In der amüsanten Krimifortsetzung „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ ermittelt Daniel Craig auf der Privatinsel eines zwielichtigen Milliardärs.
Die Krimikomödie „Knives Out“ mit dem ehemaligen James-Bond-Darsteller Daniel Craig war 2019 ein Überraschungerfolg. Es war deshalb nur eine Frage der Zeit, bis ein Nachfolger in die Kinos kommt. „Glass Onion: A Knives Out Mistery“ war allerdings nur kurz auf der großen Leinwand zu sehen, denn Rechteinhaber Netflix sieht seine Zielgruppe bekanntlich vor dem Fernseher. Ab Freitag (23. Dezember) ist das starbesetzte Whodunnit von Autor und Regisseur Rian Johnson beim Streamingdienst zu sehen.
„Bei den Dreharbeiten (zum ersten Film) haben wir nervös darüber gesprochen und gesagt: Wenn das funktioniert, sollten wir vielleicht einen weiteren drehen“, erzählt Craig im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London und lacht. „Wir fanden, dass wir etwas Witziges gemacht hatten, aber wer weiß? Dass wir es lustig finden, heißt ja nicht, dass es wirklich lustig ist.“ Doch „Knives Out“ kam bei Kritikern und Publikum so gut an, dass sich Streaminggigant Netflix die Rechte für gleich zwei Fortsetzungen sicherte.
„Glass Onion: A Knives Out Mystery“ beleuchtet das Privatleben des Ermittlers
In „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ spielt Craig zum zweiten Mal und mit sichtbarem Vergnügen den kauzigen Detektiv Benoit Blanc mit dem komischen Südstaaten-Akzent. Dieses Mal erfährt das Publikum auch etwas über sein Privatleben. Blanc lebt nämlich in einer Beziehung mit einem Mann. Wer seinen Partner spielt? Das ist einer von mehreren amüsanten Cameo-Auftritten im Film. „Wer würde nicht mit ihm zusammen leben wollen?“, scherzt Craig über den bekannten Star.
Zunächst langweilt sich Blanc während der Pandemie. In der Badewanne plaudert der Ermittler via Zoom mit Freunden, darunter die „Mord ist ihr Hobby“-Ikone Angela Lansbury in ihrer letzten Rolle – als sie selbst. Dann erhält Blanc eine Einladung des Milliardärs Miles Bron (Edward Norton). Während eines Wochenendes auf dessen dekadenter Privatinsel in Griechenland soll er einen fiktiven Mordfall lösen.
Bron hat seine alte Clique eingeladen. Ex-Model Birdie Jay (Kate Hudson), die mit ihrer PR-Beraterin anreist, Internetstar Duke (Dave Bautista) mit seiner jungen Freundin, Politikerin Claire (Kathryn Hahn) und der Wissenschaftler Lionel (Leslie Odom Jr.) haben sich längst auseinander gelebt. Überraschend erscheint auch Andi Brand (Popstar Janelle Monáe), die mit Bron eine Rechnung offen hat.
Statt des fiktiven Mordes, gibt es einen echten Todesfall. Aber war das Opfer wirklich die Zielperson? Benoit Blanc versucht Licht ins Dunkel zu bringen. Der Ermittler aus den Südstaaten – Craig hat in der englischen Originalfassung wieder einen witzigen, übertriebenen Akzent – stellt fest, dass fast jeder eine sprichwörtliche Leiche im Keller hat – und damit auch jeder auf der Insel verdächtig ist.
Ein Krimi der alten Schule
Wie beim Vorgänger „Knives Out“ hat Krimifan Rian Johnson mit „Glass Onion“ ein Whodunnit im Stil alter Agatha-Christie-Verfilmungen gedreht. Aufgrund der schönen Kulissen und des angenehm sonnigen Urlaubsflairs auf der Insel werden gelegentlich Erinnerungen an Guy Hamiltons „Das Böse unter der Sonne“ (1982) wach, in dem Peter Ustinov als Hercule Poirot auf Mallorca einen Mörder suchte.
Johnsons Film ist gespickt mit raffinierten Dialogen, kleinen Gags, Anspielungen, Easter Eggs, Cameos und Details, die man erst beim wiederholten Anschauen bemerkt. „Die Leute schauen ihn hoffentlich ein zweites Mal“, sagt Craig. „Und dann versteht man erst Dinge, die ich am Anfang des Films mache. Es ist zu Beginn nicht offensichtlich und vielleicht irgendwie beunruhigend, aber da steckt ein Plan dahinter.“ Der Krimi gewinnt dadurch, selbst wenn man die Auflösung schon kennt.
Die Spielfreude des bunten Ensembles ist spürbar. „Wahrscheinlich sehen wir irgendwann haufenweise Out-takes von dem Film“, berichtet Craig. „Manchmal war es schwierig, nicht zu lachen.“ Der Brite, der offenbar froh ist, dass seine Zeit als James Bond vorbei ist, hat sichtbar Spaß an der Figur Blanc. Es ist köstlich anzusehen, wie der extravagant gekleidete Detektiv in manchen zwischenmenschlichen Situationen überfordert zu sein scheint und einige tollpatschige Momente durchlebt, während er seine Umgebung analysiert und scharfsinnig kombiniert.
Rian Johnsons, Regisseur des umstrittenen „Star Wars VIII: Die letzten Jedi“, hat „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ flotter und bunter als den Vorgänger inszeniert. Trotz der Laufzeit von mehr als zwei Stunden ist das Krimisequel sehr kurzweilig und macht nicht zuletzt dank Daniel Craig und seinen bestens aufgelegten Co-Stars großen Spaß. Außerdem sorgt das herrlich altmodische Filmvergnügen an kalten Winterabenden auf dem Sofa für Sommerfeeling.
Text: dpa/ Redaktion: JN
Bildquelle:
- glassonion: Netflix