Heute wurde die 4. Episode der zweiten Staffel von „Die Ringe der Macht“ veröffentlicht. Für Buchkenner gibt’s netten Fan-Service, doch das ist einfach nicht genug.
Am 29. August ist die zweite Staffel von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ auf Amazon Prime Video angelaufen. Eine ausführliche Rezension zum Staffelstart gibt es bei DIGITAL FERNSEHEN. Hierbei haben wir auch deutlich gemacht, dass die Serie unbedingt zügig abliefern muss und nicht länger im Schneckentempo dahin trudeln darf. Heute wurde die bereits vierte Episode der zweiten Staffel veröffentlicht. Wird die Erzählung jetzt endlich dichter und dringlicher?
Was ist passiert Stand Episode 4?
Nachdem in den ersten beiden Episoden der zweiten Staffel Saurons (Charlie Vickers) Herkunft, Celebrimbors (Charles Edwards) Schaffen, die Probleme der Zwerge und der Weg des „geheimnisvollen“ Zauberers (Daniel Weyman) beleuchtet wurden, gewährte Episode 3 einen ausführlicheren Blick nach Númenor sowie zu Isildurs (Max Baldry) Irrweg durch die Südlande in Mittelerde.
In der nun frischen vierten Episode von Staffel 2 schauen wir weiter ins Ostland Rhûn zum Zauberer und den Haarfüßen. Ebenfalls streift Isildur mit dem Elb Arondir (Ismael Cruz Cordova) durch dunkle Wälder und Elrond (Robert Aramayo) macht sich zusammen mit Galadriel (Morfydd Clark) und einer handvoll Elbenkriegern auf die Suche nach Celebrimbor, um eine Botschaft zu überbringen.
Mal hier, mal dort, und nirgendwo so richtig
Auch in der neuesten Episode von „Die Ringe der Macht“ offenbart sich mal wieder ein Grundproblem, das so tief in der Struktur der gesamten Amazon-Serie verwurzelt ist, dass eine Entwicklung hin zu mehr Spannung und einem rasanteren Erzähltempo (von fehlender inhaltlicher Tiefe ganz zu schweigen) offenkundig nicht mehr ist als ein frommer Wunsch … eine Utopie, die niemals zur Erfüllung kommt. Es ist sinnbildlich, dass wir auch in dieser jüngsten Folge die meiste Zeit den Hauptcharakteren nur beim suchenden Umherwandern zuschauen: Alles läuft so zäh, schleppend, in die Länge gezogen. Und am Ende kommt der obligatorische Cliffhanger, der eigentlich schon zu Anfang der Episode für Spannung hätte sorgen müssen.
Da reicht auch Fan-Service nicht
Zwar gibt es hier und da ein paar nette neue Ideen, die vor allem Buchkenner freuen dürften. Um nicht zu viel zu verraten, seien dazu hier nur ein paar Stichworte erwähnt: Tom Bombadil (Rory Kinnear), die Hügelgräber und Ents. Das alles bleibt bisher aber nicht mehr als viel zu magerer Fan-Service. Wo sind die überraschenden Konflikte, die mitreißenden Wendungen oder die scharfzüngigen Dialoge? Stattdessen sprechen die Hauptfiguren der Serie ständig das ohnehin schon Offensichtliche nochmal überdeutlich aus, weil wir als Zuschauer ja selbst nicht in der Lage sind, mitzudenken (das ist übrigens ein Problem, an dem viel zu viele aktuelle Serien und Filme kranken).
„Die Ringe der Macht“ lernt immer noch nicht aus den eigenen Fehlern
Es gibt hier und da zwar nette Schauwerte (was bei so vielen hunderten Millionen Produktionskosten auch zwingende Pflicht ist) und ein paar putzige Schmunzelmomente, aber ist es wirklich das, was sich Tolkien- und Fantasy-Liebhaber wünschen? Ein paar putzige Schmunzelmomente, um zu übertünchen, das einfach viel zu viele Storylines auf einmal aufgemacht wurden, die gefühlt noch einen gesamten Zeitalterwechsel brauchen, bis sie mal zusammengeführt werden und somit an Dringlichkeit gewinnen?
Falls tatsächlich noch überraschende oder gar tiefgründigere und weitsichtigere Wendungen kommen sollten (Bitte!), werden diese höchstwahrscheinlich unbeachtet versanden, weil zu viele Zuschauer nach ganzen zwölf Episoden (die Folgen von Staffel 1 mitgerechnet) inzwischen resigniert abgeschaltet haben. Die Geduld ist mittlerweile auch bei Fantasy- und Mittelerde-Enthusiasten aufgebraucht, um sich von diesem schneckenhaften Zick-Zick-Erzählwirrwarr länger hinhalten zu lassen.