Frauenmörder erlangte u. a. dadurch Berühmtheit, dass er Briefe, die er an Medienhäuser und die Staatsanwaltschaft schickte, mit einem Smiley-Symbol signierte. Er verbüßt bis heute eine lebenslange Haftstrafe im US-Bundesstaat Oregon.
In der neuen Crime-Serie spielt Strahlemann Dennis Quaid den sogenannten „Happy Face“-Killer. Das ist durchaus ungewöhnlich für den Hollywood-Veteranen, denn die meisten dürften Quaid als Sympathen in Heldenrollen kennen wie aus der Sci-Fi-Komödie „Die Reise ins Ich“ (1987), dem Fantasy-Streifen „Dragonheart“ (1996) oder Roland Emmerichs Katastrophenspektakel „The Day After Tomorrow“ (2004). Die eigentliche Hauptrolle in „Happy Face“ bekleidet allerdings Jespersons Tochter Melissa (Annaleigh Ashford), die als erwachsene, verheiratete Mutter nach vielen Jahren wieder mit ihrem totgeschwiegenen Vater konfrontiert wird.
Ein realer Hintergrund
Jesperson sitzt zu Beginn der Handlung bereits seit vielen Jahren im Gefängnis und zwingt seine Tochter Melissa zur Kontaktaufnahme, da er einen weiteren Mord gestehen will, den er bisher verschwiegen hat. Das will er aber nur tun, wenn ihn seine Tochter im Gefängnis persönlich besucht. Melissa arbeitet als Make-up-Stylistin für das True-Crime-TV-Format „The Dr. Greg Show“. Mit Blick auf eine reichenweitenstarke Sendung wird sie von ihrer Chefin, der TV-Produzentin Ivy (Tamera Tomakili), förmlich zu dieser Kontaktaufnahme gedrängt. Das wiederum setzt einen gigantischen Stein ins Rollen, denn für den Mord, den Jesperson gesteht, wurde in Texas ein offenbar Unschuldiger bereits verurteilt, dem in der Todeszelle nur noch wenige Wochen bis zur Hinrichtung bleiben.
„Happy Face“ schaut mit Jespersons Tochter Melissa auf die Familie des Täters und nimmt damit eine durchaus spannende Perspektive ein. Melissa führt ein klassisches Familienleben mit Ehemann, Haus und zwei Kindern. Wer ihr Vater wirklich ist, hat sie immer verschwiegen. Nur ihr Ehemann Ben (James Wolk) weiß Bescheid. Nun kommt Schritt für Schritt alles ans Licht mit weitreichenden Folgen. Das Ganze basiert auf der von der echten Melissa Moore produzierten Podcast-Serie „Happy Face“ sowie auf ihrer Autobiographie „Shattered Silence“.
„Happy Face“ fängt vielversprechend an, muss sich aber erst noch beweisen
Auf Paramount+ sind ab sofort die ersten beiden Episoden von „Happy Face“ abrufbar. Insgesamt soll die Debüt-Staffel acht Folgen umfassen, die wie gewohnt in wöchentlichem Rhythmus veröffentlicht werden. Tatsächlich gelingt es der Serie gar nicht mal so schlecht, eine ebenso beklemmende wie nachvollziehbare Geschichte zu erzählen. Dabei gehen interessanter Weise ein verstörender Psychofaktor und ein teils fast schon satirisch kritischer Blick auf das mediale True-Crime-Business Hand in Hand. Auch die familiäre Situation um Melissa bekommt viel Raum.
Dennis Quaid in dieser extrem manipulativen und psychopathischen Rolle zu sehen, ist in gewisser Weise einzigartig. Sein Spiel ist faszinierend und in gleichem Maße gewollt abstoßend und böse. Aber auch Melissas direktes Umfeld ist alles andere als einfühlsam oder rücksichtsvoll. Ihre Arbeitgeber nutzen ihre traumatische Lebensgeschichte schamlos für die Quoten aus, was nicht zuletzt Melissas Familie mit ungeahnten Konsequenzen ins Rampenlicht zerrt. Und Melissa ist sich selbst überhaupt nicht sicher, welche Rolle sie in diesem Durcheinander einnehmen soll.
Bei all diesen schweren Themen und Ereignissen bewahrt die Serie aber zumeist einen überraschend lockeren Ton mit unterschwelliger Tendenz ins Kuriose. Nach gerade einmal den ersten zwei Episoden ist es natürlich noch zu früh, um ein Qualitätssiegel zu verteilen, denn dieser Spagat aus bitterböser Crime-Story, satirischer Medienkritik, emotionalem Familiendrama und einer stellenweise eher distanzierten Perspektive, die das Absurde und Kuriose an all dem aufzeigen will, weckt zwar Interesse, wirkt aber bisher noch recht wackelig. Wie sich „Happy Face“ also in den kommenden Wochen mit jeder neuen Episode hält, bleibt vorerst eine offene Frage.
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