Der Bayerische Rundfunk (BR) hat seine Pläne zu Veränderungen beim Kulturangebot im Radio gegen Kritik verteidigt.
„Es werden keine Kulturinhalte gestrichen“, sagte der Programmdirektor Kultur des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders, Björn Wilhelm, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in München. „Es ist ein Programmstrategie- und kein Sparprojekt“, sagte Wilhelm zu den noch laufenden Reformüberlegungen. „Ich habe weder vor, noch ist entschieden, dass auch nur ein Euro in der Kultur gespart wird.“
Der BR überprüft schon seit vergangenem Jahr in einem Gesamtprozess sein komplettes Angebot bei Fernsehen, Radio und Internet. In den vergangenen Tagen gab es öffentliche Kritik, weil Radiosendungen im Programm Bayern 2 vor dem Aus stünden. Zuerst hatte die Münchner „Abendzeitung“ darüber berichtet.
Neue Radio-Strategie soll vor allem Kultur-Programm von Bayern 2 betreffen
In einem von dem Blatt zitierten Brandbrief, der auch dpa vorliegt, ist von einem drohenden „Kahlschlag“ die Rede. Mehr als sieben Stunden Kultursendung pro Woche sollen demnach dabei aus dem Programm gestrichen werden. Auch aus der Kulturbranche kam Kritik, etwa von Verlegern und vom Autorenverband Pen Berlin. Befürchtet wird, dass zum Beispiel die Radio-Büchersendung „Diwan“ sowie das Kulturmagazin „KulturWelt“ oder die „RadioTexte“ mit Lesungen wegfallen könnten.
„Es wird keinen Kahlschlag geben“, sagte Wilhelm. „Wir kürzen keine Inhalte.“ Zum Teil sollen Kulturinhalte aus Spezialsendungen mit wenig Publikum in sehr stark gehörte Programme etwa am Morgen verlagert werden. „Wir wollen die Primetime mit mehr Kultur stärken.“ Konkreter wurde der BR-Programmdirektor noch nicht. Voraussichtlich Anfang Oktober werde man dem Programmausschuss des Kontrollgremiums Rundfunkrat mögliche Modelle präsentieren und sich dazu austauschen.
Programmangebot und Finanzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in ganz Deutschland werden derzeit heftig diskutiert. Alle ARD-Häuser befinden sich in einem größeren Reformprozess, bei dem auch nach Synergien im Programm gesucht wird. Die Anstalten wollen Geld in den linearen, also fortlaufenden, Programmangeboten freischaufeln, um ins Digitale zu investieren. Dort hoffen sie, auch mehr jüngere Leute zu erreichen. Der Altersschnitt des Publikums im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist vergleichsweise hoch.
BR-Programmdirektor Kultur, Björn Wilhelm: „Es geht auch um Generationengerechtigkeit“
Für die BR-Reformen sagte Wilhelm: „Es ist unser komplettes Angebot, das wir überprüfen und weiterentwickeln.“ In den Kernzeiten des klassischen Radios und Fernsehens wolle man stark sein. Zugleich würden bei nicht so hoher Nutzung im linearen Hörfunk und TV die Mittel sehr kritisch angeschaut und überlegt, ob man digitale Produkte schaffen könne.
„In diesem Prozess können sich Formate und Inhalte ändern“, sagte Wilhelm. Der BR müsse sich ums Digitale und auch um das jüngere Publikum kümmern. „Es geht auch um Generationengerechtigkeit.“
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