Die WDR-Hörfunksendung „Zeitzeichen“ wird heute 50 Jahre alt. Jede Sendung erinnert an ein ganz bestimmtes Ereignis, das an diesem Tag in der Vergangenheit stattgefunden hat.
Am 4. April 1972 lief die erste Sendung – damals noch zu mehreren Themen. Seitdem sei die Sendung jeden Tag ohne Unterbrechung gelaufen, teilte der WDR am Mittwoch mit. 365 Tage im Jahr, 18.250 Sendungen bis heute.
„Das ‚Zeitzeichen‘ ist tatsächlich wohl nur einmal ausgefallen, und zwar noch im Gründungsjahr, nach dem Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München 1972“, erläuterte Gesa Rünker, Leiterin Team Dokumentation im WDR-Programmbereich Kultur und Gesellschaft. „Danach ist das „Zeitzeichen“ durchgehend gelaufen, immer montags bis sonntags.“ Schon bald nach der Einführung ging der WDR dazu über, die Beiträge von den Autorinnen und Autoren selbst sprechen zu lassen, was damals unüblich war.
Das bis heute am meisten nachgefragte „Zeitzeichen“ ist eines aus dem Jahr 1973. Thema war der Geburtstag des französischen Königs Ludwig XIV. am 5. September 1638. Der Titel hieß aber „Warum der König so stinkt“. „Interessanterweise handelte es sich dabei um ein völlig untypisches ‚Zeitzeichen‘, ohne jeden Originalton, ohne aufwändige Hörspielszenen, Musik und akustische Collagen“, sagte Gesa Rünker.
„Warum der König so stinkt“ erfolgreichstes „Zeitzeichen“
„Aber der Autor Hans Conrad Zander, der übrigens bis heute ‚Zeitzeichen‘ produziert, hat damals derart bildreich und eindrücklich geschildert, warum ausgerechnet der Sonnenkönig wirklich bestialisch gerochen haben muss, dass man 15 Minuten lang fasziniert zuhört.“ Zum Jubiläum will der WDR dieses „Zeitzeichen“ und weitere Highlights aus jedem Jahrzehnt noch einmal veröffentlichen.
Besonders viele Reaktionen gibt es regelmäßig auch auf das Aprilscherz-„Zeitzeichen“ am 1. April: „Wenn wir einmal im Jahr behaupten, dass auch finnische Astronauten schon auf dem Mond gelandet sind oder dass Adam Smith persönlich an einem bestimmten Tag den Kapitalismus erfunden hat – dann ist die Fake News zwar schnell zu durchschauen, aber das Hörvergnügen offenbar besonders groß“, sagte Rünker. Diese „Zeitzeichen“ gehörten oft zu den am meisten abgerufenen Podcasts eines Jahres.
Der Reiz der Sendung bestehe auch darin, „dass wir an einem Tag den Geburtstag des Gummibärchens und am nächsten Tag das Werk eines Renaissancemalers oder eine Nobelpreisträgerin feiern“. „Zeitzeichen“ über prominente Persönlichkeiten werden besonders gerne gehört. Wie vielfältig das Interesse der Hörerinnen und Hörer sei, zeige ein Blick auf die aktuell am meisten abgerufenen Podcasts: Astrid Lindgren, Monty Python, die Einführung des metrischen Systems und Gorbatschows Glasnost sind unter den Top 10 der ersten Monate 2022.
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