Bereits zum zweiten Mal mordet sich der aus der gleichnamigen Videospielreihe bekannte Auftragskiller „Hitman: Agent 47“ über die Kinoleinwand. Dabei pendelt der Film zwischen stilisierter, kalter Moderne und warmem Retro-Look.
Die erfolgreiche Computerspielserie „Hitman“ erfreut ihre Fans seit einigen Jahren mit immer neuen Geschichten um einen Auftragskiller. Schon einmal wurde der Stoff für die große Leinwand verfilmt, nun folgt mit dem Thriller „Hitman: Agent 47“ eine weitere Kinoversion. Darin spielt der britische Filmstar Rupert Friend („Homeland“) den Elite-Auftragsmörder 47. Er ist genetisch darauf abgerichtet, emotionslos zu töten – stärker, schneller und intelligenter als normale Menschen. Die Handlung in dem Action-Spektakel richtet sich gegen den Konzernboss LeClerq alias Thomas Kretschmann. Er soll daran gehindert werden, eine Killer-Armee zu erschaffen.
In dieser Neuverfilmung des Stoffes wird der glatzköpfige Agent 47 – ähnlich wie im Vorläuferthriller „Hitman: Jeder stirbt alleine“ aus dem Jahr 2007 – von seinen Auftraggebern auf eine neue Mission geschickt. Zwei „Ziele“ muss er vernichten, innerhalb von 48 Stunden. So soll er die Pläne des machtgierigen Unternehmers durchkreuzen. Der Schlüssel dazu, das Killer-Programm wieder aufleben zu lassen, ist eine junge Frau namens Katia (Hannah Ware).
Als die in Berlin gesichtet wird, beginnt eine rasante Jagd nach ihr: Denn beide Seiten wollen sie zuerst ausfindig machen – und mit ihrem Wissen ihren Vater, der das Forschungsprojekt einst erfolgreich gestartet hat. Fortan befindet sich Katia auf der Flucht und steht vor der lebenswichtigen Frage, wem sie in diesem tödlichen Spiel eigentlich trauen kann.
Apropos Verfolgungsjagden: Der Film setzt mit dem roten Sportwagen des Agenten in manchen Momenten so prominent eine bekannte, deutsche Automarke in Szene, dass sie wie Werbe-Einblendungen wirken – Produktplatzierung pur. Auch sonst spielt die Ausstattung des Films eine große Rolle. Der Plot ist eingebettet in eine Zwei-Welten-Ästhetik: Auf der einen Seite steht eine technisierte Welt, die in einer kühlen Schwarz-Weiß-Rot-Optik gehalten ist – wie die Kleidung des Agenten mit seinem schwarzen Anzug, dem weißen Hemd und der roten Krawatte. Hier agieren Männer mit riesigen Wisch-Screens in aseptischen Räumen, der Profikiller mit seinen Präzisionswaffen lebt in ultramodernen Hotelzimmern.
Auf der anderen Seite inszeniert Regisseur Aleksander Bach eine menschliche Welt, die in einem warmen Retro-Look daherkommt. Es ist das Setting, in dem Katia auf der Suche nach ihrem Vater auch das Geheimnis ihrer Herkunft ergründen will. Die junge Frau in Jeans und Lederjacke ackert sich in einem staubigen Berliner Archiv durch Papierberge und sucht Schutz in ihrer bunt gestrichenen Altbauwohnung mit Matratze auf dem Holzfußboden und Tütenlampe aus den 50er Jahren am Bett.
Die Gegensätze der beiden Welten sind platt, funktionieren aber. Der Reiz entsteht, wenn die Charaktere zwischen den ihnen eigentlich zugeordneten Filmräumen hin- und herwechseln. Agent 47 etwa erkennt in Katias humanistisch geprägter Welt, dass Menschen selber entscheiden können, wer oder was sie sind: Durch das, was sie tun. Und die zarte Katia, der der Killer zu Verstehen gibt, dass auch sie von ihrem Vater gentechnisch optimiert wurde, greift letztlich zur Waffe, auch weil ihre Fähigkeiten sogar weiter entwickelt sind als die von 47: „Du bist das Gleiche wie ich – nur besser“, enthüllt er der verwirrten Schönen.
Letztendlich setzt der Action-Thriller „Hitman: Agent 47“ aber nur ganz am Rande auf kluges Gedankengut. Zentrale Zutaten des Films sind, wie zu erwarten, die spektakulären Kampfszenen und die zum Teil äußerst brutalen Gemetzel. Will man den Film kritisch betrachten, ist er zweifelsohne gewaltverherrlichend. Fans des Genres hingegen werden wohl die kleinen, ironischen Momente zu schätzen wissen: Etwa wenn Rupert Friend sich in seinem adretten, schwarzen Anzug nach einer heftigen Schießerei eher unbeeindruckt die nur leicht blutbefleckte, reinweiße Manschette zurechtrückt. Darin verbirgt sich die eigentliche, altbekannte Philosophie des Films: Ein Killer sollte immer schön cool bleiben, egal, wie krass die Gewalt wird.Kinokritiken im Überblick
[Franziska Bossy/buhl]
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