In der siebten Episode von „Die Ringe der Macht“ drücken die Macher schon wieder unnötig auf die Bremse. Die letzten Funken Hoffung auf Besserung verglühen nun endgültig in der Asche.
Mal wieder passiert enttäuschend wenig bis nichts. Die Action, die in der vorhergehenden sechsten Folge erfreulicherweise mehr Raum bekam, wurde nun wieder komplett links liegen gelassen. Stattdessen offenbart sich ein planloser Jojo-Effekt: Ergibt sich eine „neue“ Entwicklung in der Handlung, wird diese im nächsten Zug gleich wieder zurückgestoßen, nur um sie darauffolgend an den bereits erreichten Punkt vorzuschieben … und dann wieder zurück und wieder vor und so weiter. Ein ermüdendes Hin und Her.
Die siebte Episode zelebriert also in mittlerweile bekannter Serientradition ein schleppend zähes Palavern. Und wenn nach über einer halben Stunde doch mal ein paar Orks auftauchen und für etwas Schwung sorgen könnten, fällt ihr Auftritt so enttäuschend kurz aus, dass es fast als sinnlose Verschwendung erscheint, wie aufwändig sich die Schauspieler dafür in Kostüm und Maske kleiden mussten. Alle anderen Charaktere – Menschen, Elben, Zwerge – sülzen sich gegenseitig zu mit bedeutungsschwangerer Mimik und manchmal etwas Pipi in den Augen … alles ohne nachhaltiges Ergebnis.
„Die Ringe der Macht“ versetzt sich selbst den Todesstoß
Was lässt sich aktuell also überhaupt noch Gutes an „Die Ringe der Macht“ finden? Für die Antwort auf diese Frage, muss man schon die Lupe auspacken. Natürlich gibt es zum Schluss von Folge 7 wieder einen scheinbar verheißungsvollen Cliffhanger. Doch die Amazon-Produktion hat in den letzten Episoden schon zur Genüge bewiesen, dass sie diese halbgaren Versprechungen in keinster Weise befriedigend einzulösen vermag.
Es ist, als würden sich die Schöpfer und Verantwortlichen der Serie bei Tolkien völlig achtlos wie aus einer vollgestopften Bonbontüte bedienen: Da wird mal hier und mal da ein Leckerli heraus gepickt und dem Publikum uninspiriert vor die Füße geworfen. Es ist schade um den nicht unerheblichen Produktionsaufwand, mit dem man so viel mehr hätte erreichen können. Mit Umsicht, etwas Mut zu Originalität und ehrlicher Liebe zur Vorlage hätte dies der Grundstein für eine langlebige Mittelerde-Saga sein können. Die Möglichkeit, dass dies vielleicht eine kommende zweite oder dritte Staffel (vom ausstehenden Finale der ersten Staffel ganz zu schweigen) noch zustande bringt, erscheint derzeit utopisch. Im Gegenzug wirkt „Die Ringe der Macht“ wie ein labbriger, entgräteter Fisch: völlig spannungslos.
Lieber lesen statt glotzen
So wird nach „Star Wars“ und „Game of Thrones“ nun auch ein weiteres großes und episches Franchise durch die inhaltsleere Effekthascherei von aktuellen Produktionen mit Füßen getreten. Wer sich nach wie vor für Tolkiens Geschichten interessiert und die „Der Herr der Ringe“-Filmtrilogie samt Extended Cut schon auswendig kennt, sollte „Die Ringe der Macht“ nach aktuellem Stand also lieber vergessen und stattdessen die umfangreichen und lohnenswerten Bücher (nochmal) lesen.
Die bereits erfolgten Besprechungen zum Serienstart, Folge 3, Folge 4, Episode 5 und Episode 6 sind ebenfalls auf DIGITAL FERNSEHEN nachzulesen.
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Bildquelle:
- Die Ringe der Macht – der Fremde: Amazon
- Die Ringe der Macht – weiteres: Amazon