Zweiter Anlauf: Neuer Prozess gegen US-Entertainer Cosby startet

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Vom beliebten TV-Vater zum Angeklagten: Die Karriere von Bill Cosby ist längst im Keller. Ein erstes Verfahren wegen sexueller Belästigung gegen den US-Entertainer platzte. Jetzt beginnt – erstmals in Zeiten von #MeToo – ein zweiter Prozess.

Vor rund zehn Monaten platzte ein erster Prozess wegen sexueller Belästigung gegen den US-Entertainer Bill Cosby (80). Das Wissenswerte zur Neuauflage ab Montag (9. April): 

Warum gibt es überhaupt einen zweiten Prozess? 
 
Der erste Prozess war im vergangenen Jahr geplatzt, weil die Jury sich auch nach tagelangen Beratungen nicht hatte einigen können. Staatsanwalt Kevin Steele, der einst mit dem Versprechen, Cosby vor Gericht zu bringen, Wahlkampf gemacht hatte, hatte danach sofort angekündigt, den Prozess wiederaufrollen zu wollen.
 
Was ist gleich geblieben im Vergleich zum ersten Prozess?
 
Das meiste. Verhandlungsort ist nach wie vor das Gericht in Norristown in der Nähe der US-Ostküstenmetropole Philadelphia, Richter Steven O’Neill, Staatsanwalt Steele, Angeklagter Cosby und Klägerin Andrea Constand. Die frühere Mitarbeiterin der Temple Universität in Philadelphia wirft Cosby nach wie vor vor, sie an einem Abend im Jahr 2004 sexuell missbraucht zu haben.
 
Und was hat sich geändert?
 
Nur wenig – aber das könnte entscheidend sein. Cosby hat ein neues Verteidigungsteam, angeführt von Thomas Mesereau. Der Anwalt mit dem weißem Haarhelm verteidigte einst Sänger Michael Jackson gegen Vorwürfe des Kindesmissbrauchs und gewann.
 
Auch die in der vergangenen Woche ausgesuchte Jury ist komplett neu und stammt diesmal aus dem Regierungsbezirk Montgomery County, in dem auch das Gericht liegt. Beim ersten Prozess wurden die Jury-Mitglieder extra in einem anderen Regierungsbezirk ausgewählt, um Unabhängigkeit besser gewährleisten zu können. Darauf wurde diesmal verzichtet.
 
Die neue Jury wird fünf zusätzliche Frauen anhören, die Cosby sexuelle Belästigung vorwerfen, auch wenn es in dem Prozess nur um den Fall der Klägerin geht. Beim ersten Prozess hatte der Richter nur eine weitere Frau sprechen lassen, die Cosby beschuldigt.
 
Und vor allem: Das Verfahren ist der erste hochkarätige Prozess wegen sexueller Belästigung seit Beginn der #MeToo-Debatte im vergangenen Jahr. Seit Vorwürfe gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein laut wurden, sprechen sich Frauen auf der ganzen Welt und in vielen Branchen offen gegen sexuelle Belästigung aus. Die Debatte hat das gesellschaftliche Klima in den USA verändert – und könnte sich auch zu Cosbys Nachteil auf den Prozess auswirken.
 
Wie sieht Cosby das Ganze – und wird er aussagen?
 
Der Entertainer hat sich bislang nicht ausführlich zu dem Verfahren geäußert, die Vorwürfe gegen ihn aber immer bestritten. Beim ersten Prozess hat er nicht ausgesagt. Seine Anwälte haben noch nicht durchblicken lassen, ob sie diese Strategie diesmal ändern wollen.
 
Was droht Cosby bei einer Verurteilung?
 
Dem Entertainer werden sexuelle Tätlichkeiten in drei Fällen vorgeworfen. Die – als extrem unwahrscheinlich geltende – Höchststrafe wären zehn Jahre Gefängnis pro Fall. Bei einer Verurteilung könnte Cosbys Verteidigung allerdings auch noch Revision einlegen.
 
Wie würde es für Cosby bei einem Freispruch weitergehen?
 
Das wäre für ihn natürlich erstmal ein Sieg – aber seine Probleme wären damit noch lange nicht vorbei. Mit zahlreichen Frauen streitet sich Cosby derzeit in Zivilprozessen vor Gericht, vor allem wegen Verleumdung. Die meisten Fälle sexueller Belästigung sind verjährt. Sein Image wäre wohl trotz allem endgültig beschädigt, auch wenn Cosby selbst immer wieder deutlich gemacht hat, dass er noch an ein Karriere-Comeback glaubt. Öffentlich hinter ihm steht fast nur noch seine Familie: Ehefrau Camille, mit der er seit mehr als 50 Jahren verheiratet ist, und die drei verbliebenen Töchter.
 
Und was wäre, wenn die Jury sich wieder nicht einigen kann?
 
Theoretisch könnte die Staatsanwaltschaft den Prozess dann ein drittes Mal aufrollen – aber Beobachter glauben nicht daran, dass das passieren würde. Der Fall bliebe im juristischen Limbo und so richtig zufrieden wäre damit wohl niemand.

[Christina Horsten]

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