Die heftig diskutierten Reformpläne für das Kultur-Radioprogramm des Bayerischen Rundfunks (BR) nehmen konkrete Formen an.
Künftig soll es auf Bayern 2 in der wichtigen Sendezeit am Morgen jede halbe Stunde Kultur geben, wie der BR-Programmdirektor Kultur, Björn Wilhelm, am Dienstag in München ankündigte. Für den Nachmittag ist werktags eine zweistündige Sendung „Kulturleben“ geplant.
Kritiker der Reform unter anderem aus der Kulturbranche werfen der öffentlich-rechtlichen ARD-Anstalt dagegen vor, traditionsreiche Sendungen etwa zur Literatur („Diwan“, „radiotexte“) aufzugeben. Sie sprechen von künftig weniger Stunden für Kultur. Statt spezieller Kultursendungen werde sie zudem in Einzelbeiträge aufgelöst.
Kritiker befürchten weniger Sendezeit für Kultur im BR
Wilhelm betonte erneut, das Gegenteil sei der Fall. Kultur werde beim BR zu besseren Sendezeiten und zudem auf moderneren, digitalen Wegen wie in Podcasts und der Audiothek zum Publikum kommen. Dass Kultur in der Primetime-Show „Welt am Morgen“ künftig viel Platz habe, könne sogar zu weniger Reichweite für diese Hauptsendung führen. „Das würde ich ausdrücklich in Kauf nehmen“, sagte Wilhelm. Erneut versicherte er, durch die Reform werde kein Euro weniger für Kultur ausgegeben.
Im Rahmen der Reform soll es – wie auch in anderen Bereichen – mehr Kooperationen mit anderen ARD-Sendern geben. Die Anstalten wollen künftig aus Kostengründen weniger Inhalte parallel produzieren und mehr gemeinsam machen oder voneinander übernehmen.
Der Start des neuen Programms auf Bayern 2 ist für Anfang April geplant. Der Rundfunkrat als BR-Aufsichtsgremium wird sich damit noch einmal beratend beschäftigen, muss die Reform aber nicht absegnen. Das Gremium hat jedoch angekündigt, die Umsetzung laufend zu prüfen.
Neues Bayern-2-Programm soll im Frühjahr 2024 starten
Kultur-Programmbereichsleiterin Ellen Trapp sagte: „Wir verlieren keine Inhalte, wir verlieren auch keinen Tiefgang.“ Die Reform mache Kultur stattdessen für mehr Menschen wahrnehmbar. Der Wellenchef von Bayern 2, Stefan Maier, versicherte zugleich für seinen Sender: „Vieles wird bleiben wie es ist, weil es bewährt ist.“
Die Programmreform ist ein Baustein des BR, mehr jüngere Menschen zu erreichen. Derzeit gibt der viertgrößte ARD-Sender Wilhelm zufolge 77 Prozent seines Geldes für Menschen über 50 Jahren aus. Das entspreche nicht der Altersverteilung in Bayern.
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