Mit Filmen wie „Einer kam durch“ war Hardy Krüger nach dem Krieg einer der wenigen deutschen Weltstars. Längst feiert er auch als Buchautor Erfolge. Nun wird der Künstler 90 und blickt auf ein Leben voller Tiefen und Höhen zurück.
Am liebsten würde er gar nicht über sich und seine Filmerfolge reden, sagt Hardy Krüger lächelnd. Sondern viel eher über sein neues literarisches Werk („Ein Buch von Tod und Liebe“, Verlag Hoffmann und Campe). Der Band mit Erzählungen, die er bereits vor Jahren verfasst und nun neu zusammengestellt hat, spiegele ohnehin all das, was sein Leben geprägt habe: den Zweiten Weltkrieg sowie seine wohl daraus resultierende Sehnsucht nach Freiheit und Freundschaft, Abenteuer und Liebe.
Anlässlich seines 90. Geburtstags am Donnerstag (12. April) blickt Krüger, seit den 50-ern einer der wenigen deutschen Kino-Weltstars („Einer kam durch“, „Hatari!“), im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dann aber doch liebenswürdig beredt zurück.
Über sein Privatleben, zu dem auch seine Schauspieler-Kinder Christiane Krüger (72) und Hardy Krüger jr. (49) gehören, äußere er sich allerdings prinzipiell nicht, erklärt er. Zu Fuß ist der auf Sport und Disziplin achtende Krüger bei schneidender Kälte von seiner Hamburger Wohnung in sein Verlagshaus Hoffmann und Campe gekommen. Derweil er sich noch vom Jetlag erholt: Seiner amerikanischen Ehefrau Anita Park zuliebe, mit der er seit 1978 verheiratet ist, verbringt der Mann, der lange eine Farm in Afrika besaß und die Fernsehzuschauer von 1987 bis 1995 mit seiner ARD-Reporterreihe „Weltenbummler“ unterhalten hat, den größten Teil des Jahres im kalifornischen Palm Springs (USA).
Im Interview kommt der Schauspieler – mit jungenhaftem Charme und blitzend blauen Augen ein Schwarm mehrerer Frauengenerationen – dann immer wieder auf das zurück, was ihm inzwischen auch bei seinen Publikationen am meisten am Herzen liegt: die Deutschen vor Politikverdrossenheit und Rechtsradikalismus zu warnen.
„Seitdem die ersten Hakenkreuze an der Kölner Synagoge am Heiligabend 1959 aufgetaucht sind, habe ich mich gegen Neonazis engagiert“, sagt Krüger, der dafür das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland erhalten hat. So gründete er 2013 mit „Exit Deutschland“ und anderen Prominenten die Initiative „Gemeinsam gegen rechte Gewalt“. Und liest bis heute in Gymnasien aus denjenigen seiner 18 Bücher, die von seinen einschlägigen Erfahrungen im Dritten Reich erzählen: „Wanderjahre“ (1998) sowie sein Bestseller von 2016, „Was das Leben sich erlaubt“.
Darin ist zu erfahren, wie Eberhard Krüger, 1928 in Berlin als Sohn eines Hitler-gläubigen Ingenieurs geboren, auf der NS-Ordensburg Sonthofen erzogen wurde. Und 1943/44 bei Dreharbeiten zum Propagandafilm „Junge Adler“ durch den Ufa-Star Hans Söhnker („Große Freiheit Nr. 7“) die Augen für das Regime geöffnet bekam. Im März 1945 wurde er als 16-Jähriger in die SS-Panzerdivision „Nibelungen“ eingezogen. Und zum Tode verurteilt, weil er sich geweigert hatte, auf Amerikaner zu schießen. Nur dank eines gnädigen Offiziers entkam der Teenager der Vollstreckung.
„Alles, was ich im Leben erfahren und getan habe, ist im Wesentlichen auf andere Menschen zurückzuführen, nicht auf mich“, resümiert Krüger leise – auch im Hinblick auf seine spätere Weltkarriere. So hätten ihn Regisseure wie Helmut Käutner („Große Freiheit Nr. 7“) motiviert, Profi-Schauspieler zu werden.
Weil ihm deutsche Filme damals zu oft seicht erschienen, ging Krüger nach Paris, London und Hollywood. Seinen fulminanten Durchbruch erlebte der Jungstar mit dem Hobby Fliegerei mit dem Kriegsfilm „Einer kam durch“ 1957 in England. „Das war erstaunlich, denn wir Deutsche wurden dort erstmal sehr sorgfältig beobachtet“, berichtet er.
Seine Rollen habe er immer sehr sorgfältig ausgewählt, um dem Ausland in guten Filmen das Bild von „guten Deutschen“ zu zeigen. Wie etwa in der französischen Produktion „Taxi nach Tobruk“ (1960) neben Lino Ventura und Charles Aznavour. Krüger drehte zudem mit Schauspielgrößen wie James Stewart („Der Flug des Phoenix“) und Sean Connery. Mit vielen von ihnen freundete er sich an, lernte von ihnen für sein Leben, wie er sagt. „Die größten Stars, auch Jimmy Stewart und Aznavour, sind immer ganz bescheidene und liebenswerte Menschen gewesen“, erinnert er sich. Dasselbe ließe sich wohl auch mit vollem Recht von Hardy Krüger behaupten.
[Ulrike Cordes]
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