Zurück zum Charakterdarsteller: Johnny Depp in „Black Mass“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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„Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“, „The Tourist“ oder seine Paraderolle als Captain Jack Sparrow in den „Fluch der Karibik“-Teilen – Johnny Depp ist einem breiten Publikum bekannt. Jetzt feiert er im Thriller „Black Mass“ sein Comeback als Charakterdarsteller und mimt einen Wolf im Schafspelz.

James „Whitey“ Bulger avancierte in den 1970er Jahren in Boston zu einem der erfolgreichsten Verbrecher der USA. Er brachte es so weit, weil er mit dem FBI zusammengearbeitet hatte. Die Gesetzeshüter nutzten den Gangster als Informanten. Er half, einige Mafiosi auszuschalten. Doch sein Gewinn war größer: Dank der Zusammenarbeit mit den Staatsdienern und dem damit verbundenen Wissen über die konkurrierenden Verbrecher konnte Bulger ein überaus profitables Imperium des Bösen etablieren.

Der Kinofilm zum Tatsachenroman „Black Mass: The True Story of an Unholy Alliance Between the FBI and the Irish Mob“ von Dick Lehr und Gerard O’Neill setzt insbesondere auf die Ausstrahlung von Johnny Depp in der Rolle von Bulger. Der Superstar überrascht zunächst mit einer verblüffenden Maske: Schmerbauch und Glatze lassen ihn wie einen dumpfen Durchschnittsspießer aussehen. Er ist kaum zu erkennen.
 
Wichtiger als die äußere Erscheinung aber ist die Gestaltungskraft, mit der Johnny Depp auftrumpft: mit kleinen gestischen Mitteln, die er scharf konturiert, entwickelt Depp ein nuanciertes Charakterporträt. Dabei denunziert er Bulger nicht eindimensional als brutalen Machtmenschen, sondern lässt verschiedene Facetten des Mannes mit dem sicheren Instinkt für den Erfolg schmutziger Geschäfte aufblitzen.
 

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Regisseur Scott Cooper, selbst erfahren als Schauspieler, hat 2009 Jeff Bridges in „Crazy Heart“ zu Oscar-Ehren verholfen. Cooper weiß ganz offenbar, wie er das Beste aus seinen Akteuren herausholen kann. So fehlen in Depps Auftreten dieses Mal alle Marotten und Manierismen, die er als Jack Sparrow bis zum Gehtnichtmehr kultiviert hat. Der Schauspieler agiert erstaunlich verhalten und deshalb besonders eindringlich.
 
Neben Johnny Depp zeigt Joel Edgerton („Zero Dark Thirty“) sein Können. Er verkörpert überzeugend jenen FBI-Agenten, der die Zusammenarbeit mit dem Verbrecher aufbaut und für die eigene Karriere nutzt.
 
Die Handlung freilich bleibt über weite Strecken eindimensional, wirkt recht berechenbar. Trotz visuellen Aufwands rührt die Spannung vor allem von den Schauspielern her. Denn die sind durchweg großartig, allen voran Johnny Depp in der Rolle eines Wolfs im Schafspelz. Wie er das Publikum Szene für Szene in das von Machtgier bestimmte Denken des von ihm verkörperten Gangsters blicken lässt, ist schlichtweg brillant.Kinokritiken im Überblick
[Peter Claus/am]

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