In dieser Woche treibt unter anderem der Werwolf im Horrorfilm „Wolf Man“ sein Unwesen. DIGITAL FERNSEHEN gibt einen Überblick über die Kino-Tipps der Woche.
Wolf Man
Leigh Whannell hat den Universal-Monsterklassiker „Der Wolfsmensch“ von 1941 neu aufgelegt. Nach „Der Unsichtbare“ verpasst er dem ikonischen Horrorstoff ein zeitgemäßes Update, indem er ihn als Auseinandersetzung mit männlicher Gewalt und sozialen Machtstrukturen interpretiert. In „Wolf Man“ fürchtet sich ein Familienvater namens Blake davor, wie sein eigener autoritärer, wahnhafter Vater zu werden, der einst in der Wildnis verschwunden ist. Am Haus seiner Kindheit werden Blake, seine Frau und seine Tochter nun von einem Werwolf attackiert und auch Blake verwandelt sich langsam in etwas Monströses.
„Wolf Man“ ist weitgehend konventionelles, in seinen Metaphern leicht durchschaubares Horrorkino, das jedoch mit kompetent inszenierten Spannungsmomenten und Schocks überzeugt. Leigh Whannell legt dabei einen großen Fokus auf den körperlichen Verfall seiner Hauptfigur, den Körperhorror. Einmal mehr gruselt sich der Mensch vor seinen wilden, kreatürlichen Seiten, die jenseits der Zivilisation plötzlich durchbrechen.
Der Graf von Monte Christo
Unzählige Male wurde Alexandre Dumas‘ Romanklassiker bereits für das Fernsehen und das Kino verfilmt. Nun erscheint „Der Graf von Monte Christo“ ein weiteres Mal auf den Kinoleinwänden. Pierre Niney schlüpft in dieser neuen Adaption in die Hauptrolle des Edmond Dantés, der nach einer Intrige auf eine Gefängnisinsel verfrachtet wird, von dort allerdings entkommt und unter einer neuen Identität auf Rachefeldzug geht. Die beiden Regisseure Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière haben daraus ein üppig aufgefächertes, fast dreistündiges Historiendrama und Ausstattungskino kreiert, das nicht mit Schauwerten geizt, wenngleich viele Szenen und Kameraflüge ihre Künstlichkeit nicht verbergen können.
Streaming-Ästhetik ist das: alles scharfgestellt und aufpoliert, jeder historische Schauplatz wird mit allerlei Inventar zum filmischen Museum ausstaffiert, in dem die Schauspielerinnen und Schauspieler dann ihr pathetisches Drama aufführen. Überhaupt fühlt sich dieser Dreistünder in seinem mäandernden Rhythmus eher wie eine zusammengeschnittene Netflix-Serie an, die man nun gebündelt herausbringt. Ohne Brüche, ohne größere neue Ideen: Dieser „Graf von Monte Christo“ ist traditionsbeflissenes, konservatives Historienkino. Nicht mehr und nicht weniger.
Kundschafter des Friedens 2
Die Ost-Größen erobern noch einmal die Leinwand. Henry Hübchen, Winfried Glatzeder und Co. kehren als Spione zurück, um eine weitere Mission im Ausland zu absolvieren und sich auf die Spuren des verlorenen Sozialismus zu begeben. An der Seite der männlichen Schauspielstars rücken dabei Katharina Thalbach und Corinna Harfouch in den Fokus. Und tatsächlich überrascht „Kundschafter des Friedens 2“ mit einigen nachdenklichen Momenten, die darüber sinnieren, warum den heutigen Gesellschaften die Aussichten auf Revolutionen schwinden. Wie kann es sein, dass widerständige Gesten und politisches Bestreben von einst höchstens noch in Entertainment und eine Ware verwandelt werden?
Zudem schlägt das Alter zu: Diese deutsche Komödie will etwas über Erotik im Herbst und Winter des Lebens erzählen, über Gefühle und Erlebnisse, die man endlich aufwecken und nachholen will. Nur: Wenn sich dieser Film doch nicht so nervtötend und kräftezehrend in seinen ewig gleichen, resignierten und ostalgischen „Weißt du noch damals?“-Dialogen verlieren würde! Und welche Filmemacher, außer Til Schweiger, lassen in Komödien heute überhaupt noch beim versuchten Sex das Bett für einen billigen Schenkelklopfer zusammenbrechen?
Kneecap
Irlands Oscar-Beitrag für dieses Jahr wirft einen Blick auf das Leben der sogenannten Ceasefire-Generation, die sich nach den Unruhen des Nordirlandkonflikts zwischen den andauernden Konflikten, der Gewalt der Elterngeneration und den eigenen Visionen durchschlägt. „Kneecap“ erzählt die Geschichte des gleichnamigen Rap- und Hip-Hop-Trios aus Belfast, das 2017 ihre erste Single veröffentlicht hat. Die drei Bandmitglieder spielen sich nun selbst in diesem Film. Bekannt wurde die Gruppe für ihre vulgären Texte und ihr Festhalten an der diskriminierten irisch-gälischen Sprache.
Sittenwächtern, Opportunisten und Spießbürgern passt das so gar nicht und erst recht nicht der Hang zum Exzess, den die drei Männer auf der Bühne zur Schau stellen. Und exzessiv ist auch dieser Film von Autor und Regisseur Rich Peppiatt, der mit schnellen Schnitten, bunten Lichtern, lauter Musik, allerlei Drogen und ästhetischen Spielereien ein Stück der rebellischen Gesten seiner Protagonisten auf die Leinwand bringen will. Aus dem Einheitsbrei anderer Kino-Biopics über die Karrieren bekannter Künstler sticht dieser kämpferische, anti-moralisierende Film angenehm hervor.
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