Aufräumen mit dem Mythos: ARD-Doku zum Jungfernhäutchen

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ARD-Doku zum Mythos Jungfernhäutchen
© BR/UFA Documentary/Shutterstock/silverkblackstock

Sogar in Medizin und Schule wird bis heute vom Jungfernhäutchen gesprochen. Das Häutchen ist aber eigentlich ein Kranz, der weder reißt noch blutet. Das Leben von Frauen beeinflusst es dennoch, wie eine ARD-Dokumentation zeigt.

Dass nicht alle Frauen ihren Platz in der Gesellschaft finden, Lust auf Sex empfinden und Diagnosen nicht immer ausreichend gestellt werden, hat auch hiermit zutun: Dem sich seit Jahrhunderten haltenden Mythos um das Jungfernhäutchen. „Wissen ist Macht. Die Sprache über das weibliche Geschlecht ist zunehmend aus der Gesellschaft verschwunden», sagt die Produzentin der ARD-Dokumentation «Mythos Jungfernhäutchen“, Gwendolin Szyszkowit, im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Ihre Dokumentation soll dazu beitragen, dass sich das ändert. Der Film ist ab dem heutigen 13. Dezember in der ARD-Mediathek abrufbar.

Jungfernhäutchen ist eigentlich ein Kranz

Medizinisch sei bewiesen, dass es ein Häutchen zum Nachweis der Jungfräulichkeit einer Frau gar nicht gibt, erklärt die aus Leipzig stammende und in Berlin praktizierende Gynäkologin Mandy Mangler. Statt einem Häutchen befinde sich zwischen Vulva und Vagina ein Hautkranz, das Hymen – oder umgangssprachlich Jungfernhäutchen – genannt wird. „Man kann an dieser Falte einfach gar nichts richtig ablesen, und das macht es so bizarr, dass dieses Konstrukt so existiert und dass wir danach eingeteilt werden“, so Mangler.

Auf die Idee mit dem Mythos um das sogenannte Jungfernhäutchen auszuräumen, habe sie ihre Tante gebracht, erzählt Produzentin Szyszkowit über den Film der Ufa Documentary. Die 86-Jährige habe ihr von einer Dokumentation über weibliche Sexualität erzählt. „Entsetzt von der immer noch weitestgehend unaufgeklärten Lüge über das Jungfernhäutchen, hat sie mir eindrücklich den Auftrag erteilt, darüber einen Dokumentarfilm zu machen.“

Weibliche Sexualität sei bis heute tabuisiert, kritisiert Szyszkowit. „Oder trauen Sie sich, im Arbeitsalltag über ihre Periode zu sprechen? Oder beim Sex frei herauszusagen: ‚Das gefällt mir – und das nicht‘?“ Im Grunde sei die heutige Gesellschaft „komplett spießig und sitzen einem Wertekodex auf, der vor 200 Jahren aus einer rein wirtschaftlichen Angelegenheit – der Ehe – eine romantische Institution gemacht hat.“

[Inga Jahn]

Bildquelle:

  • df-ard-doku-mythos-jungfernhaeutchen: ARD-Foto
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