Er spielte Götter, Staatsmänner, Buttler und selbst historische Größen wie Picasso oder Hitchcock. Seine wohl berühmteste Rolle ist jedoch die des Kannibalen Hannibal Lecter. Am Montag, pünktlich zu Silvester, wird Anthony Hopkins 75.
Anthony Hopkins ist uralt, zumindest auf der Leinwand. In dem Bibel-Epos „Noah“ ergraut er zu Methusalem, dem Großvater von Archenbauer Noah (Russell Crowe). Hopkins hat gerade mit Regisseur Darren Aronofsky gedreht, bis 2014 müssen die Fans des Leinwandstars aber noch auf dessen biblische Metamorphose warten. Hopkins, der an Silvester (31. Dezember) 75 Jahre alt wird, hat die Messlatte als genialer Verwandlungskünstler hoch gehängt.
In dem Film „Hitchcock“ nahm Hopkins zuletzt die Gestalt seines legendären Landsmannes Alfred Hitchcock an. Die Ähnlichkeit ist verblüffend: Mit Halbglatze, Doppelkinn und Extra-Pfunden, so wie Hitchcock um 1960 aussah, als sein Horror-Schocker „Psycho“ den Kinogängern Gänsehaut einjagte. Im Februar können sich auch die deutschen Zuschauer davon überzeugen.
Mit Gruselstoffen kennt sich Hopkins bestens aus. Als psychopathischer Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“ holte er 1992 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Gerade einmal 16 Minuten ist er in dem Psychothriller auf der Leinwand zu sehen, doch das reichte. Das Duell zwischen dem mörderischen Kannibalen und der standfesten FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) schrieb Filmgeschichte.
Dabei sieht Sir Anthony Hopkins beileibe nicht wieein Monster aus. Mit seinen humorvollen Augen und den tausend Lachfältchen nimmtman ihm eher den englischen Gentleman ab. Was seinen Charakteren ihreGlaubwürdigkeit verleiht, ist eine knisternde Leinwandpräsenz – gleichgültig, obals Adolf Hitler in „Der Bunker“ (1981), als Quasimodo in „Der Glöckner vonNotre Dame“ (1982), als der gefallene US-Präsident Richard Nixon in OliverStones „Nixon“ (1995) oder als Picasso in „Mein Mann Picasso“(1996).
Über hundert Film- undFernsehauftritte hat Hopkins in seiner mehr als40-jährigen Karriere absolviert und viele Größen dieser Welt gespielt. Für ihnselbst aber gehört die Rolle des aufopfernden, allzu perfekten Butlers in demDrama „Was vom Tage übrig blieb“ (1993) zu seinen wichtigsten Filmen – undnatürlich „Das Schweigen der Lämmer“. Auch in den Folgefilmen „Hannibal“ (2001)und „Roter Drache“ (2002) übernahm er die Gruselrolle.
Mit 75 Jahren gibtHopkins weiter Gas. Gerade dreht er mit MorganFreeman und Bruce Willis die Fortsetzung des Agentenfilms „R.E.D. -Älter.Härter.Besser.“ Gleichzeitig verwandelt er sich in der nächsten „Thor„-Folge wieder in Odin, den Vater von Donnergott Thor. Beide Filme sollenEnde 2013 in die Kinos kommen. Ein bisschen ist ihm das Alter doch anzumerken.Zumindest räumte er vor einem Jahr im Interview mit dem Fernsehsender TELE 5ein, dass er die Drehpausen gerne für Schläfchen nutze. „Heutzutage sind dieArbeitstage sehr lang. Außer wenn man mit Woody Allen oder Clint Eastwood dreht.Die hören gerne früh auf. Ich persönlich halte das für eine guteIdee.“
Mit Kultregisseur Woody Allen hat er natürlich auch schon gedreht.In der Tragikomödie „Ich sehe den Mann deiner Träume“ (2010) spielt er denalternden Alfie, der in Panik vor der eigenen Sterblichkeit nach 40 Jahren Eheseine völlig geschockte Frau gegen ein junges Callgirl eintauscht.
Fürden Sohn einer Bäckerfamilie in Wales war es ein schwieriger Weg in die Topriegeder Schauspieler. Hopkins, der sich mit minimalerMimik eine so starke Leinwandpräsenz verschafft, war lange von Furcht undUnsicherheit geplagt. „Ich habe die Schule gehasst, weil mein Gehirn nichtmitwollte. Ich fühlte mich geächtet und isoliert“, sagte Hopkins dem Sender TELE 5. „Meine größte Angst war, dassich dumm bin und niemals etwas erreiche. Das ging so weiter, als ich erwachsenwar.“ Erst in reiferem Alter habe die Angst abgenommen.
In der Schulegalt er mit seiner Vorliebe fürs Malen und Klavierspielen eher als Eigenbrötler.Nach dem Militärdienst schaffte er 1961 die Aufnahme an die renommierte RoyalAcademie of Dramatic Arts in London – ein glänzendes Sprungbrett. Am Theaterkonnte er sich den Ruf eines vielseitigen Charakterdarstellers erwerben – alleinals „King Lear“ stand er zahllose Male auf der Bühne.
Doch er galt auchals schwierig und unberechenbar, häufig legte er sich mit seinen Regisseuren an.Als seine Ehe mit der Schauspielerin Petronella Barker zerbrach und er diegemeinsame Tochter Abigail nicht mehr sehen durfte, nahmen seine Alkoholproblemedrastisch zu. Erst nach einem Zusammenbruch 1975 gelang es ihm mit Hilfe seinerzweiten Frau, einen Schlussstrich unter seine Sucht zu ziehen und das Trinkenaufzugeben. Inzwischen ist Hopkins ein drittes Malverheiratet und seit dem Jahr 2000 auch amerikanischer Staatsbürger. Seinenbritischen Pass und den ritterlichen Ehrentitel Sir durfte er aber behalten.Archiv
[Barbara Munker/ps]
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